MOTOR-EXCLUSIVE

Lars Wallerang - 8. Oktober 2019, 17:15 Uhr NEWS

Straßenbahn auf dem Weg zur Autonomie

Autonomes Fahren beschränkt sich nicht auf die Straße. Forscher und Entwickler arbeiten auch an der Autonomisierung von Schienenfahrzeugen.


Autonomes Fahren beschränkt sich nicht auf die Straße. Forscher und Entwickler arbeiten auch an der Autonomisierung von Schienenfahrzeugen. Nun starten das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Siemens Mobility und weitere Partner das Projekt "Autonome Straßenbahn im Depot" (AStrid).

Los geht es auf dem Betriebshof des Verkehrsbetriebs Potsdam. Die technische Machbarkeit wird mit autonomen Servicefahrten zu einem Abstellgleis demonstriert, beispielsweise durch eine Waschanlage. Mittelfristig soll die Depotautomatisierung als eine erste Stufe des autonomen Fahrens kommerziell nutzbar gemacht werden.

Bei der Entwicklung soll von Anfang an berücksichtigt werden, welche rechtlichen Rahmenbedingungen für die Genehmigung und den Betrieb einer autonom fahrenden Straßenbahn zu beachten sind und in welchen ökonomischen Rahmen ein operativer Betrieb abzubilden wäre.

"Automatisierte Systeme werden sich gerade in der Mobilität aus der Nische heraus entwickeln", sagt Professor Eric Sax, Leiter des Instituts für Technik der Informationsverarbeitung des KIT. "Ich sehe in einem weitgehend abgeschlossenen Betriebshof ein ideales Anwendungsfeld."

Die Siemens Mobility GmbH realisiert unterdessen die autonom fahrende Tram im Depot, die über den Data-Hub vom Partner Codewerk in die Daten- und Systemlandschaft eingebunden ist und sich auf Basis einer digitalen Karte des Projektpartners "Mapillary" lokalisiert. Mit der Automatisierung von zeitintensiven Rangierprozessen im Betriebshof wollen wir unsere Kunden in Zukunft noch besser dabei unterstützen, eine nachhaltige Wertsteigerung über den gesamten Lebenszyklus sicherzustellen sowie Verfügbarkeit zu garantieren" sagt Sabrina Soussan, CEO von Siemens Mobility.

Mapillary stellt eine cloudbasierte Online-Plattform zur gemeinschaftlichen Sammlung und öffentlichen Bereitstellung von Straßenbildern und -informationen bereit. Diese Daten werden mit Künstlicher Intelligenz (KI) analysiert und zu digitalem Kartenmaterial verarbeitet. "Das Spektrum der Mobilität ändert sich und in den kommenden Jahren werden sowohl autonom fahrende Autos als auch Straßenbahnen am Verkehr teilnehmen, wodurch völlig neue Anforderungen an digitale Karten entstehen", erklärt Peter Kontschieder, Wissenschaftlicher Leiter von Mapillary. "Karten werden nicht mehr nur für Menschen benötigt, um an ihr Ziel zu gelangen, sondern in digitaler Form ebenso für verschiedene Fahrzeuge, die ihre Routen autonom absolvieren werden."

Hier komme Mapillarys Expertise in der Auswertung von Bildern aus dem öffentlichen Raum ins Spiel. Durch den Einsatz von KI bei der Bildanalyse ermögliche man es der Straßenbahn, ihre Umgebung eigenständig zu erkennen und zu verstehen. Das Projekt "AStrid" hat gerade erst begonnen und dauert noch drei Jahre.

Lars Wallerang / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Lars Wallerang am 08.10.2019, 17:15 Uhr veröffentlicht.