MOTOR-EXCLUSIVE

Wenn die Oldtimer ausrücken
mid Groß-Gerau - Aktuell beläuft sich laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) der Bestand an Oldtimern im Alter von 30 Jahren und mehr in Deutschland auf rund 600.000 Fahrzeuge. GTÜ
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Andreas Reiners - 16. März 2022, 12:25 Uhr OLDTIMER

Wenn die Oldtimer ausrücken

Wenn der Frühling kommt, werden wieder vermehrt Oldtimer aus vielen Jahrzehnten auf den Straßen zu sehen sein. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung gibt Tipps, damit die kleinen und mitunter größeren Reisen mit den alten Fahrzeugen auch sicher zum Ziel führen.


Wenn der Frühling kommt, werden wieder vermehrt Oldtimer aus vielen Jahrzehnten auf den Straßen zu sehen sein. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung gibt Tipps, damit die kleinen und mitunter größeren Reisen mit den alten Fahrzeugen auch sicher zum Ziel führen.

Aktuell beläuft sich der Bestand an Oldtimern im Alter von 30 Jahren und mehr in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) auf rund 600.000 Fahrzeuge. Oldtimerexperten wie beispielsweise der GTÜ-Classic-Partner Konrad Deuschle raten vor jedem Start aus der Winterruhe zu einem ausführlichen Rundgang um den Klassiker. Hat vielleicht ein Reifen deutlich an Luft verloren? Finden sich unter dem Fahrzeug feuchte Stellen, die auf Flüssigkeitsverlust hindeuten? Nach dem Einschalten der Zündung lassen sich Lichtanlage und Hupe testen. Fühlt sich der Tritt aufs Bremspedal an wie gewohnt? Nach längerer Standzeit sollten alte Motoren im Leerlauf gestartet werden, also ohne eingelegten Gang und ohne durchgetretenes Kupplungspedal. Auf diese Weise wird das Axiallager der Kurbelwelle geschont, bis es wieder von genügend Öl geschützt ist.

"Läuft der Oldtimer, sollte man eine kurze Runde drehen und sich danach den Wagen zum zweiten Mal gründlich anschauen", sagt Deuschle. Treten jetzt Flüssigkeiten aus, etwa an Bremsen, Wasserkühler, Motor, Getriebe, Differential oder Ölkühler? Ob das Fahrzeug über den Winter abgedeckt war oder nicht - nun ist außerdem ein guter Zeitpunkt für eine gründliche Wäsche. Und bei dann feuchter Frontscheibe lassen sich schonend Scheibenwischer und Scheibenwaschanlage überprüfen.

Der GTÜ-Classic-Experte rät auch nach Bestehen dieser Checks noch zur Vorsicht: "Viele Oldtimerfahrer haben eine Standardrunde, wo sie genau wissen, wie sich das Fahrzeug verhält." Weil die Fahrer sich auf diesen Kilometern zuhause fühlen, fallen ungewohnte Geräusche oder ein merkwürdiges Fahrverhalten rasch auf. Zudem gewöhnen sie sich wieder an Eigenheiten des Oldtimerfahrens im Gegensatz zum modernen Pendant: Bremswege sind länger, mögliche Kurvengeschwindigkeiten niedriger - und außerdem stehen dem Fahrer bei Unachtsamkeiten keine Helferlein wie ABS oder ESP zur Seite. Weiterer Vorteil dieser Tour: Meist entfernt sich der Klassiker dabei nicht allzu weit von der heimischen Garage.

"Wenn immer noch alles in Ordnung ist, lassen sich auch mit Oldtimern weite Reisen mit viel Fahrfreude und ohne Angst vor Pannen absolvieren", weiß Konrad Deuschle aus Erfahrung.

Grundsätzlich hält es die GTÜ für sinnvoll, Motoröl nach dem Winter zu wechseln und nicht davor. Denn wenn sich während der Wintermonate Zusatzstoffe des Öls in der Ölwanne ablagern, nimmt die Schmierfähigkeit ab. Bremsflüssigkeit sollte alle zwei Jahre gewechselt werden, unabhängig von den im Frühling bis Herbst zurückgelegten Kilometern. Denn je älter die Bremsflüssigkeit ist, desto eher nimmt sie Wasser auf. Dieses kann sich bei starkem Verzögern stark erhitzen und Dampfblasen bilden, beispielsweise während Bergabfahrten in den Alpen. Die Folge kann ein schlagartiges Nachlassen der Bremswirkung sein.

Bei neueren Fahrzeugen werden Reifen meist wegen geringer Profiltiefe ausgetauscht: Sie sind abgenutzt. Bei Klassikern tritt dieser Fall eher selten ein. Aufgrund der geringen Kilometerleistung sind viele Oldtimerpneus auch nach Jahrzehnten weit entfernt vom Erreichen irgendwelcher gesetzlich vorgeschriebener Mindestprofiltiefen. Doch mit den Jahren verlieren die Weichmacher im Gummi ihre Wirkung, die Reifen härten aus und die Haftung nimmt ab. Deswegen empfiehlt die GTÜ, die Reifen historischer Fahrzeuge spätestens alle zehn Jahre auszutauschen, um optimale Straßenhaftung zu haben.

Dieser Artikel aus der Kategorie OLDTIMER wurde von Andreas Reiners am 16.03.2022, 12:25 Uhr veröffentlicht.