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Ausblick Seat  - Spanisches Comeback
Der Tarraco ist der neueste Seat, aber schon nicht im im Programm der Spanier Foto: Seat
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Michael Specht/SP-X - 28. Juni 2024, 10:12 Uhr NEWS

Ausblick Seat - Spanisches Comeback

Mögen manche Seat im Erfolgsschatten von Cupra schon abgeschrieben haben, die spanische Volkswagentochter gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Im Gegenteil: Die Verkaufszahlen peilen ein Rekordniveau an - und auch ein Elektromodell bahnt sich an.

Ziemlich häufig geisterte in den vergangenen Jahren das Gerücht durch die Medien, der extrem schnelle Aufstieg von Cupra würde den Abstieg, wenn nicht gar das Ende von Seat bedeuten. Dass dem nicht so ist, bestätigte in aller Klarheit jüngst der CEO Wayne Griffith im Gespräch mit der Automobilwoche: ,,Cupra wird nicht Seat ersetzen, Seat wird nicht verschwinden."

Die spanische Volkswagen-Tochter, seit über 40 Jahren in Deutschland vertreten und oft als Sorgenkind im Konzern tituliert, erlebt sogar ein recht eindrucksvolles Comeback. Musste Seat im Zuge der weltweiten Lieferkettenkrise in Sachen Microchips gegenüber der margenträchtigeren Marke Cupra notgedrungen zurückstecken, zieht nun die Verkäufe von Ibiza, Leon, Arona und Ateca wieder deutlich an. 36.000 Neuzulassungen im ersten Quartal, ein Plus von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahrszeitraum. Würden die drei kommenden Quartale ähnlich verlaufen, hätte Seat gute Chancen, dieses Jahr seinen Bestwert von 2019 zu übertreffen. Der lag damals bei 138.670 Einheiten.

Die Sache hat allerdings einen Haken. Vor fünf Jahren war die Produktpalette jung und frisch. Bis heute hat Seat kein neues Modell hinzugefügt, das letzte war 2018 der Tarraco. Das größte SUV im Portfolio, wurde mittlerweile sogar aus dem Programm genommen, trotz recht guter Verkaufszahlen (2023: 7.586 Neuzulassungen in Deutschland). Die Position des Tarraco übernimmt künftig der etwas kleinere Terramar von Cupra, der noch in diesem Jahr seinen Marktstart hat. Ihn wird der Kunde allerdings nicht in siebensitziger Konfiguration wählen können. Das zirka 4,50 Meter lange, in Ungarn gebaute Modell gilt als letztes Verbrenner-Fahrzeug der Marke Cupra.

Eine Produktaufwertung (PA) erhalten in der zweiten Jahreshälfte der Leon und der Leon Kombi. Den größten Anteil am Update hat die Technik. Der Leon wird die jüngste und letzte Entwicklungsstufe des Plug-in-Hybrids von Volkswagen erhalten, wie sie kürzlich im neuen Tiguan und Passat eingeführt wurde. Gab es den Leon E-Hybrid bislang mit 1,4-Liter Hubraum, 63 Kilometer elektrischer Reichweite und 150 kW Systemleistung, steckt künftig ein Vierzylinder-TSI-Benziner mit 1,5 Liter Hubraum unter der Haube. Er schickt zusammen mit der E-Maschine entweder 150 kW oder alternativ 200 kW zu den Rädern. Die Reichweite soll gar auf mehr als das Doppelte ansteigen. Deutlich verbessert wird auch das Laden. AC ist mit 11 kW möglich, DC mit 50 kW. Beides ist serienmäßig an Bord.

Bei Ibiza und Arona (in Deutschland Seats Bestseller) steht eine zweite Überarbeitung für nächsten Jahr auf der To-do-Liste der Spanier. Vom Zyklus her wären hier eigentlich längst Neuauflagen an der Reihe (die Debüts waren 2017), doch lässt Seat beide Modelle bis auf weiteres im Programm. Zum Facelift gibt es neben kosmetischen Änderungen an Front und Heck Updates bei Software und Konnektivität. Zusätzlich werden Ibiza und Arona Euro-7-fit gemacht. Analog zum Polo bei Volkswagen dürfte somit auch Seat das klassische Schaltgetriebe in Rente schicken und durch das Direktschaltgetriebe DSG ersetzen. Gleiches wird wohl auch dem Ateca widerfahren, dem ersten SUV der Spanier. Optisch läuft das seit 2016 gebaute Modell unverändert weiter und soll, wie der Rest des Seat-Angebots, Märkte bedienen, in denen sich Kunden keine Elektroautos leisten können oder wollen.

Dennoch wird auch Seat eines Tages den Schalter umlegen. CEO Wayne Griffith hat bei der Frage nach einem BEV zumindest nicht abgewunken. Schätzungsweise in drei bis vier Jahren könnte es losgehen. Denn jüngst hat Volkswagen bekanntgegeben, 2027 einen Einstiegsmodell unterhalb des ID.2 für 20.000 Euro auf den Markt zu bringen. Gut möglich, dass Seat hier für sich ein Derivat ableitet. Passen zur Marke würde solch ein City-Stromer bestens. Griffith: ,,Wir werden Seat jedoch erst elektrifizieren, wenn es finanzierbar ist."

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Michael Specht/SP-X am 28.06.2024, 10:12 Uhr veröffentlicht.