MOTOR-EXCLUSIVE

Sonst noch was? - Intelligenz nachrüsten
Sonst noch was? Foto: SPX
NEWS
Günter Weigel/SP-X - 25. September 2022, 09:03 Uhr NEWS

Sonst noch was? - Intelligenz nachrüsten

Es läuft noch nicht so richtig rund mit der E-Mobilität in der Welt und speziell hierzulande. Aber wir haben noch Hoffnung. Auch, was manche Regel angeht.

Dieser Tage haben wir unter anderem wieder etwas über E-Mobilität gelernt und wie man sie nicht ganz so gut organisiert. Während uns seit Jahren Stromversorger, Verkehrsplaner und Autoindustrie erzählen, dass E-Autos in Zukunft eine nicht unerhebliche Rolle als clevere Speicher für Strom aus Wind und Sonne erfüllen müssen, hinkt die Welt der Regeln etwas hinterher. Wenn wir es richtig verstanden haben, gehen aktuell die Finanzämter noch davon aus, dass die Speicherung von Strom im Auto mit anschließender Wiedereinspeisung ins Netz ein wirtschaftlicher Vorgang ist, der bewertet und versteuert gehört. Statt anzuerkennen, dass viele kleine Speicher alle zusammen der Gesellschaft insgesamt und den Stromverbrauchern insbesondere guttun, wird das als renditeträchtige Dienstleistung betrachtet, die natürlich hierzulande aufs Watt genau berechnet werden muss.

Zum Glück haben die Entscheider im Finanzministerium und sonst wo noch ein bisschen Zeit, da nochmal drüber nachzudenken. Die meisten bislang verkauften E-Autos können nämlich noch gar nicht bidirektional laden und die allermeisten bislang installierten nicht-öffentlichen Ladestationen sind dazu auch zu doof. Weltweit sind nur 16 Prozent der privaten Wallboxen entsprechend ,,intelligent", in Deutschland sind es 13 Prozent, hat die Unternehmensberatung Roland Berger ausgerechnet. Aber kann man fast die Hälfte davon noch nachrüsten, auf das sie digital steuerbar werden und ihren Job in beide Richtungen des Stromflusses erledigen könnten.

Immerhin kann man in diesem Fall Intelligenz nachrüsten. Das klappt an anderer Stelle nicht ganz so gut: Rund 30 Prozent der Lehrer in Deutschland erleben mindestens einmal wöchentlich kritische Situationen im Straßenverkehr, die durch Elterntaxis entstehen. Rund 11 Prozent berichten in einer Umfrage des Verkehrsclubs Deutschland gar von täglichen potenziell unfallträchtigen Situationen an der Schule oder auf dem Weg dorthin. Während jede Menge Experten schon seit Jahren auf diese Gefahren hinweisen, die eigentlich erst entstehen, weil die Eltern ihre Kinder sie genau davor bewahren wollen, erleben die Eltern die entsprechenden Situationen offenbar ganz anders. Die Hälfte der Befragten in obiger Studie kennen gefährliche Elterntaxi-Situationen gar nicht, 19 Prozent haben gelegentlich eine. Vermutlich hängt das von der Größe des Autos ab. Wer in einem gehobenen SUV sitzt, sieht auf die Welt viel gelassener herab als die Radfahrerin neben dem rechten Kotflügel des SUVs. Und wer sich entsprechend sicher wähnt, muss dann auch nicht lernen, dass er andere umso mehr gefährdet.

Dabei sind moderne, großem, hohe Autos in manchen Situationen gar nicht so sicher, wie vor allem deren Insassen immer gerne glauben. Der Gesamtverband der Versicherer wies neulich darauf hin, dass die guten deutschen Leitplanken an Land- und Bundesstraßen nach Normen der 1980er-Jahre hergestellt werden und Autos von 900 bis 1.600 Kilogramm Masse aushalten müssen. Die maximale Belastung entspricht heute dem Gewicht eines normalen Kompaktautos. Zudem sind die Leitplanken so normgerecht niedrig, dass sie von hohen Autos locker überwunden werden, was dann mitunter zu unschönen Zusammentreffen mit Bäumen führt, die sich wiederum selbst überhaupt nicht an irgendwelche Normen halten.

Die noch fehlenden Normen nebst dem einen oder anderen technischen Extra verzögern die Serienreife einer schönen Studie, die VW dieser Tage vorstellt. Beim Gen:Travel handelt es sich um einen autonomen Robo-Shuttle, den man in Zukunft bucht, um arbeitend oder lesend von A nach B zu kommen. Es soll auch eine Variante mit zwei Liegeplätzen geben, die einen dann autonom über Nacht ans Ziel bringt; perfekt für Menschen, die Flugzeuge lieber meiden, keine Lust auf allzu viele Mitreisende haben und zum selbst lenken zu jung oder zu alt sind. Da der Shuttle selbstverständlich elektrisch fährt, sollte er in der Nacht auch irgendwo selbständig eine Ladesäule finden können. Möglichst eine intelligente. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Günter Weigel/SP-X am 25.09.2022, 09:03 Uhr veröffentlicht.