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Ratgeber: Fahren mit Pkw-Anhänger  - So kommt man sicher ans Urlaubsziel
Bei Fahrten mit dem Anhänger gibt es einige Dinge, auf die man achten sollte Foto: Volkswagen
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Mario Hommen/SP-X - 5. Juni 2024, 15:47 Uhr NEWS

Ratgeber: Fahren mit Pkw-Anhänger - So kommt man sicher ans Urlaubsziel

Ob Wohnwagen, Sportboot oder Rindenmulch aus dem Baumarkt: Viele Transportaufgaben erfordern einen Anhänger. Für Ungeübte kann das Gespannfahren zur Herausforderung werden, denn es gibt einiges zu beachten.

Wer ein Auto mit Anhängerkupplung besitzt, kann dessen Transportpotenzial im Handumdrehen deutlich ausbauen. Doch das Fahren mit angehängtem Wohnwagen, Boot-Trailer oder Bauschutt-Container hat seine Tücken. Deshalb sollte man sich nicht unvorbereitet in das Gespann-Abenteuer stürzen.

Schon vor der Fahrt bzw. vor der Wahl des Anhängers muss eine Frage geklärt werden: Wie viel Kilogramm darf das Fahrzeug überhaupt an den Haken nehmen? Generell sind beim Betrieb eines Anhängers zwei Werte aus den Fahrzeugpapieren zu beachten: die Anhängelast und die Stützlast. Ein gebremster Anhänger darf bei Pkw in der Regel etwa 1.000 bis 3.500 Kilogramm wiegen. Der letztgenannte Wert ist typisch für Geländewagen, der erstgenannte für Kleinwagen. Bei Elektroautos sind Rückschlüsse von der Fahrzeuggröße auf die Anhängelast schwieriger - selbst einige große SUVs ziehen nicht mehr als 750 Kilogramm. Generell gilt: Hat der Anhänger keine eigene Bremsanlage, ist der zulässige Wert deutlich niedriger.

Die zweite wichtige Kennzahl ist die Stützlast, also das Gewicht, mit dem die Deichsel des Anhängers senkrecht auf die Kupplung drückt - sie liegt in der Regel zwischen 50 und 120 Kilogramm. Sie ist sowohl für das Zugfahrzeug als auch für den Anhänger vorgeschrieben und dort auf dem Typenschild vermerkt. Im konkreten Fall gilt immer der niedrigere der beiden Werte.

Neben Fahrzeug und Anhänger kann auch der Führerschein die Wahl des Gespanns einschränken. Wer die Fahrerlaubnis der Klasse B nach 1999 erworben hat, darf schwerere Anhänger (über 750 Kilogramm) nur ziehen, wenn die zulässige Gesamtmasse des Gespanns 3,5 Tonnen nicht übersteigt. Wer zusätzlich zum Führerschein der Klasse B die Erweiterung 96 besitzt, darf Anhänger über 750 Kilogramm ziehen, allerdings ist das Gespanngewicht auf 4,25 Tonnen beschränkt. Wer die Erweiterung B96 erwerben möchte, muss dafür einen speziellen Fahrschulkurs besuchen, der zwischen 300 und 500 Euro kostet.

Sind die Voraussetzungen erfüllt und ein geeigneter Anhänger sowie ein Pkw mit passender Kupplung vorhanden, gilt es, beide miteinander zu verkoppeln. Dazu fährt man mit dem Zugfahrzeug rückwärts möglichst nahe an den sicher abgestellten Anhänger auf einer idealerweise ebenen Fläche heran. Dann wird der Anhänger von Hand an den Kupplungshaken des Zugfahrzeuges herangefahren und die Deichsel des Anhängers so aufgesetzt, dass sie einrastet. Danach ist die bei gebremsten Anhängern vorhandene Sicherungsschlaufe sowie das Stromkabel am Zugfahrzeug anzuschließen, das Stützrad anzuheben und zu prüfen, ob Abblend- und Bremslicht am Anhänger funktionieren.

Beim Beladen des Anhängers ist darauf zu achten, dass schwere Gegenstände möglichst tief und nah an der Achse und im Bereich zwischen Achse und Deichsel platziert werden. Außerdem ist auf die zulässige Stützlast, die Achslast und das Gesamtgewicht zu achten und die Ladung gegebenenfalls mit Spanngurten gegen Verrutschen zu sichern. Auch kleine und leichte Teile sollten festgezurrt oder mit einer Plane oder einem Netz fixiert werden, sonst können sie bei einer Vollbremsung zu gefährlichen Geschossen werden. Auch im Wohnwagen sind bewegliche Güter sicher verstaut.

Ist alles Gepäck sicher verstaut, geht es mit den Besonderheiten weiter. Denn das Fahrverhalten eines Gespannes unterscheidet sich deutlich von dem eines Single-Pkw. Grundsätzlich sollte man ein Gespann vorsichtig und langsam bewegen und dabei möglichst die Übersicht behalten. Wer unsicher ist, sollte die Position und das Verhalten des Anhängers öfter im Rückspiegel beobachten, um ein Gefühl für den Anhänger zu entwickeln. Da der Anhänger ausschwenken kann, müssen Kurven vorsichtig und meist in einem größeren Radius als gewohnt gefahren werden. Auch der Bremsweg verlängert sich deutlich, so dass ein besonders großer Abstand zum Vordermann empfohlen wird. Auch die Seitenwindempfindlichkeit nimmt deutlich zu.

Gerät das Gespann ins Schlingern, ist ein beherzter Tritt auf die Bremse die richtige Reaktion. Gas geben und Gegenlenken verschlimmert meist die Situation. Bei neueren Fahrzeugen ist das Schleuderschutzsystem ESP oft in der Lage, den Anhängerbetrieb zu erkennen und das gefährliche Aufschaukeln sofort abzubremsen. Caravaner mit älteren Zugfahrzeugen können alternativ durch einen Anhänger mit eigenem Stabilisierungssystem für mehr Sicherheit sorgen.

Besonders schwierig für Anfänger und in der Praxis leider kaum vermeidbar ist das Rückwärtsrangieren. Wer hier unsicher ist, sollte sich vom Beifahrer einweisen lassen. Intuitiv lenken Anfänger gerne genau in die falsche Richtung, aber wenn der Anhänger nach rechts abbiegen soll, muss das Auto zuerst nach links lenken. Hat der Anhänger die Richtungsänderung vollzogen, kann wieder wie gewohnt gelenkt werden. Wer sich mit den Besonderheiten des Gespannfahrens vertraut machen will, sollte auf einem leeren Parkplatz üben oder ein spezielles Fahrtraining absolvieren.

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Mario Hommen/SP-X am 05.06.2024, 15:47 Uhr veröffentlicht.