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Wie funktioniert eigentlich? - Der Gurtabroller
Zwar liegt der Gurt eng am Orberkörper des Trägers, doch dieser kann sich dank der Nachgiebigkeit der Spule im Gurtabroller frei bewegen Foto: ZF
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Holger Holzer/SP-X - 20. Dezember 2024, 14:28 Uhr NEWS

Wie funktioniert eigentlich? - Der Gurtabroller

Ohne ihn könnte man sich angeschnallt im Auto kaum mehr bewegen. Der Gurtabroller sorgt aber nicht nur für Komfort, sondern vor allem für Sicherheit.

Erst mit der Gurtpflicht wurde der Anschnallgurt komfortabel. Vorher war das Anschnallen vor allem etwas für Rennfahrer oder besonders sicherheitsversessene Pkw-Nutzer, die sich mehr oder weniger starr mit dem Gestühl verschnürten. Sicherheit beeinträchtigte damals die Bewegungsfreiheit. Und die Ästhetik – schließlich lagen Gurt und Schloss nach dem Aussteigen unordentlich auf den Sitzen herum.

Der Gurtaufroller löste ab den 1970er-Jahren beide Probleme. Er besteht aus einer Spule, in deren Inneren sich eine flache Spiralfeder findet, die den Gurt automatisch aufrollt, wenn er nicht in Gebrauch ist. Will man sich anschnallen, rollt die Spule ihn bei geringem Kraftaufwand wieder ab. Auch wer schon angeschnallt ist, kann sich anschließend noch problemlos nach vorne lehnen, ohne den Gurt lösen zu müssen.

Gleichzeitig muss der Gurt im Notfall allerdings auch blockieren – denn eine Nachgiebigkeit der Spule wäre bei einem Unfall gefährlich. Dabei kommen aus Sicherheitsgründen meist zwei Mechanismen zum Einsatz. Der erste blockiert beim schnellen Herausziehen des Gurtes und funktioniert so: An einem Ende der Gurtrollen-Achse sitz ein Zahnkranz, der sich in einem weiteren, nach innen gerichteten Zahnkranz frei drehen kann. Die Spule wird durch eine Feder in Mittellage gehalten, die bei zu starker Krafteinwirkung nachgibt, so dass beide Zahnkränze ineinandergreifen. Die Rolle ist blockiert.

Redundant dazu gibt es einen zweiten Mechanismus, der bei starker Fahrzeugverzögerung greift. In der Regel wird dabei ein sogenannter Kugelsensor verwendet, der mit einem Trägheitskörper funktioniert. In der Regel handelt es sich dabei um eine massiver Stahlkugel, die sich bei starker Verzögerung oder Beschleunigung bewegt und einen Sperrhebel schwenken lässt. So wird beispielsweise eine Kupplungsklinke in die Kupplungsverzahnung eines Blockiermechanismus eingeklinkt, der die Gurtspule blockiert und ein Abziehen von Gurtband verhindert.

Die Mechanik wird in der Regel an der Karosserie verankert, bleibt also auch bei starker Verstellung der Sitzlehne am Platz. Bei künftigen hochautomatisierten und autonomen Fahrzeugen ist das ein Nachteil. Fahrer und Beifahrer müssten selbst dann mehr oder weniger aufrecht sitzen bleiben, wenn das Auto alleine fährt. Der Abroller dürfte also tendenziell in die Sitzlehne wandern, statt einer mechanischen Auslösung dürfte es eine elektronische geben, die unabhängig von der Lage der Sitzlehne funktionier.

In modernen Fahrzeugen arbeitet der Gurtaufroller oft mit einem Gurtstraffer zusammen. Bei einem Aufprall aktiviert das Airbag-Steuergerät den Gurtstraffer, der nicht nur das weitere Abrollen des Gurts stoppt, sondern ihn ein Stück weit zurückzieht. Das Straffen erfolgt in Millisekunden, reduziert die sogenannte Gurtlose und sorgt dafür, dass der Insasse besser im Sitz fixiert wird.

Dieser Artikel aus der Kategorie NEWS wurde von Holger Holzer/SP-X am 20.12.2024, 14:28 Uhr veröffentlicht.