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5DTM-Reifen: Schwarz, rund, schnell
mid Norisring - Mit dem ADAC hat die DTM einen neuen Ausrichter - und mit Pirelli einen neuen Reifen-Ausrüster. ADAC Motorsport
MOTORSPORT
Marcus Efler - 11. Juli 2023, 11:28 Uhr MOTORSPORT

DTM-Reifen: Schwarz, rund, schnell

Mit dem ADAC hat die DTM einen neuen Ausrichter - und mit Pirelli einen neuen Reifen-Ausrüster. Der Motor-Informations-Dienst (mid) wirft einen Blick hinter die Kulissen.


Mit dem ADAC hat die DTM einen neuen Ausrichter - und mit Pirelli einen neuen Reifen-Ausrüster. Der Motor-Informations-Dienst (mid) wirft einen Blick hinter die Kulissen.

Die ersten sieben Sekunden sieht noch alles nach einem normalen Boxenstopp der DTM aus: Der Porsche 911 GT3 R wird angehoben, vier Mechaniker lösen mit pneumatischen Schlagschraubern die Zentralverschlüsse der Felgen und wuchten neue Pirelli-Slicks auf die Achsen. Doch als Thomas Preining Gas gibt, muss er sofort wieder stoppen - das linke vordere Rad ist noch lose. Der Schrauber muss wieder ran, wertvolle Sekunden verstreichen, die Chancen auf einen Platz in den Punkten ebenfalls. Diesen Lauf kann der Pilot, immerhin Führender der Gesamtwertung, abhaken.

Das kurze Boxendrama auf den Norisring hat den Spruch "Motorsport ist Teamwork" einmal mehr bestätigt. Da kann der Fahrer noch so flink sein, das Auto noch so gut: Entscheidend ist, wie gut alle zusammen ihren Job machen - oder eben auch nicht.
Dabei wäre der vergurkte Reifenwechsel, rein technisch betrachtet, nicht mal notwendig gewesen. Die Pirelli-Pneus halten die DTM-Renndauer von einer Stunde plus einer Runde locker durch.

Doch das Reglement schreibt einen "Performance-Boxenstopp" als zusätzliches Spannungsmoment zwischen der 20. und 40. Rennminute vor. Die Teams kaufen die Reifen bei dem Exklusiv-Ausrüster Pirelli.

Eine der wichtigsten Änderungen, seitdem der ADAC die DTM veranstaltet: Früher, als das Kürzel noch für "Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft" oder auch "Masters" stand, fochten die Werksteams von zwei oder drei Autoherstellern mit erheblichen finanziellen Ressourcen den Titel untereinander aus. Nun (die drei Buchstaben fungieren nun als eigenständiger Begriff) sind ausschließlich Privatteams am Start, die mit der Rennfahrerei Geld verdienen müssen. Nicht alles, was technisch machbar und erlaubt ist, wird daher auch verbaut - beispielsweise Keramik-Bremsscheiben.

Die Rennwagen, früher hochgezüchtete Boliden, basieren jetzt auf Serien-Pkw und fallen unter das weltweit gültige GT3-Reglement. Das bedeutet im Fall der DTM: Etwa 550 PS Leistung werden über die Heckräder auf den Asphalt gebracht werden. Und hier kommen die Reifen ins Spiel. Pirelli, in diesem Jahr erstmals Exklusiv-Ausrüster, bietet dafür genau zwei Fabrikate an: Slicks für Trocken-Rennen und profilierte Regenreifen. Dass diese Einheitsreifen nicht immer für alle Teams und Fahrer perfekt passen, versteht sich.

Für die Italiener endet jedes Rennen mit einem Sieg - auch für das Image, das seit jeher ein sportliches ist. Schließlich ist man auch schon in der Formel 1 aktiv. Bei der DTM sind die Reifenbäcker freilich viel näher am Publikum, das durch das Fahrerlager streifen und auch einen Blick in das Reifenlager werfen kann. Dort rollen die Mechaniker im schnellen Takt Reifen herein und heraus, prüfen sie, ziehen sie auf Felgen und wieder ab.

Schließlich gilt es, den Wünschen der Rennteams ebenso zu entsprechen wie dem Reglement. So müssen die ersten zehn Fahrzeuge bei Startaufstellung auf genau den Gummis stehen, mit dem sie ihre schnellste Runde beim Qualifying gefahren sind. Die Piloten weiter hinten dürfen neue Pneus benutzen. Etwa 1.000 Reifen bringt Pirelli zu einem Rennwochenende mit. Wobei es aber vorkommt, dass ein Team einen Satz gar nicht nutzt, und dieser zum nächsten Rennwochenende weiter als neu an den Start geht. "Bezahlt werden muss er trotzdem", schmunzelt Braga.

Behalten dürfen die Kunden die schwarzen Schlappen nicht, auch wenn diese "durch" sind. Pirelli sammelt sie ein und recycelt das Material - ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, den die DTM auch mit Shell-Sprit leistet, der zur Hälfte aus klimaneutralem Bio-Kraftstoff besteht.

Etwa alle drei Jahre entwickelt Pirelli neue Rennreifen für GT3-Rennserien. Für die nächste Generation werden "einige Überraschungen" angekündigt. Man darf davon ausgehen, dass es vor allem um das Thema Ökologie geht.

Marcus Efler / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORSPORT wurde von Marcus Efler am 11.07.2023, 11:28 Uhr veröffentlicht.