Wolfram Nickel/SP-X - 20. April 2020, 12:47 Uhr NEWS
Tradition: 120 Jahre Mercedes - Wie die Lust auf Luxus das Auto mehrheitsfähig machte
Auf die Erfindung des Automobils hatte niemand gewartet. Die ersten Patent-Motorwagen von Benz und Daimler oder anderen Pionieren wurden deshalb nur von wenigen zukunftsgläubigen Käufern geordert. Schick wurde dasAuto erst durch die Aura der Luxusmarke. Auch da machte Daimler den Anfang - mit Mercedes.
Chronik:1897: Emil Jellinek kauft einen Benz Victoria 6 PS. Von Daimler, dessen Modelle er vermarkten will, fordert Jellinek stärkere Typen und wird im Folgejahr mit einem Phönix-Wagen beliefert. Nun beginnt der Kaufmann Jellinek mit dem Vertrieb von Daimler-Autos an Kunden im französischen Nizza 1899: Seit diesem Jahr startet Emil Jellinek bei Autorennen an der französischen Riviera unter dem Namen ,,Monsieur Mercedes". Pseudonyme waren damals bei den oft reichen sowie aristokratischen Startern populär1900: Anfang April einigt sich der Geschäftsmann und Automobilenthusiast Emil Jellinek mit der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) über den Vertrieb von Daimler-Fahrzeugen und -Motoren und den Vertrieb unter der Bezeichnung Daimler-Mercedes. Es ist die Initialzündung für den Markennamen Mercedes. Mercedes nimmt Bezug auf den Namen der damals elfjährigen Tochter Jellineks. Am 22. Dezember 1900 liefert die DMG den ersten Mercedes 35 PS nach Nizza, wo dieses Modell im Folgejahr Rennsiege einfahren soll. Nachdem der englische König Edward VII. ein Modell der britischen Lizenzmarke Daimler (Coventry) erwarb, legte Daimler UK seinen Schwerpunkt auf Prestigeautos1901: Bei der Rennwoche von Nizza (,,Semaine de Nice"), der damals global wichtigsten Automobilveranstaltung, erzielen die eingesetzten Mercedes-Rennwagen souveräne Siege. An den Verkaufsstart gehen im März die Typen Mercedes 35 PS und Mercedes 12/16 PS sowie im August der Mercedes 8/11 PS 1902: Am 23. Juni wird der Name ,,Mercédès" als Warenzeichen angemeldet und am 26. September gesetzlich geschützt. Mit dem Markennamen Mercedes kann Daimler auch mögliche Schwierigkeiten im Ausland vermeiden, da dort frühzeitig andere Firmen Lizenzen für Daimler-Autos und -Antriebe erworben hatten. Bekanntestes Beispiel ist Daimler in Großbritannien, seit damals und bis Ende des 20. Jahrhunderts englischer Hoflieferant. Emil Jellinek erhält im Juni 1903 die Erlaubnis, sich fortan Jellinek-Mercedes zu nennen. Neu im Jahr 1902 ist das Modell Mercedes Simplex 40 PS, 26/45 PS, das bis zum Jahr 1910 im Programm bleibt. Ebenfalls neu eingeführt wird der Mercedes 28 PS 21/35 PS, der bis 1909 vermarktet wird und schließlich debütiert der Mercedes Simplex 20 PS mit einer Bauzeit bis 1903. Bei der Rennwoche von Nizza gewinnt der Mercedes-Simplex 40 PS und das mit einer Rekordzeit. Delaunay-Belleville beginnt in Saint-Denis/Frankreich mit der Produktion von Luxusautos. In der ,,Belle Epoque" betrachten viele Fachleute und Kunden die Delaunay-Belleville als beste Automobile der Welt dank ihrer laufruhigen Motoren und zuverlässigen Mechanik. Zar Nikolaus II. von Russland, der spanische Monarch Alphonso XIII., der griechische König Georg I. und andere Majestäten bevorzugen Modelle dieser Marke. Der Pariser Hersteller Sage verkauft einer ausgesuchten Klientel hochklassige Vierzylinder-Sportzweisitzer. In Lyon beginnt Pillain mit dem Bau großer Tourenwagen bzw. Tonneaus, die sich bis zum Ersten Weltkrieg mit 4,0 bis 8,5 Liter Hubraum gut verkaufen. Cadillac wird gegründet und ab 1908 dem Luxusautobau zugeordnet mit dem Slogan ,,Standard of the World" 1903: Vorstellung des Mercedes Simplex 18/22 PS (Vertrieb bis 1903) und des Mercedes Simplex 60 PS, 36/65 PS (bis 1909 im Angebot). Beim Rennen Nizza-La Turbie gewinnt ein Mercedes Simplex 60 PS mit einer neuen Rekordzeit. Ein Mercedes Simplex gewinnt unter Camille Jenatzy auch das legendäre Gordon-Bennett-Rennen; der Rennwagen wird von dem amerikanischen Millionär Clarence Gray Dinsmore zur Verfügung gestellt. Der französische Hersteller Decauville baut kompakte Premium-Tonneaus, die Henry Royce bei der Entwicklung seiner ersten 10-HP-Typen inspirieren. Der niederländische Hersteller Spyker baut das erste Modell mit Sechszylinder-Motor und Allradantrieb 1904: Neu ist der Mercedes Simplex 18/28 PS (bis 1906 im Angebot); mit diesem Typ endet die Simple-Modelllinie. Die spanische Luxusmarke Hispano-Suiza wird gegründet und ihr erstes Automobil, ein 2,2-Liter-Vierzylinder, geht erfolgreich in Serie, zumal die Marke vom spanischen König Alphonso XIII. unterstützt wird. Hispano-Suiza entwickelt sich zum Statussymbol für Reichtum und Eleganz, später auch mit 12-Zylinder-Modellen. Im 21. Jahrhundert wird die vorübergehend fast erloschene Nobelmarke wiederbelebt. In Frankreich werden zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast 600 Automobilwarenzeichen registriert, wie damalige Behörden konstatieren. Ein Höhenflug, der vom ersten Mercedes beschleunigt wurde. Allerdings überleben nur wenige Marken beide Weltkriege und von den allerersten Gründungen allein Peugeot und Renault bis heute. Auch das Unternehmen Mors, das sich unter der Leitung von André Citroen auf dem Sektor der Luxus-Reiselimousinen profilierte, ging unter1905: Die DMG verzichtet auf die Zusatzbezeichnung Simplex und nutzt nur noch die Marke Mercedes. Isotta-Fraschini präsentiert seinen ersten exklusiven Vierzylinder mit 17 Liter Hubraum und obenliegender Nockenwelle. Der US-amerikanische Chadwick Six wird mit Kompressor-Motor eingeführt. Die Daimler Motor Co. mit Sitz in Long Island, New York, wurde erster europäische Autohersteller in den Vereinigten Staaten, wobei 1893 in Chicago der erste Daimler-Motorwagen Premiere feierte. Wirklich in Serie ging aber erst der ,,American Mercedes 45 HP" von 19051906: Seitdem Charles Stewart Royce und Frederick Henry Rolls kooperieren, lancieren sie nun ihr erstes Erfolgsmodell, den Typ 40/50 HP, der später die Bezeichnung Silver Ghost erhält1907: Der Mercedes 75 PS wird eingeführt und bis 1911 gebaut. Der französische Automobilpionier De Dion-Bouton widmet sich auch Luxus-Modellen wie einem V81909: Die beiden Söhne des im Jahr 1900 verstorbenen Firmengründers Gottlieb Daimler erinnern sich daran, dass das Sternsymbol für ihren Vater wichtig war und überzeugen den Daimler-Vorstand zur Beantragung des Gebrauchsmusterschutzes für drei- und vierzackige Sterne. Am 9. Februar 1911 erfolgt die Eintragung ins Warenzeichenregister, neu im Programm sind die Typen Mercedes 15/20 PS, Mercedes 10/20 PS und Mercedes 10/25 PS, die bis 1915 gebaut werden1910: Marktstart für die Mercedes-Knight 10/30 PS bis 25/65 PS, Modelle die bis in die 1920er Jahre Programm-Bestandteil bleiben 1919: Maybach steigt in den Automobilbau ein, der Handel mit exklusiven Modellen beginnt 19211926: Der Markenname wird im Juni nach der Fusion von Daimler und Benz in Mercedes-Benz geändert. Eines der ersten legendären Modelle unter neuer Marke ist der Mercedes-Benz S, Ur-Typ der Linie SS, SSK, SSKL, die bis 1934 gebaut wird
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