Martina Göres - 28. März 2017, 10:45 Uhr NEWS
Pikante Kurzware
Kia gibt zur Zeit mächtig Gas. Erst seit wenigen Wochen ist die Neuauflage des kompakten Rio erhältlich, jetzt hat der koreanische Autobauer auch Hand an den kleinen Picanto angelegt. Die dritte Generation des pfiffigen Stadtwägelchens kommt jetzt ausschließlich als Fünftürer auf den Markt.
Der beim Vorgänger angebotene Dreitürer wurde zu wenig nachgefragt und flog deshalb aus dem Programm. In Verzicht muss sich deshalb aber niemand üben, denn der koreanische Cityfloh, der auf einer neuen Plattform basiert, lässt sich mit Sicherheits- und Komfortdetails ausstaffieren wie ein Großer. Er wird dann aber auch entsprechend teuer. Zwar beginnen die Preise bei 9.990 Euro, in Verbindung mit der erstmals verfügbaren sportlichen Topversion GT-Line werden jedoch stolze 14.990 Euro fällig, und die Aufpreisliste hält auch noch den ein oder anderen in Paketen zusammengefassten Posten bereit.
Zu erkennen ist der Neuling an dem breiteren, Kia-typischen Kühlergrill, der sogenannten "Tigernase", die jetzt bis zu den eckiger gestalteten Scheinwerfern reicht. Optisch präsenter und im Profil gestreckter kommt der Fünfsitzer daher. Der vordere Überhang wurde um 25 Millimeter kürzer, der Radstand hingegen wuchs um 15 Millimeter auf 2,40 Meter, was vor allem die Fondpassagiere goutieren. Mit einer Länge von 3,60 Meter, einer Breite von 1,60 Meter (1,88 Meter inklusive Außenspiegel) sowie einem Wendekreis von nur 9,40 Meter ist der ultrakompakte Picanto wie geschaffen für die Stadt. Die Platzverhältnisse vorn sind überraschend luftig, die Sitze sind bequem, wenn auch die Sitzauflage etwas kurz geraten ist. Zwei Passagiere kommen auf der asymmetrisch geteilten Rückbank gut unter, sofern Fahrer und Beifahrer ihr Gestühl nicht ganz nach hinten schieben. Der Mittelplatz im Fond ist etwas schmaler.
Deutlich gewachsen ist der Gepäckraum, der mit 255 bis 1.010 Liter jetzt 55 Liter mehr Fassungsvermögen bereithält und nach Angaben von Kia der größte seiner Klasse ist. Ein herausnehmbarer doppelter Ladeboden macht's möglich. Befindet der sich in der oberen Position, steht bei umgeklappten Rücksitzlehnen eine nahezu ebene Fläche zur Verfügung. Das Gepäck muss allerdings über eine 72 Zentimeter hohe Ladekante und anschließend um 23 Zentimeter nach unten gewuchtet werden.
Das neu gestaltete Cockpit gefällt mit klaren Linien und den zum Abschluss an beiden Seiten platzierten großen vertikalen Lüftungsdüsen. Gut ablesbar ist der aus der Mittelkonsole herausragende, optional erhältliche Sieben-Zoll-Touchscreen für Navigation und Infotainment inklusive Smartphone-Anbindung für Apple und Android. Das Lenkrad ist nur höhenverstellbar, dafür aber je nach Version beheizbar. Die Basislinie "Attract" ist mit ESP, Bordcomputer, Radio und Zentralverriegelung recht karg ausgestattet. Eine manuelle Klimaanlage für 890 Euro oder ein Notbremsassistent zum Preis von 590 Euro sind aber verfügbar. Letzterer bremst selbsttätig nicht nur in der Stadt, sondern bis zu einer Geschwindigkeit von 165 km/h. Elektrische Fensterheber, höhenverstellbaren Fahrersitz und manuelle Klimaanlage gibt es ab "Edition 7" für mindestens 11.490 Euro. Sechs Airbags sind schon in der Basis an Bord, ab Ausstattung "Spirit" (ab 13.890 Euro) auch ein Knie-Airbag für den Fahrer. Stopp-Start und Klimaautomatik sind ebenfalls ab "Spirit" serienmäßig.
Gegen Aufpreis sind zahlreiche in dieser Klasse bis vor kurzem noch undenkbare Komfortfeatures erhältlich. Dazu gehören neben dem Notbremsassistenten auch die induktive Ladestation für Smartphones, eine Rückfahrkamera , ein Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer sowie Parksensoren am Heck. In scharf-pikanter Optik präsentiert sich der Baby-Kia mit der neuen, sportlich anmutenden "GT-Line" mit Wabengrill, Sportstoßfängern vorn und hinten, Doppelrohrauspuff und Farbakzenten in Rot, Silber oder Schwarz zum Preis von 14.990 Euro (nur für 1,2-Liter). Nahezu vierzig Prozent aller Picanto-Kunden werden den Schätzungen der Kia-Strategen zufolge aber zum vom Start weg verfügbaren limitierten Sondermodell "Dream-Team" greifen, das über 14 Zoll-Leichtmetallfelgen, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Stopp-Start, beheizbares Lederlenkrad und Sitzheizung verfügt und für 12.690 Euro mit einem guten Preis-/Leistungsverhältnis aufwartet.
Die beiden aus dem Vorgänger bekannten Sauger-Benziner kommen auch im neuen Picanto zum Einsatz, sie wurden umfangreich überarbeitet und auf Euro 6 getrimmt. Der Einliter-Dreizylinder mit 49 kW/67 PS und der 1,2-Liter-Vierzylinder mit 62 kW/84 PS ab 11.890 Euro sorgen in der Stadt und über Land für einigermaßen flottes Vorwärtskommen, sie wollen aber mit ausreichend Drehzahl bei Laune gehalten werden. Beide Motoren sind mit Fünfgangschaltgetriebe kombiniert, der größere Benziner kann gegen 800 Euro Aufpreis mit einer nicht mehr ganz zeitgemäßen Vierstufenautomatik kombiniert werden. Kia hat dem Picanto eine direktere Lenkung spendiert; das überarbeitete Fahrwerk bügelt grobe Unebenheiten im Straßenbelag gut weg. Diesel gibt es nicht, auch von der beim Vorgänger noch angebotenen Autogas-Variante hat man sich verabschiedet. Ende des Jahres hält der aus dem Rio bekannte 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 74 kW/100 PS Einzug - so stark war noch kein Picanto. Er lässt sich ausschließlich mit der "GT-Line" kombinieren, der Preis steht noch nicht fest.
Martina Göres/mid
Technische Daten Kia Picanto 1.0:
Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Metern: 3,60/1,60/1,49/2,40; Leergewicht 935 kg; zul. Gesamtgewicht: 1 400 kg; Kofferraumvolumen: 255 bis 1 010 Liter; Wendekreis: 9,40 Meter; Tankinhalt: 35 Liter; Preis: ab 9.990 Euro
Motor: Dreizylinder-Saugbenziner; Hubraum: 998 ccm; Leistung: 49 kW/67 PS bei 5 500/min; max. Drehmoment: 96 Nm bei 3 500/min; Höchstgeschwindigkeit: 161 km/h; 0 bis 100 km/h: 14,3 s; Normverbrauch: 4,2 l/100 km (ohne Start-Stopp: 4,4 l); CO2-Ausstoß: 97 g/km (ohne Start-Stopp: 101 g/km); Fünfgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb
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