MOTOR-EXCLUSIVE

Lars Wallerang - 1. Juli 2016, 16:09 Uhr NEWS

Vernetzte Lkw nutzen Straßen besser aus

Das Verkehrsaufkommen wächst unaufhaltsam. Auch die Zahl der Lkw auf Autobahnen steigt. Um die Kapazitätsgrenzen der Infrastruktur nicht zu überschreiten, bedarf es der Digitalisierung, wie Experten auf dem 11. Truck-Symposium am Nürburgring veranschaulichen.


Das Verkehrsaufkommen wächst unaufhaltsam. Auch die Zahl der Lkw auf Autobahnen steigt. Um die Kapazitätsgrenzen der Infrastruktur nicht zu überschreiten, bedarf es der Digitalisierung, wie Experten jetzt auf dem 11. Truck-Symposium am Nürburgring veranschaulichen. Die Digitalisierung könne helfen, die vorhandenen Straßen effizienter zu nutzen, sagt Dr.-Ing. Klaus Manns, Vorsitzender des ADAC Mittelrhein.

Auf diesem Gebiet sei bereits viel erreicht worden, ergänzt der Tagungs-Vorsitzende Prof. Dr.-Ing. Jürgen Brauckmann, Executive Vice President Mobilität beim TÜV Rheinland. "Die Politik aber auch die Industrie engagieren sich sehr stark, um die Digitalisierung in all ihren Facetten voranzubringen. So haben Frachtpapiere heute in der Regel alle einen QR-Code, also einen Quick-Response-Code, der es dem Fahrer oder Disponenten per Handy erlaubt, ihre Unterlagen zu laden und zu öffnen." Dies sei ein gutes Beispiel dafür, wie die Digitalisierung zu mehr Effizienz führe.

Erste Erfolgsmeldungen überbringt Christian Weibrecht, Ministerialdirigent beim Bundesverkehrsministerium: Die Technik für automatisiertes Fahren sei da, es gehe jetzt vor allem um die sehr schnelle Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen, um gesetzgeberisch mit den rasanten technologischen Entwicklungen Schritt zu halten. Unterdessen erfolgt der Ausbau der "klassischen" Verkehrsbeeinflussung durch kollektive Systeme bereits seit 2010 durch die Umsetzung des Projektplans Straßenverkehrstelematik. Er enthält laut Weibrecht 140 Maßnahmen für Strecken- und Netzbeeinflussungsanlagen, Zuflussregelung und temporäre Seitenstreifenfreigabe, für die das Ministerium 300 Millionen Euro zur Verfügung stellt.

"Die Zukunft von kooperativen Systemen wird in Deutschland in Kooperation mit den Niederlanden und Österreich eingeführt", sagt der Verkehrspolitiker. Erste Anwendungen sind der Baustellenwarner und die Verkehrslageerfassung. Um innovative Lösungen und das automatisierte Fahren zu testen, hat das Ministerium das digitale Testfeld Autobahn auf der A9 eingerichtet. Es geht dabei neben neuen Informationsdiensten auch um Falschfahrerwarnsysteme. Man stelle unter anderem die nötige Infrastruktur zur Datenerfassung und Kommunikation zur Verfügung, so Weibrecht.

Speditions-Unternehmer Joachim Altmann, potenzieller Anwender aller neuen Technologien, drängt derweil auf die Schließung von Sicherheitslücken. Vor allem die digitale Kommunikation müsse sichergestellt werden. Abgerufene Daten müssten immer aktuell sein und sich mit dem Navigationsgerät verbinden. Zu den wichtigen ausgetauschten Informationen gehört seiner Meinung nach nicht nur die voraussichtliche Ankunftszeit eines Lkw, sondern auch die Warnung, wenn während der Fahrt einmal etwas aus dem Ruder läuft.

Neben Techniken wie dem autonomen Fahren gibt es noch manch anderes digitales Konzept, um die Mobilität effizienter zu gestalten. Gastredner André Jurleit, Geschäftsführer des Schweinfurter Anbieters für Telematiklösungen GPSoverIP, weist auf die Chancen von Online-Netzwerken für Kraftfahrer wie "Click-Apoint" hin. Hier können Transport-Dienstleister international ein Profil einrichten und andere Profile suchen, um sich abzustimmen. Das spart Wege.

Click-Apoint ist eine Plattform, auf der Transporte, Fracht, Sitzplätze oder Mitfahrgelegenheiten weltweit angeboten und gesucht werden können - auf der Straße, zu Wasser, in der Luft und auf der Schiene. Egal, ob Verlader oder Spediteur, Kurierdienst, Paketdienst oder Zubringer, ob privat oder gewerblich. "Die Plattform versteht sich als globales Netzwerk der Mobilität und kann von jedem völlig kostenfrei genutzt werden", sagt Jurleit. Alle Vorgänge, angefangen mit der Einstellung eines Angebots, bis hin zur Kommunikation, würden einfach und übersichtlich dargestellt. Es gibt sogar ein automatisches Übersetzungsprogramm, durch das sich etwa ein deutscher Spediteur mit einem türkischen austauschen kann. So lässt sich manche Leerfahrt vermeiden - und Infrastruktur und Umwelt profitieren auch noch davon.

Lars Wallerang

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Lars Wallerang am 01.07.2016, 16:09 Uhr veröffentlicht.