MOTOR-EXCLUSIVE

Michael Specht (vm) - 30. Januar 2015, 09:24 Uhr AUTOMOBIL

BMW 2er Cabriolet: Kompakte Offenbarung

Damit hatten wohl selbst die Produktstrategen im Münchener Vierzylinder nicht gerechnet.

Damit hatten wohl selbst die Produktstrategen im Münchener Vierzylinder nicht gerechnet. Dass man mit dem offenen Einser ein fesches Cabrio im Portfolio hatte, wusste man schon. Dass dieses Modell aber über seinen vollen Lebenszyklus der Bestseller im Segment sein würde, war schon eine kleine Überraschung. 130 000 Einheiten hat BMW in sechs Jahren verkauft, den größten Teil - 42 000 Stück davon - in Deutschland. Der Erfolg lag eigentlich auf der Hand. Einzig Audi versuchte mit dem A3 Cabrio zu folgen, vergeblich. Das Einser-Cabriolet bot in seinem Gesamtpaket einfach deutlich mehr: mehr Platz, mehr Kofferraum, mehr Fahrfreude, serienmäßig Hinterradantrieb und auf Wunsch sogar einen Sechszylinder-Motor.

Das neue, jetzt "Zweier" genannte Cabriolet, behält diese Eigenschaften bei. Dennoch haben die Entwickler bei der Konstruktion keinen Stein auf dem anderen gelassen. Mit dem Ergebnis: Die neue Generation verliert zumindest optisch ihre knuffige Kompaktheit, man könnte fast sagen, freche Jugendlichkeit. Zwar sind es "nur" sieben Zentimeter in der Länge und drei in der Breite, die das Zweier-Cabrio wuchs, doch wirkt der Blechkörper deutlich gestreckter als die Zahlen es vermuten lassen. BMW entspricht damit in erster Linie dem Wunsch amerikanischer Kunden.

All jene, die bereits das Einser-Cabrio besessen haben, dürften sich längst nicht zu Hause fühlen. Zu viele Dinge wurden geändert. Das Verdeck öffnet oder schließt - die Prozedur dauert 20 Sekunden - jetzt bis 50 km/h. Dafür ist jetzt nur noch die Betätigung eines Schalters zwischen den Sitzen statt wie zuvor zweier Schalter an der Mittelkonsole nötig. Das Armaturenbrett entspricht dem des Coupés. Ein Display oben im Armaturenbrett gehört zur Basisausstattung, der Dreh-Drücksteller neben der Handbremse.

Neu ist die allerdings nur optional erhältliche, klappbare Rücklehne im Fond, die eine große Luke freigibt, durch die selbst zwei Golftaschen geschoben werden können. Beim Kofferraumvolumen verblüffte ja schon der Vorgänger mit ungeahnten Nehmerqualitäten. Jetzt sind es sogar noch 30 Liter mehr, so dass 335 Liter zur Beladung bereit stehen.

Wenn Ende Februar das Zweier-Cabrio zum Händler rollt, hat der Kunde vier Motorisierungen zur Auswahl. Am meisten nachgefragt dürfte der BMW 220i mit 135 kW/184 PS sein. Der gleich große Zweiliter-Vierzylinder arbeitet auch im 228i, leistet aber stramme 180 kW/245 PS. Wem das nicht reicht, der muss zum Top-Modell greifen, dem M 235i mit 240 kW/326 PS. Hier arbeitet ein seidenweicher Dreiliter-Sechszylinder-Reihenmotor unter der Haube. Nur die Hälfte an Hubraum besitzt der Einstiegs-Benziner 218i. Erstmals kommt damit ein Dreizylinder-Motor mit 100 kW/136 PS im Zweier zum Einsatz, der für den BMW einen Normverbrauch von nur 5,5 Liter Super verspricht. Bei den Dieselmotoren heißt die Nomenklatur 218d, 220d und 225d. In allen drei Fällen handelt es sich um den brandneuen Zweiliter-Vierzylinder - intern B 47 genannt - aus dem modularen Motorenbaukasten. Zum Marktstart ist allerdings nur erstmal der 220d verfügbar.

Von seiner besten Seite zeigte sich der im Testwagen 228i verbaute Turbo-Vierzylinder: spontanes Ansprechen, agiles Hochdrehen, weicher Lauf und gute Elastizität. Dazu kommen eine schnell schaltende Achtgangautomatik (Aufpreis), eine präzise Lenkung und ein lupenrein abgestimmtes Fahrwerk.

All dies ergänzt sich zu einem sportlich-komfortablen Fahrvergnügen, wie es in dieser Klasse und in dieser Form keiner bietet. Wenn dann noch die Sonne aufs Haupthaar scheint und der Fahrtwind Frischluft ins offene Cockpit fächelt, die Landstraße leer ist und die Kurven sich in wunderbarer Harmonie abwechseln, spätestens dann sind auch die recht stolzen Preise vergessen, die BMW für das Zweier-Cabrio aufruft. Mit einem Niveau von 50 000 Euro sollte man sich beim 220i, 228i und 220d mindestens anfreunden, selbst wenn der Prospekt niedrigere Basispreise verspricht. Die Liste der Extras ist lang und verlockend.

Bewertung:
Plus: hoher Gesamtkomfort, gute Geräuschdämmung, großer Kofferraum, exzellente Fahreigenschaften
Minus: Bei geschlossenem Verdeck schlechte Sicht nach hinten

Michael Specht/mid

Technische Daten: BMW 228i Cabriolet
Viersitziges Cabriolet, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,43/1,77/1,41/2,69, Kofferraumvolumen: 280 bis 335 l, Wendekreis: 10,90 m, Leergewicht: 1 610 kg, max. Zuladung: 440 kg, Tankinhalt: 52 l.

Motor: 2,0-Liter-Turbo-Vierzylinder-Benziner mit 180 kW/245 PS bei 5 000 bis 6 500/min, 8-Gang-Automatikgetriebe, max. Drehmoment: 350 Nm bei 1 250 bis 4 800/min, 0-100 km/h: 6,0 s., Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h, Verbrauch: 6,6 l Super auf 100 km, CO2-Emission: 154 g/km, Preis: 41 650 Euro.

Dieser Artikel aus der Kategorie AUTOMOBIL wurde von Michael Specht (vm) am 30.01.2015, 09:24 Uhr veröffentlicht.