MOTOR-EXCLUSIVE

Mirko Stepan - 8. Januar 2019, 13:00 Uhr AUTOMOBIL

Mit Kulleraugen im Großstadt-Dschungel

Mit dem 500X hat Fiat ein kompaktes SUV aufgelegt, das die Hochbeinigkeit der Großstadt-Abenteurer mit dem knuffigen Design des Cinquecento paart. Das Konzept kommt an, wie der erste 'Mister X' gezeigt hat. Kann die zweite Generation die großen Fußstapfen ausfüllen?


Mit dem 500X hat Fiat ein kompaktes SUV aufgelegt, das die Hochbeinigkeit der Großstadt-Abenteurer mit dem knuffigen Design des Cinquecento paart. Das Konzept kommt an, wie der erste "Mister X" gezeigt hat. Kann die zweite Generation die großen Fußstapfen ausfüllen?

Sofortige Antwort: Ja, und wie! Fiat hat nichts unversucht gelassen, um den Neuen mit umfangreichen Features auszurüsten, die dafür sorgen, dass keiner mehr an den Vorgänger denkt oder diesen gar in höchsten Tönen lobt. Anstatt sich an der Weisheit "Never change a running system" zu orientieren, wurde alles Gute aus dem 500X der ersten Generation in den 500X der zweiten Generation gepackt - und obendrauf noch einiges mehr.

Zunächst der Antrieb: Der Testwagen fährt mit dem neuen 6d-Temp-3-Zylinder-Benziner vor, der 500X ist das erste Auto der Marke, in dem die neueste Fiat-Motorengeneration namens "FireFly" für Vortrieb sorgen darf. Die Aggregate sind modular aufgebaut, der Dreizylinder mit einem Liter, der Vierzylinder mit 1,3 Liter Hubraum, beide mit Partikelfilter.

88 kW/120 PS leistet der 999-Kubik-Motor. Wer glaubt, das sei für einen 1,3 Tonnen wiegenden kompakten Crossover zu schmalbrüstig, der irrt. Das Dreigestirn aus Turin unter der Haube erweist sich als agil und drehfreudig, zumindest dann, wenn die Schaltanzeige außer Acht gelassen wird. Wer sich an die Vorgaben und Schaltempfehlungen hält, ist etwas gemütlicher unterwegs, ohne jedoch zum Verkehrshindernis zu werden.

Nein, eine lahme Ente ist der neue 500X selbst mit dem kleinen 3-Zylinder-Turbo nicht. 188 km/h sind völlig ausreichend. Wer eine Rennsemmel mit Hundeblick - LED-Licht gibt's neuerdings für den 500X gegen Aufpreis - möchte, muss sich den kleinen 500er als Abarth in die Garage stellen. Warum eigentlich nicht? Ein Zweitwagen hat noch niemandem geschadet.

In Sachen Verarbeitung, Konnektivität und Assistenzsysteme - letzteres in der Vergangenheit öfters ein Problem bei FCA, das sich in negativen Crashtest-Bewertungen niedergeschlagen hat - gibt der 500X keinen Grund zum Meckern: Die neue Verkehrszeichenerkennung funktioniert ordentlich, hat aber bis zur Perfektion noch Luft nach oben. Die Kamera, die fürs Schilderraten zuständig ist, versorgt auch den Abstands-Tempomat und den Spurhalter mit Informationen - und beide erfüllen ihre Jobs ohne größere Macken. Wer mag, kann noch zahlreiche weitere Assistenten dazubuchen, vom Querverkehrs-Warner bis zur Rückfahrkamera bietet Fiat nahezu alles, was sinnvoll oder angenehm ist, oder beides.

In Sachen Fahrwerk ist ebenfalls wenig Auffälliges zu berichten, lediglich Querrillen schluckt der 500X nicht ganz so sauber weg. Dennoch: Der Federungskomfort und die Fahrwerksabstimmung sind gut, der 500X ist absolut reise- und langstreckentauglich - und dank seiner immer noch kompakten Größe mit knapp 4,30 Meter Länge auch in Innenstädten keiner, der bei der Parkplatzsuche am Geduldsfaden zerrt.

Geduldsproben gibt es auch beim Koppeln des eigenen Smartphones nicht. Das System "Uconnect 7 Zoll HD LIVE", bei der gewählten Ausstattung City Cross serienmäßig an Bord, bietet zudem noch Apple CarPlay und Android Auto für zusätzliche Services an. Das ist gut, denn das Fiat-Navi (600 Euro Aufpreis) ist nicht das schnellste. Wer eine verlässliche Stau-Umfahrung wünscht, sollte die Smartphone-Routenplanung nutzen.

Keine Minuspunkte gibt es fürs Design - klar, die Optik eines Autos ist Geschmackssache. Wie Fiat das knuffige Blechkleid des 500 auf den doch deutlich wuchtigeren 500X übertragen hat, ohne ein pummeliges Mini-SUV zu kreieren, verdient dennoch Lob. Und auch für die Details, die den Innenraum von anderen Autos abheben - etwa das in Außenfarbe lackierte Armaturenbrett - gibt es ein zufriedenes Kopfnicken. Hier sind die Lifestyle-Qualitäten des Cinquecento auf ein anderes Modell übertragen, so macht SUV-fahren mit Kulleraugen Spaß.

Mirko Stepan / mid

Technische Daten Fiat 500X City Cross 1.0 GSE
Fünftüriges, fünfsitziges Kompakt-SUV, Länge/Breite (m. Spiegeln)/Höhe/Radstand in Millimeter: 4.265/2.025/1.603/2.570, Leergewicht (fahrfertig): 1.395 kg, Zuladung: 445 kg; Anhängelast gebremst/ungebremst: 800/600 kg, Kofferraumvolumen: 350 - 1.000 l, Tankinhalt: 48 l, Preis: ab 20.890 Euro.

Antrieb: 3-Zylinder-Turbobenziner; Hubraum: 999 ccm; Leistung: 88 kW/120 PS bei 5.750 U/min; max. Drehmoment: 190 Nm bei 1.750 U/min; manuelles 6-Gang-Getriebe; 0 - 100 km/h: 10,9 Sekunden; Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h; Vorderradantrieb, Normverbrauch: 6,0 l/100 km; CO2-Emission: 138 g/km; Schadstoffklasse: Euro 6d-Temp.

Dieser Artikel aus der Kategorie AUTOMOBIL wurde von Mirko Stepan am 08.01.2019, 13:00 Uhr veröffentlicht.