Ralf Loweg - 28. April 2016, 17:33 Uhr OLDTIMER
Auto-Designer Ed T. Welburn: Eine Legende sagt Goodbye
In der Welt der Autos ist Ed Welburn schon zu Lebzeiten eine Legende. 44 Jahre hat der Amerikaner inzwischen für General Motors (GM) gearbeitet und in dieser Zeit alle Höhen und Tiefen des Konzerns miterlebt. Jetzt geht der Chefdesigner in den Ruhestand. Vorher aber schaut er bei seiner Abschiedstournee auch bei Opel in Rüsselsheim vorbei.
In der Welt der Autos ist Ed T. Welburn schon zu Lebzeiten eine Legende. 44 lange Jahre hat der Amerikaner inzwischen für General Motors (GM) gearbeitet und in dieser Zeit zahlreiche Höhen und Tiefen des Konzerns miterlebt. Der 65-Jährige hat Autos kommen und gehen sehen. Und er hat die Sichtweise vieler Menschen auf das Automobil verändert. Kein Wunder, denn als Chefdesigner bei GM spiegelt sich seine "Formensprache" in Millionen von Fahrzeugen des US-Unternehmens wider, ob als Vauxhall in England, Holden in Australien oder Opel in Deutschland.
Um seine Bedeutung und seinen Einfluss für die Autoindustrie zu verdeutlichen, sind Vergleiche mit Personen aus dem Motorsport hilfreich. Beispielsweise mit dem legendären Formel-1-Konstrukteur Colin Chapman oder dem Genie Adrian Newey, der die Rennautos für das Red-Bull-Team entwarf und Sebastian Vettel damit den Weg zu vier WM-Titeln ebnete. Auch wenn Ed T. Welburn nicht so im grellen Scheinwerferlicht steht wie die Formel-1-Helden, so ist auch er in seinem Metier längst eine Berühmtheit. Allein die von ihm "erschaffenen" Autos haben Mister Welburn unsterblich gemacht.
Sein Werk ist vollbracht, jetzt ist es Zeit, in den Ruhestand zu gehen. Doch bevor Ed T. Welburn den Posten als Chefdesigner am 1. Juli 2016 endgültig räumt, geht der Amerikaner noch auf große Abschiedstournee. Auch das Opel-Werk Rüsselsheim darf auf seiner Liste nicht fehlen; dort schaute Ed T. Welburn jetzt vorbei. Er ist angetan von den Autos der Blitz-Marke, die sich in den vergangenen Jahren neu aufgestellt hat. Vom Familien-Van Zafira bis zum Lifestyle-Flitzer Adam für die jungen und modebewussten Menschen deckt Opel die komplette Fahrzeug-Palette ab.
Zuletzt war Ed T. Welburn für nicht weniger als elf GM-Design-Center auf der ganzen Welt verantwortlich. Mehr als 3.000 Mitarbeiter hat er bis zum 1. Juli 2016 unter sich. Zu den Design-Highlights des Amerikaners gehören unter anderem der Buick Avenir und das aktuelle Opel GT Concept, das vor wenigen Wochen auf dem Genfer Automobilsalon Weltpremiere feierte.
Der Nachfolger von Ed T. Welburn steht bereits fest: Michael Simcoe. Der bisherige Vizepräsident von GM International Design in Korea und Australien und seit 1993 im Unternehmen tritt jedoch ein schweres Erbe an. Aus seiner Feder stammen unter anderem die Modelle GMC Terrain, Buick LaCrosse, Chevrolet Camaro und Equinox and Cadillac CTS. Zuletzt leitete Michael Simcoe die Design-Entwicklung des Buick Avenir Concept.
Das Auto, das Ed T. Welburns Leben verändert, ist ein Cadillac Cyclone. Er sieht das Fahrzeug 1958 auf der Philadelphia Auto Show und verliebt sich. Von da an ist klar: Sein Herz schlägt für das Fahrzeug-Design. So richtig ins Rollen kommt seine Karriere 1975, als er zum Oldsmobile Exterior Studio geht, wo er unter anderem am Aerotech arbeitet. Mit diesem Fahrzeug wird zwölf Jahre später der Temporekord auf Land gebrochen.
So ganz ohne Motorsport geht es auch bei Ed T. Welburn nicht. 1988 arbeitet er mit an der Entwicklung des Pace Cars für das berühmte 500-Meilen-Rennen von Indianapolis, einem Oldsmobile Cutlass Supreme. Dieses Fahrzeug bekommt später den "IDSA Award for Design Excellence".
Es würde zu weit führen, jedes einzelne Fahrzeug der Welburn-Ära aufzuzählen. Deshalb sei ein kleiner Zeitsprung erlaubt. Im Jahr 2002 ist Ed T. Welburn bereits Executive Director of Body-on-Frame bei GM. Er arbeitet dann unter anderem an dem "Gelände-Monster" Hummer H3 sowie den Cadillac-Modellen Escalade, Silverado, Tahoe, Yukon und Sierra. 2006 stellt GM das Konzept zum Buick Enclave vor - auch an dessen Design ist Ed T. Welburn maßgeblich beteiligt.
2008 präsentiert Ed T. Welburn das Konzept zum Saab 9-1X. Im selben Jahr wird er in die Liste der 150 einflussreichsten Schwarzen in den USA aufgenommen. 2009 stellt er Konzepte zum Chevrolet Corvette Stingray, dem Chevrolet Bolt MP, dem Chevrolet Orlando und dem Cadillac Aera vor. Sein Konzept zum Cadillac Converj belegt beim "Eyes-on-Design"-Wettbewerb den ersten Platz.
2011 stammen unter anderem das Opel RAK e Concept, der Chevrolet Mi-ray Roadmaster sowie der Cadillac Ciel aus seiner Feder. 2014 präsentiert GM den Chevrolet Chaparral, im Jahr danach das Konzept Chevrolet FNR. Mit dem Buick Avenir Concept von 2015 und dem Opel GT-Konzept von 2016 vollendet das Design-Genie sein Lebenswerk.
Jetzt reitet Ed T. Welburn dem Sonnenuntergang entgegen. So jedenfalls enden in Hollywood zahlreiche Edel-Western. Und wenn er abends irgendwo am Lagerfeuer sitzt und wehmütig an "seine" Autos denkt, dürfte vielleicht die eine oder andere Träne über seine Wangen kullern. Time to say goodbye.
Ralf Loweg
Dieser Artikel aus der Kategorie OLDTIMER wurde von Ralf Loweg am 28.04.2016, 17:33 Uhr veröffentlicht.
