MOTOR-EXCLUSIVE

Jutta Bernhard - 2. Juni 2018, 16:40 Uhr MOTORSPORT

Ein Rallye-Protokoll zwischen Dünen und Kamelgras

Die fünfte Veranstaltung im FIA Weltcup für Cross Country hat es in sich. Profi-Teams wie X-raid fahren mit. Auch Jürgen Schröder und sein Sohn Daniel sind dabei und berichten von der Herausforderung zwischen Dünen und Kamelgras.


Die fünfte Veranstaltung im FIA Weltcup für Cross Country hat es in sich. In Kasachstan geht es über Stock und Stein. Mensch und Maschine stoßen dabei an Grenzen. Profi-Teams wie X-raid fahren mit. Auch Jürgen Schröder und sein Sohn Daniel sind dabei und berichten im Etappenprotokoll von der Herausforderung zwischen Dünen und Kamelgras. Die Strapazen bei so einer Rallye sind im TV nie zu sehen. Welcher Teilnehmer gibt schon gerne zu, dass er sich verfahren oder einen Plattfuß eingehandelt hat? Familie Schröder vom Team PS Laser gibt dem Motor-Informations-Dienst (mid) einen Einblick.

Etappe 1 - Wenn der Sicherheitsgurt klemmt

Die 1. Etappe der Rallye Kasachstan führte Jürgen Schröder und Sohn Daniel über schnelle Schotterprüfungen Richtung Kaspisches Meer. Beide sind bis zur Hälfte der Sonderprüfung recht schnell unterwegs, als sich ein vermeintlicher Plattfuß ankündigt. Das Team stoppt, um den Reifen zu wechseln. Dieser hat aber immer noch den vollen Luftdruck, und die beiden wollen ihre Fahrt fortsetzen. Beim Versuch seinen Gurt wieder anzulegen, muss Jürgen Schröder jedoch feststellen, dass dieser nicht mehr schließt. Fast fünf Minuten vergehen, bis das Problem gelöst ist. Der zu dieser Zeit 6. Platz ist damit futsch. Am Ende der Etappe steht für Jürgen und Daniel der 12. Platz in den Ergebnislisten. Jürgen Schröder: "Eigentlich ein guter Tag, wenn nicht das Problem mit dem Sicherheitsgurt gewesen wäre. 280 Kilometer Schotterpiste in knapp über zwei Stunden waren schon ein Erlebnis. Morgen in den ersten Dünen wollen wir in die Top Ten fahren."

Etappe 2 - Ein Tag zum Vergessen

Nachdem die Schröders am Anfang der Etappe in den Top Ten liegen, beginnt das Übel. Das Duo hat ein paar Fehler in der Navigation und irrt in den Dünen umher. Bei dem Versuch, die verlorengegangene Zeit aufzuholen, bricht eine der vorderen Antriebswellen, was Jürgen und Daniel Schröder zu einem Reparatur-Stopp zwingt. Die Folge: mehr als eine Stunde Zeitverlust. Und dann sorgt auch noch ein Überschlag für Aufregung. Dabei werden die Bremsleitung vorn sowie ein Achsträger zerstört. Die Schröders erreichen nur mit Stundenrückstand das Etappen-Ziel. Für die Mechaniker steht eine Nachtschicht auf dem Programm. Jürgen Schröder:" Ein Tag zum Vergessen, Navigationsprobleme, eine abgerissene Antriebswelle und als Tageshighlight die Rolle mit unserem Nissan. Jetzt gilt es zu hoffen, dass die Jungs uns das Auto bis morgen in der Frühe wieder fitmachen."

Etappe 3 - Heute läuft es

Die Wertungsprüfung liegt den Schröders. Mit dem über Nacht wieder hergestellten Nissan geben die beiden Gas. Viele Dünen, die zu bewältigen sind, wechseln sich mit schnellen Schotterpassagen ab. Jürgen Schröder: "Dank an meine Mechaniker. Ihnen ist es gelungen, den Navarra wieder in einen Top-Zustand zu versetzen. Die Dünen und die Schotterpassagen liegen mir. Es läuft wie am Schnürchen." Von Platz 22 gestartet, sind die Schröders im Ziel auf dem 9. Rang.

Etappe 4 - Wechsel am Lenkrad

Wie angekündigt, erfolgt im Team Schröder ein interner Wechsel. Daniel Schröder übernimmt das Lenkrad von seinem Vater Jürgen. Auf der 398 Kilometer langen Etappe zeigt er, dass auch er das Fahren auf vier Rädern im Gelände beherrscht. Im Ziel der Etappe steht der 7. Platz in der Tageswertung für das Vater-Sohn-Duo zu Buche. Vater Jürgen kann zeigen, dass er das Navigieren nicht verlernt hat (mehrere Dakar-Teilnahmen und Rallyes in Südafrika hat er als Navigator bestritten). Daniel Schröder: "Ein tolles Gefühl hinter dem Lenkrad des Nissan zu sitzen, und alles hat fehlerfrei geklappt. Wen es nach mir ginge, würde mein Vater wieder seinen angestammten Platz auf der rechten Seite einnehmen." Jürgen Schröder gibt zu Protokoll: "Nichts verlernt auf dem Navigatoren-Platz. Ohne Fehler sind wir in das Etappenziel gekommen."

Etappe 5 - Sohn dreht am Rad

Auf der 5.Etappe darf Daniel Schröder noch einmal ans Lenkrad. 298 Kilometer gilt es zu bewältigen. Dünen und wieder sehr schnelle Schotterpassagen prägen die Etappe. Bis zehn Kilometer vor dem Etappenziel liegen die beiden Schröders auf einem guten 7. Platz, als die linke Lenkstange sich verabschiedet. Mehr als 60 Minuten gehen für die Reparatur drauf - der Top-Platz in der Tageswertung ist verloren. Beide kommen in der Etappenwertung auf Platz 13 ins Ziel. In der Gesamtwertung liegen sie vor der Schlussetappe auf Position 13. Jürgen Schröder: "Daniel hat seinen Job super gemacht. Der Defekt hat uns eine Top-Ten-Platzierung in der Tageswertung gekostet."

Etappe 6 - Leider Feierabend

Nach nur 18 Kilometern der letzten Etappe ist die Rallye für die Schröders vorbei. Auf einer Vollgas-Passage hebelt eine nicht im Roadbook verzeichnete Senke das Fahrzeug aus, was einen dreifachen Überschlag zur Folge hat. Der Nissan wird schwer beschädigt, beide Piloten bleiben unverletzt - dem guten Sicherheitspaket des Rennwagens sei Dank. Jürgen Schröder: "Die Senke war erst sehr spät zu sehen. Als wir sie warnehmen konnten, waren wir schon in der Luft und überschlugen uns dreimal. Mein Fazit zur Rallye: eine top organisierte Veranstaltung in einer tollen Landschaft."

Gesamtergebnis, Endstand:

1. Y. Al-Rajhi (KSA) / T. Gottschalk (GER) MINI JCW Rally - 17h 59m 18s
2. J. Przygonski (POL) / T. Colsoul (BEL) MINI JCW Rally - 18h 03m 25s
3. V. Vasilyev (RUS) / K. Zhiltsov (RUS) MINI ALL4 Racing - 18h 06m 43s
4. M. Prokop (POL) / J. Tomanek (CZE) Ford - 18h 31m 15s
5. L. Alphand (FRA) / A. Schulz (GER) MINI JCW Buggy - 19h 20m 11s
6. V. Khoroshavtsev (RUS) / D. Pavlov (RUS) MINI JCW Rally - 20h 14m 29s

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORSPORT wurde von Jutta Bernhard am 02.06.2018, 16:40 Uhr veröffentlicht.