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2Die italienische Art, einen Cruiser zu bauen
mid München - König der Nacht: Der Cruiser Benelli 502 C. Benelli
MOTORRAD
Marcus Efler - 29. April 2022, 11:58 Uhr MOTORRAD

Die italienische Art, einen Cruiser zu bauen

Mit ihrem Gitterrohr-Rahmen und extrabreitem Tank wirkt die Benelli ein wenig wie eine etwas geschrumpfte Ducati XDiavel - wahrscheinlich ist das die italienische Art, Cruiser zu bauen.


In den 70-er Jahren war Benelli das, was man bei Menschen als "Best Ager" bezeichnet: Etwas über 50 Jahre alt, voller Elan und mit so manchen Bewunderern. Eine Marke für die Fans italienischer Motorräder, und für Individualisten, denen eine Ducati oder Moto Guzzi noch zu gewöhnlich erschien. Die Benelli 750 Sei war 1974 als erstes Sechszylinder-Bike ein Statement, das seinesgleichen suchte.
Doch so richtig durchstarten konnten die Marke nie. Nach wechselhafter Geschichte hat sie heute ihre Heimat im Adria-Städtchen Pesaro, und gehört dem chinesischen Zweirad- und Motorenhersteller Qianjiang. Der produziert auch die in Italien entwickelten und designten Motorräder.

Was zu einer bemerkenswerten Art von Modellen führt: Solide bis anspruchsvolle Technik, verpackt in auffälliges Design - und dazu verblüffend preiswert. Besonders gut verkörpert diese Mischung die 502 C für sehr faire 5.999 Euro (plus 300 Euro Überführung), die sich mit ihren 48 PS auch an Einsteiger mit Führerschein A2 richtet, und deren auffälliger Chopper-Look die Blicke auf sich zieht. LED-Beleuchtung rundum Zentralfederbein, gut ablesbares Digitalcockpit bieten nicht mal manche deutlich teureren Maschinen. Mit ihrem Gitterrohr-Rahmen und extrabreitem Tank wirkt die Benelli ein wenig wie eine etwas geschrumpfte Ducati XDiavel - wahrscheinlich ist das die italienische Art, Cruiser zu bauen.

Die 502 C überfordert Neu- und Wiedereinsteiger in keiner Sekunde: Der Fahrer sitzt in bequemer Rocker-Pose aufrecht, die Füße vorne, Arme und Beine ordentlich abgewinkelt, und empfängt mit breiter Brust den Fahrtwind. Auf dem kleinen Sozius-Brötchen gibt's dafür weniger Komfort.

Der Zweizylinder-Motor entwickelt gefühlt mehr Kraft, als auf dem Papier steht, aber schätzt dafür eine kräftige Gashand. Ab 4.000 Umdrehungen geht die Fuhre ab, schwungvoll bis 6.000 und dann noch locker bis 8.000, wenn es sein muss, begleitet von standesgemäßem und kernigen Zweizylinder-Sound.

Ab Autobahn-Tempo 130 kribbelt es in Fußrasten und unter dem Hintern, und auch wegen des Fahrtwindes möchte man dann gar nicht mehr viel schneller fahren. So richtig Spaß macht diese Maschine ohnehin vor allem auf der Landstraße, wo sich ihre 220 Kilo gut beherrschen lassen. Ihres Design zum Trotz fährt sich die Benelli zügig, flüssig und bei Bedarf auch mal sportlich, und zieht ihre Bahnen stabil durch Kurven. Kräftige Scheibenbremsen mit ABS sorgen für Sicherheit. Auch wenn sich manch Fan dieser Art von Motorrad vielleicht eine weniger straffe Abstimmung gewünscht hätte: So können und wollen die Italiener, Chopper-Look hin oder her.

In der Stadt schließlich entpuppt sich dieses Motorrad als alltagstaugliche Maschine, nicht zuletzt auch für Allwetter-Zweirad-Pendler. Die Breite verhindert, dass man sich gesetzeswidrig durch zu enge Lücken durch den Stau schummelt. Die Abwesenheit jeglicher Extravaganz bei der Bedienung und Information tut gut, nicht mal irgendwelche Modi braucht man auszuwählen. Die Benelli zeigt, dass es auch so geht. Sie ist ein komplettes Rund-um-Motorrad für die meisten Gelegenheiten, sieht gut aus und kostet nicht viel: A2-Fahrerherz, was willst Du mehr?

Marcus Efler / mid

Technische Daten Benelli 502 C:

-Motor: Wassergekühlter 2-Zylinder
-Hubraum: 500 ccm
-Leistung: 35 kW/47,6 PS bei 8.500 U/min
-Getriebe: 6-Gang
-Gewicht fahrbereit: 220 kg
-Tankinhalt: 21 l
-Spitze: 160 km/h
-Verbrauch: 4,2 l/100 km
-CO2: 97 g/km
-Preis: 5.999 Euro

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORRAD wurde von Marcus Efler am 29.04.2022, 11:58 Uhr veröffentlicht.