Wolfram Nickel/SP-X - 27. April 2020, 13:50 Uhr NEWS
Tradition: Porsche 911 Turbo - Keine Zeit für Tempolimits
Turbo, dieses Wort bewegt die Menschen seit sieben Porsche-911-Generationen. Wenn jetzt der jüngste Elfer die Krisenstimmung der Corona-Pandemie mit Turbo-Power vergessen machen will, versucht er, was seinem Urahn einst gelang. Damals, nach der Ölkrise 1974, brachte der erste Turbo den Spaß an Supercars zurück
Chronik:
1963: Weltpremiere des Porsche 901 auf der Frankfurter IAA. Da die Namensrechte an der Ziffernfolge 901 bei Peugeot liegen, erfolgt der Serienstart des neuen Porsche unter der Modellbezeichnung 911 mit neuem 130-PS-Sechszylinder
1972: Debüt Carrera RS mit Heckspoiler als schnellstes deutsches Serienauto. Die Werbebotschaft ,,Nur 500 Männer werden ihn fahren" wird nicht realisiert, denn es entstehen über 1.500 Carrera RS. Ein gutes Omen für den folgenden Turbo
1973: Die G-Serie des 911 wird vorgestellt mit optischen Modifikationen und Motoren mit 2,7-Liter-Hubraum. Neue K-Jetronic-Benzineinspritzung. Auf der Frankfurter IAA debütiert im September der 911 Turbo als seriennaher Prototyp
1974: Der Porsche 911 Turbo (Code 930) ist weltweit erster Seriensportwagen mit Abgasturboaufladung und setzt neue Technik- und Tempo-Maßstäbe in der 911-Historie. Publikumspremiere auf dem Pariser Salon. Kennzeichen des schlicht als Turbo (ohne 911 Schriftzug) ausgewiesenen Sportcoupés sind weit ausgestellte hintere Kotflügel, durch die der stärkste Serien-Porsche zwölf Zentimeter breiter als konventionelle 911 ausfällt. Vor den hinteren Radläufen dienen schwarze Folien als Steinschlagschutz. Auf der Motorhaube aus glasfaserverstärktem Kunststoff ist ein markanter feststehender Heckspoiler mit einer breiten schwarzen Einfassung aus Polyurethan (PU) montiert. Der 911 Carrera RSR 2.1 Turbo geht als erster Rennwagen mit einem Abgasturbolader und 368 kW/500 PS Leistung bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start. Der 825 Kilogramm leichte Porsche belegt Platz zwei und bricht in die Phalanx der Prototypen mit Rohrrahmenchassis und Formel-1-Motoren ein
1975: Einführung feuerverzinkter Bleche
1976: Ein Jahr Garantie ohne Kilometerbegrenzung ist damals einzigartig im Wettbewerbsumfeld. In der Marken-Weltmeisterschaft und bei nationalen Championaten kommen die Turbo-Typen 934 und 935 zum Einsatz. Abgeleitet wurden sie von der Straßenversion mit dem Code 930. Jochen Mass und Jacky Ickx gewinnen die Marken-Weltmeisterschaft
1977: Neuer Leistungsträger und Klassenbester wird zum Modelljahr 1978 der 911 Turbo 3.3 mit Ladeluftkühler und nunmehr 300 PS. Die hintere Motorhaube ist nun aus Stahlblech und der feststehende Kunststoff-Heckflügel wird zur Aufnahme des Ladeluftkühlers vergrößert. Neu ist außerdem eine Abgasanlage mit Doppelendrohr. Das linke Rohr ist nur aktiv, wenn das Ladedruckregelventil des Turboladers geöffnet ist. Im Motorsport kommen nun die sogenannten ,,Flachschnauzer" zum Einsatz, die Scheinwerfer befinden sich im Bugspoiler. Marken-Weltmeister wird wieder der Porsche 935, jetzt mit Doppelturbolader und 630 PS. In der deutschen Rennsport-Meisterschaft setzt Porsche in der Division für Fahrzeuge bis zwei Liter Hubraum den 935/2.0 ,,Baby" mit einem 380 PS starken 1,4-Liter-Turbomotor erfolgreich ein, der durch den ,,Turbofaktor" rechnerisch knapp unter zwei Liter Hubraum bleibt. Mit 750 Kilogramm Gewicht (einschließlich 25 Kilogramm Bleiballast im Vorderwagen für das Mindestgewicht des Rennreglements) geht das ,,Baby" als leichtester je gebauter 911 in die Geschichte ein
1979: In den USA geht der 911 mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator an den Start
1980: Der Einsatz feuerverzinkten Stahls ermöglicht eine siebenjährige Garantie gegen Durchrostung1982: Porsche Exclusive bietet Fahrzeugveredelungen ab Werk an. Als erste Kleinserie den 911 Turbo ,,Flachbau". Die modischen Klappscheinwerfer in Kombination mit modifizierten vorderen Kotflügeln geben dem 911 Turbo eine eigenständige Optik. Bis 1989 werden von diesem Modell 984 Einheiten verkauft
1983: Jetzt mit 3,2 Liter Hubraum. Der Porsche 959 als ultimative Turbo-Ausbaustufe debütiert als Gruppe-B-Studie. Namenszusatz Carrera für alle 911. Porsche entwickelt einen V6-Turbo für das McLaren-F1-Team, der bis zu 1.000 PS aus 1,5 Liter Hubraum holt. Ein Turbo, der gut ist für 25 Grand-Prix-Siege und drei WM-Titel
1985: Geregelter Drei-Wege-Katalysator wird für den 911 in Deutschland eingeführt
1986: Der Porsche 959 gewinnt die Rallye Paris-Dakar. Zum Modelljahr 1987 ist der Porsche Turbo auch in den Karosserievarianten Targa und Cabriolet erhältlich
1988: Zum Modelljahr 1989 wird beim Turbo das Viergang- durch ein Fünfgang-Schaltgetriebe ersetzt. Start der Porsche 911 Bauserie 964, vorläufig ohne Turbo
1990: Der neue 911 Turbo auf Basis des Typs 964 debütiert zum Modelljahr 1991 und das mit einer im Vergleich zum 911 Carrera breiteren Karosserie mit weit ausgestellten Radhäusern. Am Heck betonen der weitgehend vom vorhergehenden Turbo 3.3 übernommene Heckflügel sowie zwei ovale Endrohre die Rolle des stärksten 911. Der neue Turbo leistet 320 PS
1992: Im Herbst zum Modelljahr 1993 mit 3,6-Liter-Turbo mit 360 PS, erkennbar u.a. an markanten roten Bremssätteln. Porsche Exclusive und Porsche Motorsport bauen 86 Einheiten des 911 Turbo S Leichtbau vom Typ 964 mit 381 PS Leistung und einem im Vergleich zur Serienversion um 180 Kilogramm reduzierten Gewicht
1993: Neue Baureihe 993. Porsche Exclusive liefert den 911 Speedster vom Typ 964 in 15 Einheiten mit Turbo-Look aus
1995: Radikale Straffung des Porsche-Modellprogramms aus Kostengründen. Der 911 überlebt seine designierten Nachfolger 924/944/968 und 928. Im 911 Turbo der Baureihe 993 kommt erstmals eine Bi-Turboaufladung zum Einsatz, bei der ein kleinerer Abgasturbolader pro Zylinderbank installiert wird. Damit soll das berüchtigte ,,Turboloch" eliminiert werden. Zudem ist er das erste Turbo-Modell, das über einen Allradantrieb verfügt. Die Front des Turbo hat vorne drei separate Luftöffnungen und im seitlichen unteren Bereich zusätzlich Luftschlitze für die Bremsenkühlung als Erkennungszeichen. Dazu ist der Heckspoiler vollständig in Wagenfarbe lackiert. Der 3,6-Liter-Bi-Turbomotor leistet serienmäßig 408 PS. Eine Weltneuheit für den Turbo sind die Hohlspeichen-Aluminiumfelgen. Porsche Exclusive liefert 14 Einheiten des 911 Turbo 3.6 Cabriolets vom Typ 993 mit besonders großem Heckspoiler. Jeweils zwei weitere Einheiten dieses Fahrzeugtyps folgen in den Jahren 1995 und 20001996: Im Modelljahr 1996 erfolgt eine Leistungssteigerung auf 430 PS1997: Mit der Baureihe 996 wagt Porsche die Revolution im Typ 911: Der Boxer ist nun wassergekühlt. Für viele Fans zunächst nicht akzeptabel, aber der Markt gibt Porsche Recht. Die Serie 996 wird zum Erfolg, auch durch kostengünstigere Produktionsmöglichkeiten
1997/98: Porsche Exclusive liefert 345 Einheiten des 911 Turbo S vom Typ 993 mit 42 PS mehr Leistung als beim konventionellen Turbo1998: Nochmals mehr Leistung, jetzt 450 PS2000: Neuer 911 Turbo der Serie 996 mit 420 PS Leistung. Der Motor mit je zwei Ladeluftkühlern und Turboladern (Bi-Turbo) verfügt im Gegensatz zu den Motoren der Carrera-Modelle über einen externen Öltank für die Trockensumpfschmierung2002: Die Gesamtproduktionszahl des 911 überschreitet mit 550.468 Einheiten die Halbmillonen-Marke. Facelift für die Reihe 996, besonders die eigenwillig gestalteten Frontscheinwerfer (,,Spiegeleier-Leuchten") werden modifiziert. Optional ist der Turbo jetzt auch leistungsgesteigert mit 450 PS erhältlich, dies durch größere Turbolader, leistungsfähigere Ladeluftkühler und höheren maximalen Ladedruck
2004: Einführung der Porsche-911-Baureihe 997
2006: Auf dem Genfer Salon feiert der 911 Turbo der Baureihe 997 Weltpremiere als weltweit erstes Serienfahrzeug mit 480-PS-Benzinmotor und variabler Turboladergeometrie.2007: Im September wird das 911 Turbo Cabrio eingeführt und dies mit dreilagigem Stoffverdeck, das sich in rund 20 Sekunden elektrisch öffnen oder schließen lässt. Wie beim Coupé ist der elektronisch gesteuerte Allradantrieb Standard, zusätzlich sorgt der ab einer Geschwindigkeit von 120 km/h elektrisch ausfahrende Heckspoiler für zusätzlichen Abtrieb an der Hinterachse2009: Facelift für die Baureihe 997 mit neuen 3,8-Liter-Benzin-Direkteinspritzern. Optional gibt es ein Doppelkupplungsgetriebe. Die Leistung des Motors steigt auf 500 PS2010: Start für einen neuen Turbo S mit 530 PS Leistung
2011: Die Bauserie 991 geht an den Start als siebte Generation des 911. Weltpremiere auf der IAA
2013: Anlässlich des Jubiläums ,,50 Jahre Porsche 911" wird das Typenprogramm durch einen neuen Turbo gekrönt. Der Porsche 911 Turbo der Baureihe 991 startet mit einem 520 PS starken Boxer, optional gibt es einen Turbo S mit 560 PS Leistung. Die Porsche 911 Turbo verfügen serienmäßig über einen sogenannten Sound-Symposer, der die Ansauggeräusche des Turboaggregats in den Innenraum überträgt2014: Porsche stellt den 911 Turbo mit adaptiver Aerodynamik vor. Abhängig von Geschwindigkeit und Fahrmodus fahren Front- und Heckspoiler aus2016: Leistungssteigerung des Turbo S auf 580 PS2018: Jüngster Generationenwechsel beim Porsche 911. Der Sportwagen der Baureihe 992 debütiert als Coupé im November in Los Angeles, als Cabrio im Januar des Folgejahres2020: Auf dem Genfer Automobilsalon sollte im März die siebte Generation des Turbo (auf Basis der Baureihe 992) präsentiert werden, dies als Coupé und Cabrio. Wegen der Corona-Pandemie wird der Genfer Salon abgesagt und die Präsentation des neuen Porsche 911 Turbo online vollzogenWichtige Motorisierungen Porsche 911 Turbo:
- Generation (930 Turbo 1974-1989)
- Generation (964 Turbo 1990-1994)
- Generation (993 Turbo 1995-1998)
- Generation (996 Turbo 2000-2006)
- Generation (997 Turbo 2006-2012)
- Generation (991 Turbo 2013-2019)
- Generation (992 Turbo seit 2020)
Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Wolfram Nickel/SP-X am 27.04.2020, 13:50 Uhr veröffentlicht.