MOTOR-EXCLUSIVE

Michael Kirchberger - 20. Januar 2017, 10:43 Uhr MOTORRAD

Sicherer auf drei Rädern: Peugeot erneuert den Roller Metropolis

Roller stehen hoch im Kurs - auch solche mit drei Rädern. Sie dürfen auch mit dem Autoführerschein gefahren werden und bieten mehr Stabilität. Peugeot überarbeitet daher jetzt den Groß-Roller Metropolis.

New York, Rio, Tokyo? In diesem Fall wohl eher nicht. Wenn es um große Motorroller geht, dann könnte die Reise eher nach Mailand, München und Madrid führen. Denn dort wuseln die wendigen Roller zwischen den vierrädrigen Stauverursachern gerne um die Wette. Und das immer öfter auf drei Rädern. Mehr Stabilität und vor allem die Fahrberechtigung für Besitzer eines Autoführerscheins bieten sie. Peugeot hat jetzt sein dickes Ding drei Jahre nach der Markteinführung umfassend überarbeitet.

"Metropolis" heißt der im Werk Mandeure nördlich von Paris gebaute Groß-Roller der Löwenmarke. Immerhin 256 Kilogramm bringt er unbeladen auf die Waage. Für den Vortrieb sorgt ein viertaktender 0,4-Liter-Einzylindermotor, der 27 kW/37 PS leistet und 38 Newtonmeter maximales Drehmoment bei 5.250 Umdrehungen in der Minute liefert. Für die Kraftübertragung sorgt ein stufenloses Automatikgetriebe, es ist mit der gesamten Antriebseinheit in der Hinterradschwinge integriert.

Die umfangreiche Überarbeitung des Metropolis umfasst vor allem die Anpassung des Motors an die nun geltende Euro-4-Norm. Reibungsoptimiert und mit einem anderen Kennfeld ausgestattet, unterschreitet er die geltenden Grenzwerte nach Angaben von Peugeot mühelos. Das schlägt sich naturgegeben auch im Treibstoffverbrauch nieder, der ist von 4,2 auf 3,9 Liter Benzin je 100 Kilometer gesunken. Die Reichweite mit dem 13,1 Liter fassenden Tank steigt um einige hilfreiche Kilometer.

Was der Fahrfreude zuträglich ist, denn lange Strecken übersteht der Fahrer im bequemen Sattel des großen Rollers unangestrengt. Ein manuell verstellbares Windschild über dem Lenker nimmt den Druck der Luftströme vom Oberkörper des Metropolis-Reiters, die Vergrößerung der beiden Vorderräder von 12 auf 13 Zoll und die sanftere Federung vorn verbessern den Fahrkomfort spürbar. Und auch die Sicherheit hat gewonnen. Neu ist das von Continental entwickelte ABS, das zusammen mit der zweistufig regelbaren Traktionskontrolle auf Fahrbahnen mit geringem Grip gefährliche Ausrutscher im Rahmen des Möglichen verhindert. Die beiden um drei auf 23 Zentimeter vergrößerten Scheibenbremsen packen dank der neuen Doppel- statt Einzelkolben-Sättel kraftvoll und feinfühlig zu. Zur Serienausstattung zählt außerdem ein automatisches Reifendruck-Kontrollsystem.

Auf den Hauptständer könnte der Peugeot-Roller getrost verzichten, denn die Neigungskontrolle der Vorderräder lässt sich im Stand elektrisch arretieren. Damit bleibt der Metropolis in der Vertikalen. Beim Ampelstopp kann der geschickte Fahrer so die Füße auf dem breiten Bodenblech lassen; viele der Groß-Roller-Nutzer legen Wert darauf, sich nach der Ankunft am Arbeitsplatz nicht nochmals umziehen zu müssen, feines Schuhwerk wird also geschont. Beim Abstellen des Fahrzeugs verhindert eine elektrische Parkbremse unbeabsichtigtes Davonrollen. Komfortabel ist außerdem der Smart-Key-Start, es genügt, dass sich der Schlüssel in der Nähe befindet, um den Motor zu starten.

Das Design wirkt mit steiler Front und aggressiv gestalteten Hauptscheinwerfern beinahe schon furchteinflößend. Besonders, wenn der Metropolis als sportliches RX-R-Modell hergerichtet und komplett in Mattschwarz lackiert ist. Obwohl Peugeot Scooters völlig eigenständig agiert und rechtlich von Peugeot Automobiles getrennt ist, haben die Zwei- und Dreiradbauer Anleihen bei den Kollegen in der Autofertigung genommen. Die Rückleuchten strahlen in Form der Löwenklauen wie beim 308 und auch das Design der Instrumententafel entspricht weitgehend der des Kompaktwagens. Die Skalen von Tacho und Drehzahlmesser verlaufen gegensätzlich. Warnleuchten zeigen, ob das ABS funktioniert, der Reifendruck stimmt, die Parkbremse angezogen und die Neigungskontrolle der Vorderräder aktiv oder passiv ist. Alles wurde übersichtlich und leicht erkennbar positioniert. Auf zwei Funktionshinweise aber muss der Metropolis-Pilot zunächst noch verzichten. Eine Heizung für Sitzbank und Handgriffe ist aktuell nicht im Angebot, sei aber in Vorbereitung, heißt es.

9.599 Euro verlangt Peugeot Scooters für den erneuerten Groß-Roller. Darin enthalten sind kleine Extras wie eine 12-Volt-Steckdose und ein USB-Anschluss, die beide unter der Sitzbank platziert und für Handy-Helm-Kommunikation gut sind. In die abschließbaren Staufächer passen ein Integral- und ein Jet-Helm. Als Extras werden unter anderem eine Smartphone-Halterung, ein Gepäckträger und ein 46 Liter fassendes Top-Case geboten.

Die Akzeptanz der hubraumstarken Scooter nimmt beständig zu. Trotz der vergleichsweise hohen Preise (Marktführer Piaggo verlangt nicht weniger) entscheiden sich immer mehr Verbraucher für einen Dreirradroller. Rund 1.500 Exemplare wurden im vergangenen Jahr in Deutschland neu zugelassen. Mit dem Metropolis kam Peugeot auf einen Zuwachs von etwa vier Prozent.

Michael Kirchberger

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORRAD wurde von Michael Kirchberger am 20.01.2017, 10:43 Uhr veröffentlicht.