MOTOR-EXCLUSIVE

Wolfgang Bernhard - 25. Januar 2019, 11:35 Uhr OLDTIMER

Die mid-Zeitreise: Bitte anschnallen

Am 21. Januar 1974 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 23. Jahrgang über die Vorzüge des Dreipunkt-Sicherheitsgurtes.


Am 21. Januar 1974 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 23. Jahrgang über die Vorzüge des Dreipunkt-Sicherheitsgurtes.

Gurt anlegen - ein Gebot der Stunde. Seit Anfang 1974 müssen alle Neuwagen in Deutschland serienmäßig mit Dreipunkt-Sicherheitsgurten ausgerüstet werden. Diese staatlicherseits verfügte Maßnahme findet bei Gurtgegnern freilich taube Ohren. Sie legen den Gurt dennoch nicht an. Die Frage ist nur: Wie lange noch, denn von den deutschen Autoversicherern werden im Zusammenhang mit der Insassenunfallversicherung Leistungserhöhungen für die Fälle erwogen, in denen es trotz angelegtem Gurt zu Personenschäden kam. Womit man einen indirekten Zwang ausüben will, den Gurt anzulegen. Die Bundesregierung plant im übrigen ab Juni 1976 eine Anschnallplicht.

4.000 Menschen könnten noch leben

Der Dreipunkt-Sicherheitsgurt ist eine der wirksamsten Schutzvorrichtungen, die dem Autofahrer geboten wird. Nach Meinung der Unfallfolgenforscher könnten von den 1972 getöteten 8.500 Autoinsassen etwa 4.000 noch leben, wenn sie Sicherheitsgurte angelegt hätten. Umso unverständlicher, dass nach den Allensbacher Demoskopen 69 Prozent aller Autofahrer trotz Sicherheitsgurt im Auto diese dort nicht anlegen, wo sie am notwendigsten wären: im Stadt- und Ortsstreckenverkehr.

"Gurtträger sind Feiglinge"

Absurd sind Aussagen wie: "Wer sich angurtet, wird für feige gehalten oder als schlechter Autofahrer eingestuft" und "angegurtet kann man sich aus einem brennenden Auto nicht mehr befreien". Diesen Meinungen zufolge sind also Rennfahrer und Düsenjägerpiloten, die sich im wahrsten Sinne des Wortes festschnallen, erbärmliche Feiglinge.

Auch die Pauschalbehauptungen, mit dem Sicherheitsgurt könne man sich bei einem Unfall strangulieren, ist überholt, denn die inzwischen entwickelten Gurte bieten fast optimalen Schutz vor größeren Verletzungen und Tod. Automatik-Gurte, die sich nach dem Lösen selbstständig aufrollen und nicht irgendwo im Wagen herumliegen, erhalten auch beim Anlegen die volle Bewegungsfreiheit. Die "Bremse" dieser Gurte wird erst dann ausgelöst, wenn der Körper plötzlich und mit hoher Beschleunigung in den Gurt fällt, auch schon bei einem "langsamen" Auffahrunfall.

Straffer Sitz ist Voraussetzung

Die Vielfalt der noch im Einsatz befindlichen Gurtsysteme mit ihren unterschiedlichen Schlössern verführen jedoch nur allzu leicht zu dem Glauben, man könne im Notfall nicht schnell genug den Gurt lösen. Bei den jetzt entwickelten Gurten mit Einhand-Bedienung, die ausschließlich Verwendung finden sollten, ist das Anlegen dagegen problemlos.

Natürlich kann man auch angeschnallt in den Himmel kommen. Der Gurt ist kein kompletter Lebensretter. Und er schützt auch nicht vor jeglicher Verletzung. Aber wenn sich ein Autofahrer schon mit Gurt verletzen kann, was wird aus jenen, die ohne ihn auszukommen glauben? Die Zahl der toten Autoinsassen gibt eine Antwort darauf. Will man relativ sicher Autofahren, dann bleibt nichts als ein straff angelegter Gurt.

Dieser Artikel aus der Kategorie OLDTIMER wurde von Wolfgang Bernhard am 25.01.2019, 11:35 Uhr veröffentlicht.