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Laute Kritik an neuer Norm gegen Motorrad-Lärm
mid Groß-Gerau - Das Widerstand gegen überlaute Motorräder wird immer stärker. RitaE / Pixabay.com
MOTORRAD
Rudolf Huber - 25. April 2022, 12:09 Uhr MOTORRAD

Laute Kritik an neuer Norm gegen Motorrad-Lärm

Landauf, landab häufen sich die Beschwerden über Motorradlärm-Hotspots. Vor allem Naherholungsgebiete und landschaftlich reizvolle Gegenden leiden unter dem lauten Teil des Motorradverkehrs. Und dieser Anteil ist - laut Studien beispielsweise des Baden-Württembergischen Verkehrsministeriums - beachtlich.


Landauf, landab häufen sich die Beschwerden über Motorradlärm-Hotspots. Vor allem Naherholungsgebiete und landschaftlich reizvolle Gegenden leiden unter dem lauten Teil des Motorradverkehrs. Und dieser Anteil ist - laut Studien beispielsweise des Baden-Württembergischen Verkehrsministeriums - beachtlich.

Laut der aktuellen Zulassungsregeln gilt für Motorräder ein Fahrgeräusch von 77 dB(A). Trotzdem lassen sich an den Strecken regelmäßig Werte von weit über 100 dB(A) messen. Das liegt laut Kritikern am Messverfahren, das diesem Fahrgeräusch zugrunde liegt, und das jetzt von der Normenkommission UNECE auf gesellschaftlichen Druck hin überarbeitet wurde.

Doch auch von der neuen Lärm-Zulassungsnorm UNECE-R 41.05 erwartet sich der "Bundesverband gegen Motorradlärm" keine Besserung und zieht schon jetzt eine negative Bilanz zum künftigen Messverfahren. Die bundesweite Interessenvertretung der betroffenen Kommunen und Anwohnerinitiativen rechnet nicht mit einer Verbesserung der Lage an den Strecken und fordert endlich ein Einschreiten der Politik für mehr Bürger- und Anwohnerschutz.

Hauptkritikpunkt: Es solle auch künftig keine Lärmobergrenze für Motorräder geben, es bleibe bei legalen Spitzenbelastungen durch Auspufflärm von 110 bis 120 dB(A) an den Strecken. Marco Schmunkamp, Vorsitzender der Kommunen-Initiative "Silent Rider", appelliert an die EU, "der fadenscheinigen Überarbeitung der Zulassungsregeln" einen deutlich nach unten korrigierten Grenzwert entgegenzusetzen: "Überall regt sich Widerstand gegen die immense Lärmbelästigung durch laute Rennmotorräder und Spaßfahrzeuge auf den Straßen - hier muss die EU für ihre Bürger und gegen die laute Raserei eintreten."

Nicht nur die Norm wird kritisiert - auch die Institution dahinter: "Es kann nicht angehen, dass ein von der Fahrzeugindustrie dominiertes Gremium wie die UNECE für die nächsten Jahrzehnte bestimmt, mit welchen Lärmemissionen Anwohner von Motorradstrecken gesundheitsgefährdend beschallt werden. In der UNECE ist der Bock der Gärtner," sagt Holger Siegel, Sprecher der Arbeitsgruppe Motorradlärm im BUND und verweist auf die Zeitschrift "Motorrad", die ironischerweise lobe, dass das neue Regelwerk unter "tatkräftiger Mitwirkung der Motorradindustrie" entstanden sei.

Laut Bundesverband werde die immense Lärmbelastung an den Motorradstrecken in Naherholungsgebieten und landschaftlich reizvollen Gegenden mit der langfristig gültigen Norm für mindestens ein weiteres Jahrzehnt fortgeschrieben. Schon 2016 hatte die Normenüberarbeitung de facto lautere statt leisere Fahrzeuge ermöglicht.

Fazit des Bundesverbands: Das Geschäft der Fahrzeugindustrie mit dem Krach werde weiter über den Gesundheitsschutz der Anwohner gestellt.

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORRAD wurde von Rudolf Huber am 25.04.2022, 12:09 Uhr veröffentlicht.