MOTOR-EXCLUSIVE

Lars Wallerang - 8. Juni 2017, 14:18 Uhr SPECIALS

Wacker am Wind

Die Sonne brennt auf Bermuda. Bewegungen treiben schnell den Schweiß auf die Stirn. Doch die Segler beim legendären America''s Cup gönnen sich keine Verschnaufpause. Sie rackern auf ihren rechteckigen High-Tech-Booten, was das Zeug hält. Nur Wind und Muskelkraft können die Segel-Yachten auf Touren bringen. Für den Extra-Schub sorgen hydraulische Pumpen, an denen die Wassersportler hurtig hebeln.

Die Sonne brennt auf Bermuda. Bewegungen treiben schnell den Schweiß auf die Stirn. Doch die Segler beim legendären America's Cup gönnen sich keine Verschnaufpause. Sie rackern auf ihren rechteckigen High-Tech-Booten, was das Zeug hält. Nur Wind und Muskelkraft können die Segel-Yachten auf Touren bringen. Für den Extra-Schub sorgen hydraulische Pumpen, an denen die Wassersportler hurtig hebeln.

Vor der subtropischen Atlantikinsel kämpfen Segler aus aller Welt um den begehrten Pokal, den Jahr für Jahr das unheimlich starke US-Team "Oracle" in die Hände bekommt. Jetzt schwingt sich nach 16-jähriger Abstinenz eine britische Mannschaft aufs Boot - das Team Land Rover BAR um den Segler und fünfmaligen Olympiasieger Sir Ben Ainslie (40) - bekannt auch unter dem Namen "King Ben".

Von bequemen Motor-Yachten aus feuern Fans ihre Nationalmannschaften an und schwenken Fahnen. Weniger Privilegierte beobachten die Regatta vom Hafen aus. Mehrere Groß-Monitore übertragen die Rennen live und in Farbe. Überall gibt es Stände mit exklusiven Getränken. Champagner fließt in große Plastik-Pokale, auf denen nicht nur Schriftzug und Logo der Schampus-Marke, sondern auch des America's Cup prangt. Es ist ein Sportfest der feineren Art.

Von wegen Bermuda-Shorts: Die Sportsegler stecken derweil im engen Neoprenanzug. Denn auf den rechteckigen Booten mit den haushohen Segeln wird es zwangsläufig sehr nass. Die Yachten sind nicht auf komfortables Reisen ausgelegt, sondern auf Rasanz und Wendigkeit. Wer hier mitfährt, muss schuften und über ein Netz häufig die Seiten des Bootes wechseln.

Trotz rauer Naturverbundenheit ist jede Menge High-Tech an Bord, darunter 300 Sensoren, die jede Bewegung des Bootes registrieren und an einen Rechner weiterleiten. Technische Schützenhilfe leistet hier zum ersten Mal Land Rover. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Autobauer beim traditionsreichen America's Cup sozusagen mit im Boot sitzen. Beispielsweise sponsert BMW die Regatta seit Jahren, obwohl kein deutsches Team dabei ist. Das weiß-blaue BMW-Logo prangt auf dem Segel des US-Bootes "Oracle". Bei der Unterstützung geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Technik. Denn bei Bau und Tuning der Boote sowie beim Training ist High-Tech gefragt.

"50 Prozent ist Boot-Design, 50 Prozent Segelkunst", sagt Martin Whitmarsh, Geschäftsführer des Ingenieurs-Teams von Land Rover. Die Herausforderungen seien von Jahr zu Jahr höher, da alle Mannschaften technisch aufrüsten. Die Form des Carbon-Gerüsts für das 25 Meter hohe Haupt-Segel ist mit Hilfe leistungsstarker Computer und Spezialsoftware entwickelt worden. Land Rover besitzt das digitale Equipment, da beim Design aerodynamische Eigenschaften eine wichtige Rolle spielen. Auch einen Simulator zu Trainingszwecken stellte der Hersteller luxuriöser Geländewagen bereit.

Freilich sind die britischen Sportler nicht die einzigen mit technologischer Unterstützung. Beim Blick auf die Boote springen viele Logos ins Auge, ob nun BMW für die Amerikaner, die Fluggesellschaft Emirates für Neuseeland oder Land Rover für die Briten. In das britische Engagement ist ein kräftiger Schuss Patriotismus eingerührt. Mit großer Leidenschaft zieht man hier am gemeinsamen Strang. "Bring the Cup home" - "Holt den Pokal heim" - lautet das Motto. Schließlich geht der berühmte Wettbewerb mit seinem altmodisch verschnörkelten Wanderpokal auf eine Regatta rund um die britische Insel Isle of Wight zurück.

Trotz aller Bemühungen wird es wohl knapp für Sir Ben Ainslie und seine Männer. Denn die Amerikaner gelten als fast unschlagbar und haben den Cup bisher Jahr für Jahr gewonnen. Auch haben sich die Engländer auf starken Wind eingestellt und hadern jetzt mit dem lauen Lüftchen, das derzeit um das subtropisch gelegene britische Hoheitsgebiet Bermuda weht. Den Japanern waren die Engländer gewachsen. Doch beim Zweikampf mit der US-Mannschaft Oracle hatten sie es sehr schwer. Dennoch brachten sie das grüne Firmen-Logo immer wieder perfekt in Position.

Noch ist der Pokal nicht verloren, denn die Regatta erstreckt sich über mehrere Wochen. Ein glanzvolles Comeback bei der ältesten Regatta der Welt ist nicht ausgeschlossen. Auf Bermuda wird also weiter gekämpft und geschwitzt, während es sich die illustren Gäste zu Land und zu Wasser gutgehen lassen. Sir Ben muss ja nicht das Schicksal von Thomas Lipton teilen. Der schottische Segler und Tee-Fabrikant hatte die Amerikaner zwischen 1899 und 1930 fünfmal herausgefordert - und unterlag auch fünfmal.

Lars Wallerang / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie SPECIALS wurde von Lars Wallerang am 08.06.2017, 14:18 Uhr veröffentlicht.