MOTOR-EXCLUSIVE

8Fahrbericht: Dacia Duster  - Viel Auto fürs Geld
Dacia hat den Duster neu aufgelegt Foto: Dacia
NEWS
Hanno Boblenz/SP-X - 25. April 2024, 15:07 Uhr NEWS

Fahrbericht: Dacia Duster - Viel Auto fürs Geld

Der Dacia Duster ist weiterhin Deutschlands billigster SUV. Aber mit der dritten Generation legt er sein Billigheimer-Image ab und überzeugt als fair bepreister Allrounder.

Um den Charakter des Dacia Duster kennenzulernen, empfehlen wir eine Reise nach Südafrika oder Namibia. Dort warten tausende Miet-Duster auf abenteuerhungrige Touristen, die auf endlosen Sand- und Schotterpisten den Süden Afrikas kennenlernen wollen. Der Duster ist seit jeher beliebt bei den lokalen Vermietern, wissen sie doch: Die Rendite stimmt, denn mehr Auto bekommen sie nirgends fürs Geld.

Das gilt auch für die eben neu aufgelegte dritte Generation. Robuste Offroad-Technik mit zuschaltbarem Allradantrieb und diversen Fahrprogrammen fürs Gelände für knapp unter 25.000 Euro, wo gibt's das schon? Dazu genügend Platz auch auf der Rückbank und einen sehr akzeptablen Kofferraum, der locker das Reisegepäck einer dreiköpfigen Familie einlädt. Das Ganze verpackt in einer ansehnlichen Karosserie, die mit gerade Mal 4,34 Metern Länge nicht den Immer-größer-immer-schwerer-Trend des allgemeinen SUV-Hypes mitmacht.  

Auch der Innenraum kann sich sehen lassen. Die Zeiten labbriger Teppiche und nacktem Blech, das an vielen Stellen durchblitzte, sind vorüber. Heute dominiert sauber verlegter Kunststoff den schick gemachten Innenraum. Natürlich nicht weich aufgeschäumt und ohne das übliche Chichi. Doch wer klopft schon dauernd aufs Armaturenbrett?

Kaum zu glauben, wie schnell die Rumänen Design und Qualität ihrer Modelle verbessert und gleichzeitig ihr Image aufpoliert haben. Wer mit einem Dacia vorfährt, wird schon lange nicht mehr mitleidig belächelt. Heute ziehen die Rumänen selbst von Premiummarken Kunden ab, die das ständige Drehen an der Preisschraube vieler Hersteller nicht mehr akzeptieren.  

Die günstigen Preise basieren auf einer konsequenten Zweitvermarktungsstrategie, die Entwicklungs- und Produktionskosten senkt. Unter dem Blech eines Dacia steckt ausschließlich bereits abgeschriebene und fertig entwickelte Technik von Renault, angepasst auf die eigenen Bedürfnisse. Beispielsweise der feine, 140 PS starke Hybridantrieb. Als einzige Automatikversion kombiniert er einen 1,6-Liter-Benziner mit einem E-Motor und einem Starter-Generator.   

Der Einsatz des sparsamen und laufruhigen Hybriden wird durch den Umstieg auf die CMF-B-Plattform von Renault-ermöglicht. Damit können die Rumänen teilelektrifizierte Antriebe verwenden, wie den 131 PS starken Mildhybrid mit 1,2 Litern Hubraum und 48-Volt-Unterstützung. Wer sich dagegen aufs Nötigste beschränken und das Budget schonen will, wählt die Basismotorisierung in Basisausstattung. Für 18.950 fährt dann ein frontgetriebener Duster mit einem 101 PS starken Autogasmotor vom Hof, ohne Schnickschnack wie Bildschirm oder Alurädern, aber schon mit Klimaanlage, LED-Licht, Tempomat oder Verkehrszeichenerkennung.  

Autogas? In Deutschland zwar weniger gefragt als beispielsweise in Polen, aber durchaus eine überlegenswerte Alternative, wenn's ums Sparen geht. Der Liter kostet 90 Cent, und getankt wird ganz einfach, da der Gasanschluss geschützt unter der Tankklappe direkt neben dem Einfüllstutzen fürs Benzin sitzt. Je nach Fahrweise braucht man rund 9 Liter auf 100 Kilometer - günstiger geht's kaum noch.

Mit der dritten Generation wird der Duster zwar gut 1.500 Euro teurer, ist aber immer noch fair bepreist. Denn die neue Architektur bringt nicht nur mehr Platz im Innenraum, sondern bringt den kleinen SUV aufs aktuelle technische Niveau. Der Blick fällt auf sehr gut ablesbare digitale Instrumente und je nach Ausstattung gibt es sogar mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Fahrassistenten.

Ja, auch im Duster piepst es jetzt, sobald der Fahrer die erlaubte Geschwindigkeit ignoriert oder aus der Spur fährt. Aber alleine die Tatsache, dass die Marke den technischen Overkill vieler Modelle nicht mitmacht, macht den Umgang mit diesem Auto angenehm. So sitzt schon ab der zweiten Ausstattungsversion ein mit 10,1 Zoll vernünftig dimensionierter Bildschirm sowie eine Smartphone-Halterung über der Mittelkonsole. Navigation oder Radio wird nicht geliefert, dafür muss man die Dacia-Media-Control-App laden. Macht nichts, das Handy lässt sich ruckzuck kabellos integrieren, und schon sind Online-Radiosender oder Streamingdienste auch über den großen Bildschirm erreichbar. Navigiert wird per Apple Car Play oder Android Auto. Das klappt gut und mehr braucht's nicht. Falls doch: Die beiden höchsten Ausstattungsstufen fahren mit integriertem Navisystem samt Echtzeitdaten vor.

Schon nach wenigen Kilometern sind die Fortschritte spür- und erfahrbar. Die Karosserie ist zwar nicht super gedämmt, aber zumindest die beiden elektrifizierten Motoren arbeiten so leise, dass auf der Autobahn nur der um die kantige Karosse wehende Wind zu hören ist.  

Besonders der mit Front- oder Allradantrieb erhältliche 1.2 TCe mit 131 PS gibt eine überzeugende Vorstellung ab: Die typischen Dreizylinder-Vibrationen verkneift er sich, und trotz des kleinen Hubraums hat er genügend Wumms, um flott vorwärtszukommen. Selbst im steilen Gelände, wo Drehmoment gefragt ist, fühlt man sich nicht untermotorisiert. Dabei hilft, dass selbst der Allrad-Duster mit 1.465 Kilo ein ausgesprochenes Leichtgewicht ist. Einziger Nachteil des Mildhybriden: Er ist ausschließlich als Handschalter erhältlich.  

Das Fahrwerk hat seinen bisherigen eher kernigen Charakter abgelegt. Stattdessen federt der Duster sehr manierlich, ist fast etwas zu weich ausgelegt. In schnellen Kurvenkombinationen fühlt sich die Fuhre etwas indifferent an, was aber auch an den recht weichen, wenig unterstützenden Sitzen liegt.

Doch damit kann man gut leben, und am Charakter als robustem, universell einsetzbarem und für alle Budgets erreichbarem Allrounder ändert das nichts. Unser Tipp: TCe 130 4x4 in Grundausstattung für 24.650 Euro. Dazu das Winterpaket mit Sitz- und Lenkradheizung (350 Euro) sowie das 1.590 Euro teure Sleep Pack mit Stauboxen und Matratze. Und dann ab nach Namibia und den Mietwagen dort sparen.



Warum: Vielseitig, praktisch, wertstabil

Warum nicht: Nicht ganz so feinsinnig wie die teurere Konkurrenz

Was sonst: Fiat 500 X, Suzuki S-Cross, Opel Crossland

Wann kommt er: bereits im Handel



Dacia Duster - Technische Daten:

Fünftüriger SUV; Länge: 4.34 m, Breite: 1.81 m (mit Außenspiegel: 2.07 m), Höhe: 1.666 m, Radstand: 2.66 m, Kofferraum: 453-1.545 l (Autogas-Version); 517-1.609 l (TCe 130); 456-1.548 l (TCe 130 4x4)


Eco-G 100 (Autogas)

Hubraum/Zylinder: 999 ccm/3; Leistung: 74 kW/101 PS; Drehmoment: 170 Nm/2.000 U/min
Sechsgang-Schaltung, Frontantrieb
0-100 km/h: 13,2 s, Vmax: 168 km/h
Verbrauch: 8,0 l LPG/100 km, CO2-Ausstoß: 126 g/km

Preis: 18.950 Euro (Essential)

TCe 130 (48-Volt-Mildhybrid)

Hubraum/Zylinder: 1.199 ccm/3; Leistung: 96 kW/131 PS; Drehmoment: 230 Nm/2.100 U/min
Sechsgang-Schaltung, Frontantrieb
0-100 km/h: 9,9 s, Vmax: 180 km/h
Verbrauch: 5,5 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 123 g/km

Preis: 22.150 Euro (Expression)

TCe 130 4x4 (48-Volt-Mildhybrid)

Hubraum/Zylinder: 1.199 ccm/3; Leistung: 96 kW/131 PS; Drehmoment: 230 Nm/2.100 min
Sechsgang-Schaltung, Allradantrieb
0-100 km/h: 11,0 s, Vmax: 180 km/h
Verbrauch: 6,1 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 135 g/km

Preis: 24.650 Euro (Expression)


Hybrid 140 (Vollhybridmotor)

Hubraum/Zylinder: 1.598 ccm/4; Leistung: 69 kW/84 PS; Drehmoment: 148 Nm/3.600 U/min
E-Motor: 36 kW/49 PS  
Systemleistung: 104 kW/140 PS  
Multimode-Automatikgetriebe, Frontantrieb
0-100 km/h: 10,1 s, Vmax: 160 km/h
Verbrauch: 5,0 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 113 g/km

Preis: ab 25.850 Euro (Expression)



Warum: Vielseitig, praktisch, wertstabil

Warum nicht: Nicht ganz so feinsinnig wie die teurere Konkurrenz

Was sonst: Fiat 500 X, Suzuki S-Cross, Opel Crossland

Wann kommt er: bereits im Handel

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Hanno Boblenz/SP-X am 25.04.2024, 15:07 Uhr veröffentlicht.