Wolfram Nickel/SP-X - 13. März 2017, 14:47 Uhr OLDTIMER
Tradition Mercedes-Benz E-Klasse Coupés (C 123/C 124) - Für Bausparer und Adrenalinjunkies
Zwei Türen weniger und dafür ein paar tausend DM mehr - das reichte schon vor 40 Jahren nicht. Die Coupés der Mercedes-Baureihen C 123 und C 124 mussten auch bei der Technik Neues aufbieten.
Schon 1977 demonstrierte der 300 CD als weltweit erstes Fünfzylinder-Coupé, dass Dieselfahren endgültig gesellschaftsfähig war. Allerdings nur für die High Society auf Hollywood-Boulevard und New Yorker Fifth Avenue, denn nach Europa wagten sich die Stuttgarter mit diesem Spritsparer noch nicht. Auch beim 1987 lancierten C 124 Coupé servierte Mercedes eine Antriebsspezialität, diesmal jedoch als gut getarntes Powerpaket: Der optisch unauffällige E 36 AMG konnte mit 195 kW/265 PS starkem Vierventil-Sechszylinder sogar die V12-Coupés von BMW und Jaguar jagen. Mercedes-typisch mussten die Coupés in der Sicherheitstechnik Meilensteine setzen. Waren es bei den C-123-Typen die Optionen ABS (ab 1980) und Fahrer-Airbag (ab 1982), gab es die leistungsstärksten C-124-Coupés von Beginn an serienmäßig mit Airbag.
In der Klassikerszene zählen Coupés grundsätzlich zu den Champs, sind sie doch formvollendete Zeugen ihrer Zeit. Also ganz so wie die chrombeladenen Mercedes 123er Coupés von 1977, deren Karosserien keine im Wind geglätteten filigranen Sportinsignien waren, sondern ein massives Burggefühl vermittelten. Allein der gegenüber den Limousinen geringfügig verkürzte Radstand, der niedrige Dachaufbau mit etwas stärker geneigten Scheiben und die rahmenlosen Seitenfenster vermittelten jenen Hauch eleganter Leichtigkeit, den die gutbetuchte, bürgerliche Kundschaft bei Coupés schätzte. Diese Art der Personalisierung genügte für die beachtliche Verkaufszahl von knapp 100.000 C-123-Mercedes in acht Jahren und deren Positionierung als elitäre Persönlichkeit gegenüber den millionenfach verkauften Limousinen.
Auch der Nachfolger dieses zweitürigen Bestseller-Benz, der vor 30 Jahren auf dem Genfer Salon enthüllte C 124, gab trotz zweitüriger Auslegung auf verkürzter Bodengruppe vor allem durch feine Designfacetten zu erkennen, dass er einer vornehmeren Fahrzeugkategorie angehörte. So schenkte Mercedes Kult-Designer Bruno Sacco diesem Coupé eine italienisch anmutende, klassische Eleganz durch eine gut fünf Zentimeter niedrigere Dachlinie mit flacher wirkender Heckscheibe. Hinzu kamen C-Säulen, die weniger abgewinkelt in den Fond-Kotflügeln ausliefen und in Kontrastfarben lackierte Flankenschutz-Leisten. Optische Statussymbole, die klarstellten: Hier kommt eine E-Klasse, die gut ein Viertel mehr kostet als der Viertürer. 142.000 Käufer begeisterten sich für das C-124-Coupé-Konzept - nochmals gut 40 Prozent mehr als für den Vorgänger.
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