MOTOR-EXCLUSIVE

Holger Holzer/SP-X - 30. Dezember 2014, 10:48 Uhr NEWS

Fragen an Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Centers der Universität Duisburg-Essen - "Von der Bu

Beim Thema E-Mobilität liegt Deutschland, was die Verbreitung der Fahrzeuge angeht, nicht unbedingt an der Spitze. Ferdinand Dudenhöffer hat dazu eine ganz klare Meinung.

Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Car Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen, äußert sich im Gespräch sehr kritisch über die Entwicklung der E-Mobilität in Deutschland. Er erwartet vor allem von der Politik mehr Einsatz.

Der Durchbruch des Elektroautos ist auch 2014 ausgeblieben. Wie beurteilen Sie das Jahr hinsichtlich seiner Bedeutung für die weitere Entwicklung der E-Mobilität? Gab es aus Ihrer Sicht wichtige Fortschritte in Politik, öffentlicher Wahrnehmung oder Technik?
FD: Es wird schwierig werden. Von der Bundesregierung ist wenig zu erwarten, so wie die letzten Jahre. Jetzt kommen die Plug-In Hybride in den Markt. Ohne politischen Rahmenbedingungen wird sich auch hier wenig tun. Es sieht ganz danach aus, als bleibe Deutschland das internationale Schlusslicht.

Die NPE (Nationale Plattform Elektromobilität) gibt sich zumindest vorsichtig optimistisch, dass es noch nicht zu spät sein könnte, das Ziel von einer Million E-Autos bis 2020 zu erreichen. Teilen Sie die Einschätzung? Und wie bewerten Sie die zur Erreichung des Ziels vorgeschlagenen Maßnahmen, etwa die Sonderabschreibungen?
FD: Die NPE ist ein Papiertiger, der von niemanden ernst genommen wird. Was Herr Kagermann im Dezember gesagt hat, haben die Spatzen schon vor drei Jahren von den Dächern gepfiffen. Als Regierungskommission will man halt nett und diplomatisch sein und die Kanzlerin nicht vergraulen. Man will den Schein wahren, statt für Dinge zu kämpfen.

Halten Sie weitergehende staatliche Subventionen für E-Auto-Käufer für notwendig? Denken Sie, dass im kommenden Jahr eine staatliche Kauf-Förderung aufgelegt wird?
FD: Absolut. Ohne staatliche Förderung werden wir 2015 weniger reine Elektroautos verkaufen als 2014. Und das ist dann schon traurig. Bei den Plug-in-Hybriden wird der Hype dann 2016 zu Ende gehen. Billiges Benzin und eine ruhige Hand in Berlin lassen Elektromobilität in Deutschland zum Auslaufmodell werden noch ehe sie in die Gänge gekommen ist.

Die Spritpreise sind auf einem Rekord-Tief. Könnte dieser vor wenigen Jahren noch kaum zu erwartende Umstand das aktuell größte Problem bei der Nachfrage nach und der öffentlichen Wahrnehmung von E-Autos sein?
FD: Es ist ein Problem, aber nicht das größte. Das größte Problem sind die nicht eingehaltenen Versprechungen der Kanzlerin.  Eine Million zu verkünden und dann einfach alles ignorieren enttäuscht nicht nur Wähler, sondern auch die Industrie. Auf Kanzlerworte wird man in der Zukunft wenig geben können. 

Die deutsche Autoindustrie setzt offenbar mittlerweile stärker auf Plug-in-Hybride als auf reine Batterie-Elektroautos. Sehen Sie diese Strategie als vielversprechend an? Glauben Sie, dass solche Modelle auch für Privatkunden interessant sein könnten?
FD: Ich denke, es wird schwer. Die Leute werden den billigeren Diesel kaufen und die hoch-subventionierten Plug-In-Hybride werden es schwer haben in den nächsten drei Jahren.

Wenn die Deutschen überhaupt noch Autos kaufen, handelt es sich in den meisten Fällen um SUV. Könnte da nicht ein Elektro-SUV für frischen Wind bei der E-Auto-Nachfrage sorgen? Oder etwas sachlicher: Müsste die Industrie nicht ihre E-Modellpolitik gründlich überdenken, wenn die Nachfrage nicht stimmt?
FD: Nein,. Ein zusätzlicher Elektro-SUV löst unser Problem nicht. Die deutsche Autoindustrie hat mehr als 14 Milliarden Euro investiert und verkauft in Deutschland so gut wie nichts. Die Verluste sind enorm. Wenn man seinen Aktionären - also Eigentümern - gegenüber Verantwortung zeigen will, darf man bei unseren politischen Konstellationen keinen Euro mehr in Elektromobilität investieren. Die Politik ist am Zug und nur Sie kann das Thema beleben oder sterben lassen.

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Holger Holzer/SP-X am 30.12.2014, 10:48 Uhr veröffentlicht.