MOTOR-EXCLUSIVE

Ralf Loweg - 24. Januar 2019, 14:11 Uhr MOTORSPORT

Kommentar: Niedergang einer Tourenwagenserie

Nach dem Ausstieg von Mercedes steht die Zukunft der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) in den Sternen. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass zum Ende der Saison 2019 endgültig die Lichter ausgehen. mid-Chefredakteur Ralf Loweg beleuchtet die verfahrene Situation ein einem Kommentar.


Nach dem Ausstieg von Mercedes steht die Zukunft der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) in den Sternen. Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender ARD hat bereits auf die Live-Übertragung der Rennen verzichtet, nachdem die TV-Quoten in den Keller gerauscht waren. Und jetzt geht es auch noch mit den Zuschauerzahlen an den Rennstrecken steil bergab.

100 Tage vor dem Saisonstart in Hockenheim gab die DTM-Dachorganisation ITR GmbH jetzt die Zahlen für den Ticket-Vorverkauf bekannt. Demnach wurden bislang 28.000 Eintrittskarten abgesetzt - allerdings nicht für den Auftakt in Hockenheim, sondern für alle neun Rennwochenenden zwischen Mai und Oktober 2019. Das macht nach Adam Riese rund 3.000 Tickets für jedes der neun Rennen. Da läuten schon die Alarmglocken. Sollte sich die Nachfrage nicht deutlich steigern, drohen Veranstaltungen vor leeren Tribünen.

Der Absturz der einst so populären Tourenwagenserie ist für viele Experten aber keine Überraschung. Denn werksseitig sind nach der Vollbremsung von Mercedes nur noch die beiden Autohersteller Audi und BMW am Start. Dazu sollen noch ein paar privat eigensetzte Sportwagen der Marke Aston Martin das ausgedünnte Starterfeld auffüllen. Doch damit ist natürlich kein Staat zu machen.

Der Niedergang der Tourenwagenserie war nach dem Rückzug von Mercedes von vielen erwartet worden. Der Stuttgarter Autobauer hält die DTM offenbar auch für ein Auslaufmodell und engagiert sich künftig in der Elektro-Rennserie Formel E. Darüber hinaus rast Mercedes in der Formel 1 seit Jahren von Sieg zu Sieg. Fans rund um den Globus freuen sich schon jetzt auf die nächste Runde im spannenden Duell zwischen Mercedes und Ferrari.

Neben Formel 1 und Formel E hat es die DTM schwer. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass zum Ende der Saison 2019 endgültig die Lichter ausgehen. Die Angst geht um. Dem versuchen die Macher der Rennserie mit einigen naiv anmutenden Änderungen entgegenzuwirken: Der Zutritt zum Fahrerlager ist bei allen Kategorien mit dabei. In den jeweils günstigsten Kategorien haben Kinder und Jugendliche nun bis einschließlich 14 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen freien Eintritt.

Ob man die Rennserie allerdings mit einem Fahrerlager voller Kinder vor dem Aus retten kann, darf zumindest bezweifelt werden. Motorsport lebt nun mal von spannenden Rennen, von Marken-Vielfalt, von namhaften und auch charakterstarken Rennfahrern und ein paar gut inszenierten Skandalen. All das hat die DTM einst groß gemacht. Aber das hat die heutige DTM nicht mehr zu bieten. Mal schauen, ob die Tourenwagenserie ohne Stars und Sterne die Kurve kriegt.

Ralf Loweg / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORSPORT wurde von Ralf Loweg am 24.01.2019, 14:11 Uhr veröffentlicht.