MOTOR-EXCLUSIVE

Lars Wallerang - 19. Juni 2018, 15:01 Uhr NEWS

Drei Jahre bis zur fertigen Auto-Farbe

Gut Ding will Weile haben, sagt der Volksmund. Das gilt auch für die Farbe des Autolacks. Von der Kreation bis zur fertigen Lackierung können rund 1.000 Tage vergehen.


Gut Ding will Weile haben, sagt der Volksmund. Das gilt auch für die Farbe des Autolacks. Von der Kreation bis zur fertigen Lackierung können rund 1.000 Tage vergehen. "Die Kreation einer neuen Farbe ist ein Insider-Job", sagt Jordi Font, der bei Seat die Abteilung "Color & Trim" leitet. Der lange Weg einer neuen Farbe beginnt mit einer Marktstudie und endet erst, wenn der Lack auf das Fahrzeug aufgetragen wird.

Zunächst analysiert ein Spezialteam aktuelle Markttrends und schlägt eine ganze Reihe an Farben für neue Modelle vor. "Um einen neuen Farbton zu schaffen, müssen wir nicht nur auf Trends achten, sondern auch auf unsere Intuition", sagt Font. Man müsse den Puls der Zeit spüren und sich davon inspirieren lassen. 1.000 Liter Lack werden benötigt, bis es eine neue Farbe zur Marktreife schafft.

Die Farben werden im Labor gemischt - eine Arbeit, die im Grunde reine Chemie ist. "Bei der Farbpalette für den Seat Arona haben wir 50 verschiedene Pigmente und Metallpartikel zusammengemischt und fast 100 Variationen von derselben Farbe erstellt, um zu sehen, welcher Farbton am besten passt", erläutert Carol Gomez von der Abteilung Color & Trim den betriebenen Aufwand. "Farben werden täglich komplexer, und der Trend geht zu immer mehr Individualisierung", ergänzt hierzu Font. Ein gutes Beispiel hierfür sei eben der Arona, bei dem die Kunden aus mehr als 68 verschiedenen Farbkombinationen auswählen können.

Sobald die Zusammensetzung der Farbe definiert wurde, wird sie auf eine Metallplatte aufgebracht, um ihre optischen Effekte zu testen. "Wir prüfen Farbton und Farbtiefe auf Platten unter verschiedenen Lichtbedingungen - sowohl im Sonnenlicht als auch im Schatten -, um sicherzustellen, dass der aufgetragene Lack dem gewünschten, ursprünglich entworfenen Farbton entspricht", berichtet Jesus Guzmán vom Color & Trim-Team.

In den Lackierkabinen werden die Fahrzeuge bei einer Temperatur zwischen 21 und 25 Grad Celsius lackiert. Dabei tragen in einem automatisierten Verfahren 84 Lackier-Roboter auf jedes Fahrzeug insgesamt zweieinhalb Kilogramm Lack auf. Pro Fahrzeug benötigen sie hierfür rund sechs Stunden. Die Lackierkabine ist mit einem ähnlichen Belüftungssystem ausgestattet wie ein Operationssaal, um zu verhindern, dass Staub und Schmutzpartikel von außen eindringen und sich auf die frisch lackierten Fahrzeuge setzen können.

Sieben Lackschichten erhalten die Fahrzeuge. Jede Schicht ist in etwa so dünn wie ein menschliches Haar, dabei aber so hart wie Stein. Anschließend wird der Lack bei 140 Grad Celsius in einem Ofen in die Karosserie eingebrannt. Doch dann geht es plötzlich schnell: Nach der Lackierung wird in nur 43 Sekunden geprüft, ob die Lackoberfläche Mängel aufweist. Die Fahrzeuge durchlaufen dabei einen Scanner, der die Oberfläche auf Glattheit überprüft. Bis dahin war es aber ein langer Weg.

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Lars Wallerang am 19.06.2018, 15:01 Uhr veröffentlicht.