Wolfgang Peters - 7. Dezember 2015, 17:24 Uhr OLDTIMER
In der Tradition des Vertrauens
Einer Automarke zu vertrauen ist vor allem eine Frage der Verlässlichkeit. Und der Kontinuität in ihrer Entwicklung. Das zeigen Blicke zurück in die Historie und auf die Gegenwart von Opel.
Zur Mitte der 1980er-Jahre waren bei Opel neue Autos fällig. Revolutionen waren nicht zu erwarten, aber der Fortschritt kam tüchtig voran. Innerhalb von zwei Jahren bewältigte die Marke mit dem Blitz eine Modell-Offensive wie nie zuvor: Rund 3,5 Milliarden Mark wurden damals in die neuen Opel Kadett und Opel Omega investiert. 1984 trat die fünfte Generation des Erfolgsmodells Kadett mit der Kennchiffre "E" an und sie sorgte mit ihrer Aerodynamik für Schlagzeilen: Die Sport-Variante GSi war die Serien-Limousine mit der seinerzeit geringsten Luftwiderstandsfläche überhaupt. In der Tat ließen die tropfenförmige Karosserie sowie Front und Heckspoiler den entscheidenden Luftwiderstandsbeiwert (cW) auf 0,30 schrumpfen. Die ohne Spoiler antretende, ziviler anmutende Normal-Limousine kam auf cW 0,32, ebenfalls ein ausgezeichneter Wert für ein Alltagsauto. Das schnittige Ergebnis von 1.200 Stunden Arbeitszeit in den Orkanen diverser Windkanalsysteme.
Der Kadett E war auf Anhieb der modernste Konkurrent in der Kompaktklasse, wo der Kampf um den Sieg in der deutschen Verkaufsstatistik tobte. Im Vergleich zum Vorjahr hatte Opel zwar 0,8 Prozentpunkte beim Marktanteil verloren, aber der Kadett war 1985 ebenso wie die Gesamtmarke mit großem Vorsprung und einem Marktanteil von 15,5 Prozent auf einem soliden zweiten Rang gelandet. Noch in seinem Geburtsjahr wurde der Kadett E "zum Auto des Jahres" gekürt.
1986 endete eine Ära. Seit 1953 war für Opel der Rekord unterwegs. Die Limousine darf als Erfinder und idealer Hauptdarsteller der deutschen Mittelklasse gelten, und ihr Design drückte immer eine gewisse Vornehmheit in Verbindung mit bürgerlicher Eleganz aus. Ein Rekord war nie ein Langweiler, aber nach dem Absatz von insgesamt 7,6 Millionen Einheiten wirkte dann 1986 auch ein Rekord-Verkaufsmodell müde. Der Nachfolger war zwar schon auf den ersten Blick ein Opel, aber was für einer: Der Omega verbrachte 1.400 Stunden im Windkanal und schlüpfte fortan mit einem cW-Wert von 0,28 in die Verkaufsstatistiken.
Auch der Omega erhielt das Prädikat Auto des Jahres, 1986 wurde der Lohn für viele komplette Neuentwicklungen unter der schnittig-rundlichen Karosserie ausgezahlt. So warf Opel nach langem Zögern die hintere Starrachse aus dem Rekord auf den Friedhof der alten Technik. Rundum mit einzeln aufgehängten Rädern ausgerüstet, setzte der Omega in seiner Klasse die Maßstäbe bei Sicherheit, Fahrstabilität und vor allem im Federungskomfort. Mit der 2,0-Liter-Basismotorisierung rauschte er mit 200 km/h Spitze in den damals noch exklusiven 200 km/h-Club, und das mit einer Motorleistung von 122 PS. Noch schneller, edler und der Mittelklasse entwachsen präsentierte sich 1987 der Senator B. Zum Ende der 1980er-Jahre ließ Opel ehrgeizige Ambitionen für einen flächigeren Einstieg in die Oberklasse erkennen.
Die Zeiten haben sich geändert. Einst als ewig bezeichnete Hierarchien wurden aufgebrochen, die Oberklasse definiert sich nicht mehr nur über die Luxus-Limousine neu. Vans, komfortable Geländewagen, viertürige Flunder-Coupés und SUVs verdrängen ältere Formen. Design, Technik und Inhalt der Automodelle haben sich geändert, nicht mehr Größe und Leistung sind die wichtigsten Entscheidungsfaktoren. Opel hat mitten in der vielleicht größten Unternehmenskrise die Bedeutung der wichtigsten Zukunftstechnologie erkannt: die Elektronik wird nicht nur Antriebs- und Sicherheitstechnik dominieren.
"Konnektivität", die zum Beispiel im neuen Astra und im Corsa bereits verwirklichte Einbindung des Autos in das Netz mit dem Telematik-Dienst OnStar, ist das Zauberwort der Zukunft. Mit Intellilink wird das Smartphone in den Astra integriert, und es gibt eine tatsächlich funktionierende Spracheingabe. Opel setzt damit ebenso Maßstäbe wie mit der Matrix-LED-Lichttechnik, die den Gegenverkehr nicht blendet und jeden begeistert, der mit dieser Ausleuchtung durch die Nacht fährt.
Wie einst beim Kadett E vollzieht der Astra K einen Quantensprung: Nicht bei der sehr guten Windschnittigkeit, sondern bei den Kilos. Intelligenter Leichtbau sorgt im Vergleich zum Vorgänger für ein bis zu 200 Kilogramm geringeres Gewicht, und neue Motoren und Getriebe nutzen das für frischeren Antritt und niedrigere Verbräuche. Wenn die nächste Insignia-Generation voraussichtlich 2017 anrollt, fährt damit nicht nur der modernste Opel auf die Straße. Der Insignia ist der Beleg für Kontinuität seit vielen Jahrzehnten und für Fortschritt in jenen Disziplinen, die wichtig sind im Alltag. Darauf können sich die Kunden verlassen. Deshalb ist Opel im "Vertrauens-Ranking" 2015 der beste Volumenanbieter auf Rang fünf nach Audi, BMW, Mercedes und Porsche. Alles nicht die schlechteste Gesellschaft.
Wolfgang Peters
Dieser Artikel aus der Kategorie OLDTIMER wurde von Wolfgang Peters am 07.12.2015, 17:24 Uhr veröffentlicht.
