Wolfram Nickel/SP-X - 2. November 2015, 11:12 Uhr OLDTIMER
Tradition: 60 Jahre (Renault) Alpine - Französischer Sportsgeist
Zur Feier des 60. Geburtstages von Alpine zeigte die Sportmanufaktur in diesem Frühjahr mit einer Studie, wie künftige Modelle aussehen könnten. Das freut nicht nur französische Autofans, die mit den flachen Sportwagen mehr als nur Siege in der Motorsportkarriere verbinden.
Einen Ausblick auf Designelemente der kommenden Alpine gab bereits die in diesem Frühjahr gezeigte Studie Alpine Vision Gran Turismo. Ein 320 km/h schnelles Concept Car, das zur Feier des 60. Geburtstages der Sportmanufaktur aus Dieppe auch in virtueller Form vorfuhr - als kostenloser Download für Playstation-Fans. Gleich ob real oder virtuell, immer zitiert die Alpine Vision Gran Turismo die Markenhistorie in Form der fast perfekt proportionierten Kult-Sportwagen A110 aus den 1960 und 1970er Jahren sowie der erfolgreichen Le-Mans-Sportprototypen A210 und A220.
Bevor Rennfahrer Jean Rédéle diese ultraflachenEvolutionsstufen seines ursprünglichen Plastikbombers zünden konnte, hatte der mit 24 Jahren jüngste Renault-Händler im Nachkriegsfrankreich aber sein neues Handwerk als Autobauer erst einmal von der Pike auf lernen müssen. Wie schwierig die Autoproduktion sein konnte, zeigten zahllose Kleinserienhersteller, die in den 1950er Jahren ebenso überraschend untergingen wie sie zuvor aufgetaucht waren. Rédéle jedoch erarbeitete sich rasch einen hervorragenden Ruf und konnte schon 1960 die Auslieferung seines 650. Serienfahrzeugs feiern. Wichtig war ihm dabei von Anfang an die enge Verbindung zum Staatskonzern Renault, dessen Vertriebsnetz und Technik er nutzte.
Alpine-Gründer Rédéle gelang mit der A110 seine vielleicht verblüffendste sportliche Sensation: Im Jahr 1973 - Renault hatte die Sportwagenmarke gerade übernommen - errang die Equipe bleu die Rallye-Weltmeisterschaft vor Porsche oder Lancia. Obwohl Alpine auch bei vielen Formel- und Markenmeisterschaften die französischen Farben strahlen ließ, gilt der erste Rallye-WM-Titel bis heute als glanzvoller Zenit der Motorsportkarriere.
Daran vermochte auch die futuristisch gezeichnete A110-Nachfolgerin A310 nicht anzuknüpfen. Zu beachtlichen Stückzahlen brachte es diese Französin erst ab 1977 durch ein 110 kW/150 PS leistendes 2,7-Liter-V6-Triebwerk. Mit mehr Gewicht und mehr Luxus widersprach die V6-Alpine zwar der ursprünglichen Philosophie Rédélés, aber durch die ebenfalls 1977 erfolgte Einstellung der A110 zwang sie viele Markenfans zur Umstellung. Dabei war dies nur der erste Schritt auf dem Weg in das Segment der Luxussportler, den Alpine mit der Einführung von V6 GT und V6 Turbo im Jahr 1985 und der finalen A610 von 1991 verfolgte.
Die bis zu 184 kW/250 starken 3,0-Liter-Biturbo-V6 fegten jetzt mit 265 km/h über die Autobahn und boten erstmals einen Langstreckenkomfort, wie ihn Vielfahrer verlangten. Verkaufszahlen in bislang nicht für möglich gehaltener Höhe wurden so erreicht, der Durchbruch zum ertragreichen Volumensportler gelang den zuletzt vom Kultdesigner Robert Opron geformten Nobelrennern aus der normannischen Plastik-Produktion aber trotz aller Anstrengungen nicht. Am Ende konnten nicht einmal das ebenfalls in Dieppe gefertigte Massenmodell Renault 5 Alpine und der Mittelmotor-Renner Renault 5 Turbo den Schlussstrich unter dem Kapitel Alpine abwenden. So kam es, dass die Alpine-Mitarbeiter ab 1995 vor allem familienfreundliche Renault Espace statt Sportwagen bauten. Umso größer war der Jubel, als ab 2012 erste Prototypen von einer Rückkehr der blau-weiß-roten Renner kündeten.
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