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4Geschichte der Präsidentenfahrzeuge in Frankreich
mid Groß-Gerau - Valery Giscard d'Estaing holte Peugeot 1975 in den Elysee-Palast. Im selben Jahr wurde das neue Flaggschiff der Marke, der Peugeot 604, vorgestellt. Stellantis
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Lars Wallerang - 13. Juli 2022, 14:09 Uhr OLDTIMER

Geschichte der Präsidentenfahrzeuge in Frankreich

Peugeot ist traditionell die Automarke der französischen Staatspräsidenten. Die Peugeot-Historiker geben nun einen Überblick über die Karossen zwischen gehobener Mittelklasse und repräsentativer Aufmachung.


Peugeot ist traditionell die Automarke der französischen Staatspräsidenten. Die Peugeot-Historiker geben nun einen Überblick über die Karossen zwischen gehobener Mittelklasse und repräsentativer Aufmachung. Die Vorgeschichte von Peugeot und der Französischen Republik beginnt in den 1920er Jahren. Als Alexandre Millerand am 23. September 1920 zum dritten Präsidenten der Republik gewählt wird, fährt er ab 1921 einen Peugeot Typ 156 mit 6-Zylinder-Reihenmotor, sechs Litern Hubraum und 18 kW/25 PS.

Mehr als ein halbes Jahrhundert später wählten die Franzosen einen Peugeot Liebhaber zu ihrem Präsidenten. Valery Giscard d'Estaing holte Peugeot 1975 in den Elysee-Palast. Im selben Jahr wurde das neue Flaggschiff der Marke, der Peugeot 604 vorgestellt. Eine weitere Neuerung, die von einem ausgesprochen modernen Staatsoberhaupt gewünscht wurde: Die Autos des Präsidenten waren nicht mehr schwarz, sondern moosgrün.

Während der siebenjährigen Amtszeit bestellte der Elysee-Palast vier Peugeot 604 Modelle. Drei davon waren Serienmodelle, die SL-Versionen der Spitzenklasse mit dem 2.6-Liter-V6-Motor mit 100 kW/136 PS, die der Präsident auch selbst fuhr. Daneben gab es eine 604-Limousine, die für feierliche Anlässe reserviert war. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Karosseriefirma Heuliez hergestellt und verfügte über einen um 62 Zentimeter verlängerten Radstand, der den luxuriösen Rücksitzen zugutekam, sowie über ein schwarz lackiertes Dach.

1991 erwarb der Elysee-Palast einen Peugeot 605. Dieser wurde von der bretonischen Firma Labbe, welche später zu Centigon wurde, verlängert und gepanzert. Centigon bereitete später den Peugeot 5008 für die Präsidentschaftswahlen vor. Dieses Modell war mit einem 126 kW/170 PS starken V6-Motor ausgestattet und verfügte über eine Panzerung aus hochfestem Stahl und Scheiben aus einem Mix aus kugelsicherem Glas und Polycarbonat. In Zahlen: 2.500 kg, das sind 1.000 kg mehr als beim Standard-Modell Peugeot 605 V6. Diese Limousine wurde hauptsächlich von Staatsoberhäuptern benutzt, die in Frankreich zu Gast waren, wie Michail Gorbatschow, Hosni Mubarak und Papst Johannes Paul II.

Während seiner zwölfjährigen Amtszeit im Elysee-Palast nutzte Jacques Chirac regelmäßig den Peugeot 607, der zum Fuhrpark der Präsidentschaft der Republik gehörte. Der Peugeot, der die Franzosen damals am meisten beeindruckte, war der rote 205 SR von 1984, den die Präsidentengattin selbst auf den Straßen von Correze fuhr.

Der Peugeot 607 Paladine war das spektakulärste und kurzlebigste Präsidentenfahrzeug der Fünften Französischen Republik. Im Jahr 2007 suchte das Team von Nicolas Sarkozy nach einem Fahrzeug, das Innovation und Modernität symbolisieren sollte, wenn der neue Präsident am Tag seiner Amtseinführung über die Champs Elysees fahren würde. Die Inspiration gab schlussendlich das Konzeptfahrzeug 607 Paladine, das im Jahr 2000 auf dem Genfer Autosalon vorgestellt worden war.

Dieses ausgefallene Modell, der von der Karosseriefirma Heuliez im Auftrag von Peugeot hergestellt wurde, ist eine über fünf Meter lange Limousine. Diese wurde in ein Landaulet verwandelt und verfügte über ein versenkbares Glasdach, das die Rücksitze bedeckt. Der Innenraum wurde vom Polsterer Hermes luxuriös mit aussagekräftigem blauem und cremefarbenem Leder, einer Bar, zwei elektrisch verstellbaren Sesseln und einem Klappsitz ausgestattet.

Das jüngste Modell in der Geschichte der Präsidentschaftsfahrzeuge ist der Peugeot 5008 - in ihm fuhr Frankreichs amtierender Präsident Emmanuel Macron am 14. Juli 2017 zu seiner Zeremonie vor. Er behielt dieses Modell während seiner gesamten fünfjährigen Amtszeit. Aus Sicherheitsgründen bewahrt die Präsidentschaft der Republik über die Einzelheiten des Fahrzeugs Stillschweigen. Was jedoch bekannt ist:

Der 5008 wurde im französischen Werk Rennes hergestellt und dann Centigon anvertraut, einem bretonischen Spezialunternehmen, das die Panzerung des Fahrzeugs vornahm. Einige wenige Informationen liegen über die Anordnung der Rücksitze, des Blinkers und des Kühlergrills vor. Das Präsidentenfahrzeug hatte zwei (statt drei) Sitze, welche mit einer speziellen Mittelkonsole ausgestattet waren. Zudem unterschied sich der Peugeot 5008 des Präsidenten durch die Anbringung der vorderen Blinker am Kühlergrill und des Abzeichens der Präsidentschaft der Republik an der Karosserie von dem Original.

Dieser Artikel aus der Kategorie OLDTIMER wurde von Lars Wallerang am 13.07.2022, 14:09 Uhr veröffentlicht.