MOTOR-EXCLUSIVE

Michael Kirchberger - 27. Mai 2016, 13:11 Uhr SPECIALS

Mercedes-Benz: Drei Milliarden für die Sauberkeit

Mercedes-Benz investiert rund drei Milliarden Euro für die Entwicklung neuer Motoren. Die Diesel der neuen Familie erfüllen die künftigen RDE-Anforderungen und emittieren weniger Stickoxid. Die Otto-Motoren werden mit Partikelfiltern bestückt.

Eine von Grund auf neu entwickelte Dieselmotorenfamilie von Mercedes-Benz erfüllt bereits heute die ab September 2017 für die EU geplanten strengeren Emissionsgrenzwerte. Ein modifiziertes Brennverfahren und eine erweiterte Abgasrückführung machen die Selbstzünder sauberer. Das geänderte Motorendesign erlaubt außerdem die Positionierung aller Komponenten der Abgasnachbehandlung direkt am Motor. Nach Angaben des Autobauers steigert dies die Leistungsfähigkeit des Systems und zwar weitestgehend unabhängig von Umgebungstemperaturen und Fahrstil.

Der um 18 kW/25 PS auf 143 kW/195 PS erstarkte Vierzylinder-Dieselmotor mit der Typenbezeichnung OM 654 debütiert in der aktuellen E-Klasse. Der E 220 d konsumiert damit ab 3,9 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer, das entspricht CO2-Emissionen von 102 g/km. Messungen der Dekra haben den neuen Selbstzündern neben guten Verbrauchswerten niedrige Stickoxid-Emissionen bescheinigt. Insbesondere die Messungen der Real Driving Emissions (RDE), die in der EU ab September 2017 zusätzlich zu Emissionsmessungen auf dem Prüfstand vorgeschrieben sind, sollen dem verringerten Schadstoffausstoß bestätigt haben.

Das dynamische Testprogramm über Strecken mit Stadt-, Überland- und Autobahnfahrten wurde bei unterschiedlichen Temperaturen zwischen zwei und 16 Grad Celsius sowie mit unterschiedlicher Passagieranzahl und Beladung durchgeführt. Die NOx-Grenzwerte von 80 mg/km konnte der E 220d bei allen gültigen RDE-Fahrten unterbieten. Die Stickoxid-Messungen ergaben selbst bei niedrigen Umgebungstemperaturen Werte zwischen 13 bis 21 mg/km.

Bei der Einstiegsmotorisierung der Kompaktfahrzeuge (A- und B-Klasse sowie CLA und GLA) sowie bei der V-Klasse bietet Mercedes-Benz für bereits ausgelieferte Fahrzeuge die laufenden Verbesserungen als Software-Update im Rahmen einer freiwilligen Servicemaßnahme an. Beginnend mit der V-Klasse im Juni wird dies im Laufe der nächsten Monate umgesetzt.

Für mehr Umweltverträglichkeit plant Mercedes-Benz nach eigenen Angaben als erster Hersteller den Einsatz von Partikelfiltern auch bei Benzinmotoren. Zwei Jahre lang wurde diese Form der Abgasreinigung bei Ottomotoren im S 500 getestet, 2017 sollen weitere Varianten der S-Klasse im Zuge der Modellpflege mit der neuen Technik ausgerüstet werden. Andere Modellreihen sollen folgen. Das gesamte Entwicklungs-Programm für sauberere Motoren lässt sich Mercedes-Benz rund drei Milliarden Euro kosten.

Dieser Artikel aus der Kategorie SPECIALS wurde von Michael Kirchberger am 27.05.2016, 13:11 Uhr veröffentlicht.