MOTOR-EXCLUSIVE

Konrad Winterstein - 21. Februar 2017, 12:31 Uhr SERVICE

Passat Hybrid - reibungslos unterwegs in zwei Welten

Alternative Antriebskonzepte erfordern clevere Ingenieursarbeit. Der Kunde soll schließlich keine Einbußen an Fahrspaß, Alltagsnutzen und Komfort erleben, wenn er vom Verbrenner zum Beispiel auf einen Plug-in-Hybrid umsteigt. Ein Blick auf die Technik des Passat GTE zeigt, wie groß der Aufwand bei den Herstellern ist, die zusätzlichen Komponenten im Fahrzeug unterzubringen.


Alternative Antriebskonzepte erfordern clevere Ingenieursarbeit. Der Kunde soll schließlich keine Einbußen an Fahrspaß, Alltagsnutzen und Komfort erleben, wenn er vom Verbrenner zum Beispiel auf einen Plug-in-Hybrid umsteigt. Ein Blick auf die Technik des Passat GTE zeigt, wie groß der Aufwand bei den Herstellern ist, die zusätzlichen Komponenten im Fahrzeug unterzubringen.

Es ist ja nicht so, dass bei der Entwicklung eines neuen Autos viel Luft unterm Blech bleibt. Ingenieure streben ein optimales Packaging an, das heißt: Der umbaute Raum soll optimal genutzt werden. Möglichst viel Platz für Mensch und Gepäck, möglichst wenig für die Technik. Und die Designer sprechen da auch ein gewichtiges Wörtchen mit. In der mehrjährigen Entwicklungsphase wird daher oft um Millimeter gerungen.

Bei der Metamorphose des Passat zum Passat "GTE", wie die Plug-in-Hybriden bei Volkswagen heißen, kam den Entwicklern natürlich zugute, dass schon bei der Konzeption des Wolfsburger Erfolgsmodells an die zusätzlichen Komponenten des Hybrid-Antriebs gedacht worden war. Elektrische Maschine, Leistungselektronik, Batterien und Kühlung mussten daher nicht irgendwie nachträglich ins Auto gestopft werden. Die Entwickler hatten für sie schon Freiräume geschaffen.

Das heißt aber nicht, dass die Arbeit trivial gewesen wäre - ganz im Gegenteil. VW gelang es zwar, die elektrische Maschine, die mit 85 kW/115 PS den quer eingebauten 1.4-Liter-Direkteinspritzer unterstützt, raumsparend in die Getriebeglocke zu integrieren. Doch die wuchs schon ein wenig in der Breite, so dass der 115 kW/156 PS starke Verbrenner um fast sechs Zentimeter nach links versetzt werden musste. Zugleich wurde in das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe noch eine dritte Kupplung integriert, die den Ottomotor vom Antriebsstrang abkoppelt, wenn das Auto zum im Schubbetrieb mit abgeschaltetem Motor segelt und so Kraftstoff spart. Und das tut der GTE insgesamt vorbildlich: Der Normverbrauch liegt bei 1,8 Liter Benzin auf 100 Kilometer, dazu kommen 13,1 Kilowattstunden Strom.

Das Miteinander des TSI-Motors und der elektrischen Maschine, die aus dem Stand heraus 330 Newtonmeter ins Getriebe schickt, regelt die Leistungselektronik. Der Kasten sitzt zusammen mit dem Ladegerät vorn im Motorraum und ist auch dafür verantwortlich, dass der elektromechanische Bremskraftverstärker beim leichten Abbremsen die Hauptarbeit vom Elektromotor verrichten lässt - so werden die Akkus aufgeladen.

Die 12-Volt-Bordbatterie findet hinten links im Kofferraum Platz, während die Hochvolt-Batterien des Hybrid-Antriebs im Fahrzeugboden vor der Hinterachse liegen. So tief platziert, beeinträchtigen die 125 Kilogramm schweren Akkus die Fahrdynamik des Passat GTE und des Passat Variant GTE kaum, denn sie verlagern den Fahrzeugschwerpunkt nach unten. Hinter der Hinterachse, aber nicht im Crashbereich, liegt der 50 Liter fassende Kraftstofftank. Das Kofferraumvolumen der Plug-in-Hybriden schrumpft dadurch zwar gegenüber den konventionell motorisierten Passat-Modellen. Doch mit 483 bis 1.613 Liter Fassungsvolumen ist etwa der Variant noch immer ein vollwertiger Kombi für die Familie.

Da wurden also einige Bauteile verrückt bei diesem Ingenieurs-Tetris - und gleichzeitig hat VW pfiffige Lösungen für mehr Komfort installiert. So lässt sich über den Bordcomputer oder eine Handy-App nicht nur vorwählen, wann die Akkus an der Steckdose geladen werden sollen, sondern auch, ob das Auto bei diesem Vorgang kühlen oder heizen soll - gerade im Winter eine verlockende Option.

Dass Hybrid-Autos Spaß machen können, zeigen die Leistungsangaben: Die 156 PS des 1.4 TSI und die 115 PS der elektrischen Maschine addieren sich zu 160 kW/218 PS Systemleistung. Damit sind 225 km/h Spitze möglich und eine Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 7,5 Sekunden. Rein elektrisch lassen sich bis zu 50 Kilometer bewältigen, wenn die Akkus mit 9,9 kWh Energiegehalt voll geladen sind. Damit kommen - Volkswagen verweist hier auf eine Studie des Bundesverkehrsministeriums - vier von fünf Autofahrern gut durch den Tag, ohne einen Tropfen Benzin zu verbrauchen. Der Tankwart wird sich grämen, doch die Umwelt freut sich.

Konrad Winterstein / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie SERVICE wurde von Konrad Winterstein am 21.02.2017, 12:31 Uhr veröffentlicht.