MOTOR-EXCLUSIVE

Motor-Informations- Dienst (mid) - 6. März 2020, 15:04 Uhr MOTORRAD

Die mid-Zeitreise: Praxistest BMW K 100 LT

Am 18. Mai 1987 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) über das Touren-Flaggschiff BMW K 100 LT.


Am 18. Mai 1987 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) über das Touren-Flaggschiff BMW K 100 LT.

Gut in Schale

Die Tourenfreunde unter den Motorradfahrern sind bei BMW von jeher gut aufgehoben. War bislang die K 100 RT mit ihrer eigenwillig gestylten Vollverkleidung das Touren-Flaggschiff der bayerischen Marke, so nimmt diese Position nun die K 100 LT als ausstattungsmäßig aufgewertete "Luxus-Version" der RT ein. Das zusätzliche Serienpaket umfasst neben der bronzenen Sonderlackierung eine Warnblinkanlage, Radioeinbausatz, Moosgummigriffe sowie eine Zusatzsteckdose, ein enorm effektives Zweiklanghorn und eine 30 Ah-Batterie. Nicht zu vergessen sind hier desweiteren das Nivomat-Federbein, die Komfortsitzbank, die Gepäckbrücke mit Topcase und die Integralkoffer.

Beim Motor ist indes alles beim alten geblieben. Auch bei der LT verrichtet der wassergekühlte und längsliegende K 100-Reihenvierzylinder seinen Dienst. Elastizität und Durchzugsvermögen sind die Stärken des 66 kW/90 PS (bei 8.000 U/min) starken und mit einem maximalen Drehmoment von 86 Nm bei 6.000 Touren aufwartenden Zweiventilers. In Verbindung mit dem harmonisch abgestuften - wenn auch etwas hart zu schaltenden - Fünfgang-Getriebe ergibt sich zwischen 3.000 und 8.000 Kurbelwellenumdrehungen ein breites nutzbares Drehzahlband. Mit der K 100 LT fährt man schaltfaul und gleichzeitig unauffällig schnell. Das problemlose Startverhalten mit dem E-Anlasser und die kurze Warmlaufphase können jedoch den mitunter rauhen Motorlauf und vor allen Dingen das aufdringliche Pfeifen des Primärtriebs bei niedrigen Geschwindigkeiten nicht vergessen machen.

Lobenswert sind dagegen die genügsamen Trinksitten der mit kontaktloser Zündung ausgerüsteten BMW: Durchschnittlich fließen 6,5 Liter (bleifreies) Superbenzin auf 100 Kilometer aus dem etwa 21 Liter fassenden Tank durch die elektronische Bosch LE-Jetronic Einspritzung. Schnelle Autobahnfahrten jenseits von 150 km/h lassen bei der 210 Tachokilometer schnellen LT (auch mit Sozia!) jedoch bereits nach 180 Kilometern die Anzeige für die angebrochenen fünf Liter Reserve (kein Reservebenzinhahn) aufleuchten.

Vor allem die Sitzposition auf dem bayrischen Supertourer verdient Lob. Durch den hohen Lenker, die anatomisch günstig platzierten Fußrasten und nicht zuletzt durch die üppig gepolsterte Komfortsitzbank ergibt sich eine überaus entspannte Sitzhaltung, eine der Voraussetzungen für lange Reiseetappen. Die Vollverkleidung bietet ausgezeichneten Wind- und Wetterschutz, störend wirken allein die lautstarken Windgeräusche und die leichte Verzerrung der Scheibe bei hohen Geschwindigkeiten. Auch die Sozia genießt hohen Fahrkomfort, selbst größere Begleiterinnen können auf ihrem bequemen Sitz bis zirka 160 km/h Windfreiheit genießen.

Das serienmäßige Nivomat-Federbein an der Einarmschwinge hinten passt sich automatisch der jeweiligen Belastung an und überzeugt durch seine komfortable Auslegung. Dagegen ist die Telegabel mit ihren 185 mm Federweg zu "soft" abgestimmt, beim Bremsen sackt die Gabel zu stark ein. Zum Ausgleich gibt sich die 270 Kilogramm schwere BMW auch auf kleineren Landstraßen überraschend handlich und legt neben einem sicheren Geradeauslauf auch eine geringe Seitenwindempfindlichkeit an den Tag. Deutliche Lastwechselreaktionen und die Spurrillenempfindlichkeit setzen der Pirelli radialbereiften Kardanmaschine bei etwas sportlicheren Einlagen eher Fahrgrenzen als die möglichen Schräglagen.

Kritik verdient die vordere Doppelscheibenbremse. Sie erfordert einen harten Zugriff und verzögert speziell bei hoher Zuladung nicht mehr als nur zufriedenstellend. An der hinteren Scheibe gefällt, dass sie sich nicht überbremsen lässt und der vorderen gute Unterstützung bietet. Das Antiblockiersystem für die verkleideten K 100 Modelle wird anscheinend erst im Herbst diesen Jahres als Sicherheitszubehör erhältlich sein.

Übersichtliche Instrumente mit Digitaluhr und Ganganzeige als sinnvolle Ergänzung, Verkleidungsfächer und die bis auf den umständlichen Blinker-Ausschalter funktionellen Bedienungseinheiten runden die Ausstattung ab. Kritik verdient das in der Verkleidung untergebrachte, während der Fahrt nur schlecht bedienbare und nur bei niedrigen Geschwindigkeiten vernehmbare Radioteil. Auch der stark pendelnde Zeiger der Flüssigkeitstemperaturanzeige (Instrument gegen Aufpreis) missfällt.

Insgesamt gesehen aber erhält man mit der K 100 LT eine Reisemaschine erster Güte. Doch die erwähnten Detailmängel stehen einem rund 19.000 DM teuren Motorrad nicht gut an, deshalb tut hier Modellpflege Not.

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORRAD wurde von Motor-Informations- Dienst (mid) am 06.03.2020, 15:04 Uhr veröffentlicht.