MOTOR-EXCLUSIVE

Peter Maahn/SP-X - 20. April 2015, 15:00 Uhr SPECIALS

Vier Plug-In-Modelle auf der Automesse in Shanghai - Audi steckt ein

Mit drei Serienmodellen und einem atemberaubendem Showcar - alle mit Plug-In-Hybridtechnik - bringt sich Audi in seinem größten Markt China in Stellung. Dabei nutzt die VW-Tochter neue Regeln. Gefördert werden Fahrzeuge, die mindestens 50 Kilometer weit lokal rein elektrisch unterwegs sein können.

In China gibt es fast 50 Millionenstädte. Die meisten leiden unter Dauerstaus und dicker Luft. Nachdem sich auch im Reich der Mitte die reinen Elektroautos nur schleppend verkaufen, setzt die Regierung jetzt auf die sogenannten Plug-In-Hybride: Das sind Fahrzeuge mit einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor, deren Batterie auch an der Steckdose aufgeladen werden kann. Schaffen sie mindestens 50 Kilometer rein elektrisch, gibt es satte Förderungen aus der Staatskasse. Kein Wunder also, dass Audi auf der Motorshow in Shanghai mit gleich vier Stecker-Modellen in die Offensive geht.

Den A3 e-tron kennen wir schon, er wird auch bei uns verkauft. Nur für das riesige Land kommt ab 2016 der verlängerte Audi A6 dazu: Sein Zweiliter-Benziner (155 kW/211 PS) wird von einem 91 kW/124 PS starken E-Triebwerk unterstützt. Zusammen kommen sie auf beachtliche 180 kW/245 PS. Die abgasfreie Reichweite liegt - wen wunderst - bei exakt 50 Kilometern. Erst über in China ohnehin verbotenen 135 km/h schaltet sich der Benzinmotor zu. Nach der chinesischen Norm für die sogenannten ,,New Energy Vehicles" verbraucht der fast zwei Tonnen schwere Viertürer nur 2,2 Liter auf 100 Kilometer.  Die Ladezeit dauert an einer speziellen Steckdose mit 7,2 kWh Leistung gut zwei Stunden. An der normalen Haushaltssteckdose sind es etwas mehr als acht Stunden. Allerdings ist derzeit nicht vorgesehen, den in China gebauten Öko-Geschäftswagen auch in Europa anzubieten.

Ähnliches gilt für den Allrad-Riesen Q7, der mit ähnlicher Technik zunächst in drei asiatischen Ländern (neben China noch Singapur und Japan) an den Start gehen soll. Er kommt ebenfalls 2016 und bietet seinen betuchten Nutzern eine Gesamtleistung beider Triebwerke von 270 kW/367 PS. Die Durchzugskraft von 700 Newtonmetern gleicht der eines großen Dieselmotors, ermöglicht einen Spurt in knapp sechs Sekunden auf 100 km/h. Wer das Potenzial allerdings häufiger nutzt, wird wohl kaum auf die 53 Kilometer rein elektrischer Reichweite kommen. Laut Norm begnügt sich der über fünf Meter lange Riese mit 2,5 Litern auf 100 Kilometer und setzt mit einem CO2-Ausstoß von weniger als 60 Gramm pro Kilometer einen neuen Bestwert für diese Art von SUV. Die Techniker um Entwicklungschef Ulrich Hackenberg haben ihr hochbeiniges Flaggschiff mit moderner Hybrid-Technik gespickt. So wird erstmals eine neue Methode angewandt, bei der die durch den Betrieb des E-Motors entstehende Wärme zum Heizen des Innenraums genutzt wird.

Natürlich beherrscht der Q7 e-tron auch das ,,Segeln". Beim Gaswegnehmen und Rollen werden beide Motoren kurzzeitig abgekoppelt und stillgelegt. Auch kann ein Modus gewählt werden, in dem der Audi vor allem im Stadtverkehr verstärkt die Bremswirkung des E-Triebwerks nutzt und seltener auf klassische Art verzögert werden muss. Ob der Q7 auch nach Europa kommen wird, ist noch nicht geklärt. Vermutlich wird er als nächsten Schritt in den USA angeboten.

Noch Zukunftsmusik ist der Vierte im E-tron-Bunde.  Die Studie eines kommenden Allroad-Modells soll die Zukunft dieses Fahrzeugkonzepts fortschreiben: Ein höher gelegter, eleganter Kombi, der gleichermaßen auf festen Straßen und im Gelände eine gute Figur macht. ,,Der Audi Prologue Allroad hebt das Konzept auf ein neues Level und gibt heute schon einen Ausblick auf unsere Designsprache von morgen", sagt Entwicklungsvorstand Hackenberg. ,,Dazu kommt das Vergnügen einer sportlichen Fahrweise und eines innovativen, sparsamen Antriebs".

Auch der Zukunfts-Allroad baut auf die Plug-In-Technik, allerdings mit deutlicher höherer Leistung als die heutigen Modelle: Ein Vierliter-Achtzylinder mit Doppelturbo schickt im Verbund mit einem elektrischen Gefährten 540 kW/734 PS an alle vier Räder. Als Normverbrauch nennt Audi 2,4 Liter auf 100 Kilometer. 54 Kilometer weit kann im Elektro-Modus gefahren werden. Aufgeladen wird entweder an der Steckdose als auch mittels Induktion wie bei einem Wasserkocher im Haushalt. Das alles ist verpackt in ein neues Design, dessen Merkmale künftige Audi-Modelle prägen sollen. Auffallend vor allem der flachere und breitere Kühlergrill mit den keilförmigen Schweinwerfern, die die Matrix-Laser-Technologie nutzen. Am Heck verbindet ein schmales Leuchtenband die LED-Rücklichter.

In dieser Form wird ein neuer Allroad wohl kaum in Serie gehen können, weil er dann wohl unbezahlbar würde. Aber dennoch lässt seine Technik und Form erahnen, was da auf die Audi-Fans zukommt. Bleibt zu hoffen, dass das dann auch auf dem Heimatmarkt landet. China hin oder her...

Dieser Artikel aus der Kategorie SPECIALS wurde von Peter Maahn/SP-X am 20.04.2015, 15:00 Uhr veröffentlicht.