Frank Wald (vm) - 10. Juni 2015, 13:04 Uhr OLDTIMER
35 Jahre Suzuki: Von Bestsellern und Durchhängern
Die Millionen-Marke ist in Sicht. Exakt 978.917 Autos hat Suzuki seit 1980 in Deutschland verkauft. Seit 35 Jahren behauptet sich der japanische Spezialist für Klein- und Geländewagen im anspruchsvollsten Automarkt der Welt.
Gleich der erste Suzuki auf dem deutschen Markt sollte zum Aushängeschild der Marke werden. Der "Light Jeep" LJ 80 war ein kleiner Offroader, der bei seiner Premiere auf der Frankfurter IAA 1979 das Publikum anzog. Geländewagen waren bis dato massige und schwere Arbeitsgeräte für Förster, Militärs oder Expeditionen. Ein kleiner leichter Allradler nur zum Spaß für Alltag und Freizeit war neu und fand schnell viele Nachahmer. Vom Start weg wurde "Eljot", wie er bald von seinen Fans genannt wurde, zum Kultmobil.
Mit 820 Kilogramm extrem leicht und selbst mit aufgesetztem Reserverad nur 3,20 Meter kurz, war der kleine Offroader mit zuschaltbarem Allradantrieb, Differenzialsperre und großer Bodenfreiheit voll geländetauglich. Er bewältigte locker Schotter, Schlamm und Schnee und kletterte dank des günstigen Preises von 12.500 D-Mark in der Gunst der zumeist jungen Käufer ganz nach oben. Meist pflügten die aber gar nicht das Gelände, sondern nutzten insbesondere die Cabrio-Version für den lässigen Stadtbummel und Auftritt vor Cafes und Bars. Mit Leiterrahmen, Starrachsen und Blattfedern sowie einem 39 PS starken Vierzylinder-Benziner eignete sich der LJ 80 ohnehin eher zum Posen als zum Cruisen. Aus heutiger Sicht klingen die Fahrwerte geradezu rührend: 94 km/h erreichte er in der Spitze, und das in 25 Sekunden.
Seinen Ruf als Spezialist für kleine Allradfahrzeuge baute Suzuki 1982 mit der SJ-Serie aus, dessen populärster und letzter Vertreter der 1989 eingeführte Samurai war. Seit 1998 spielte dann der 3,67 Meter kurze Jimny die Rolle des knorrigen Mini-Allradlers, von denen Suzuki in 35 Jahren rund 200.000 Exemplare in Deutschland verkaufen konnte.
Erfolgreicher noch und ebenso markenprägend sollte jedoch ein anderes Modell werden: der Swift. Der Kleinwagen erschien erstmals 1984 auf deutschen Straßen und entwickelte sich über Generationen und Variationen zu dem Suzuki-Bestseller in Deutschland. Mit knapp 300.000 Exemplaren macht er fast ein Drittel am Gesamtverkauf aus. Auch in der 2010 eingeführten vierten Generation fährt der inzwischen auf 3,85 Meter angewachsene Wagen Monat für Monat Spitzenplätze im Suzuki-Portfolio ein; vor allem, seit 2012 der Swift Sport mit dem 136 PS-Turbomotor mit im Angebot ist.
Neben diesen beiden tragenden Säulen hatte Suzuki auch Spaßmodelle im Angebot:. So etwa den Cappuccino: ein 3,30 Meter kurzer Mini-Roadster, vom dem 1994 nur 120 Exemplare nach Deutschland gelangten. Doch die Glücklichen, die einen der 725 Kilo leichten rechts gelenkten Zweisitzer ergattern konnten, haben noch heute Spaß: mit einem Dreizylinder-Turbo, der aus nur 657 Kubikzentimeter Hubraum 64 PS schöpft und einem Kart-Lenkrad-Feeling, gegen das ein Mini wie eine behäbige Sänfte wirkt.
Nicht ohne Komik, zumindest in europäischen Augen, ist auch der Micro-Tranporter Carry. Der 3,20 Meter kurze, aber 1,86 Meter hohe und 1,40 Meter schmale Hochdachzwerg sieht er aus wie ein zu heiß gewaschener VW Bulli. Für den dichten Verkehr in japanischen Mega-Cities entworfen, war der praktische Kleintransporter von 1981 bis 2002 auch beim deutschen Handwerk und Gewerbe sehr beliebt.
Doch es gab auch Reinfälle. So zum Beispiel wurde der Ignis von 2000 bis 2007 als kompakter Steilheck-Kleinwagen - wahlweise mit drei oder fünf Türen und Allradantrieb - von Suzuki zwar als "Paradebeispiel" für den ersten Mini-Crossover gefeiert, obwohl er in Wahrheit aber nur ein fader Kastenwagen ohne Ausstrahlung war. Auch an das Modell "Life in a New Age" - kurz "Liana" - , das 2001 als Steil-, ein Jahr später auch als Stufenheck-Limousine auf den Markt kam, erinnert sich heute kaum noch jemand. Und ein Fahrzeug, das aktuell weder Geschmack noch Geldbeutel der Kundschaft trifft, ist die Kompakt-Limousine Kizashi, von der das KBA in 2014 gerade 101 Zulassungen zählte.
Nicht ohne Grund hat sich Suzuki in Deutschland deshalb wieder auf die Kernkompetenzen besonnen. Die Marke führt aktuell nur noch die beiden Kleinwagen Celerio und Swift und dessen Sport-Variante sowie die SUV- und Crossover-Modelle SX4 S-Cross und Vitara im Programm. Und für die echten Geländegänger gibt es auch noch den Jimny. Mit diesem Angebot will Suzuki Deutschland nun die Million-Marke knacken. Wann? Suzuki-Sprecher Jörg Machalitzky rechnet mit Februar oder März 2016. Auf jeden Fall wieder ein Grund zum Feiern.
Frank Wald
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