MOTOR-EXCLUSIVE

7Herbie war vor 55 Jahren
mid Groß-Gerau - In einem US-Diner der 70er Jahre steht Herbie in Hessisch Oldendorf. Karl Seiler / mid
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Karl Seiler - 12. April 2023, 11:20 Uhr OLDTIMER

Herbie war vor 55 Jahren "ein toller Käfer"

Das bekannteste Filmauto der Welt ist 'Herbie' - der zwischen 1968 und 2005 in sechs Spielfilmen und einer Fernseh-Serie die Hauptrolle spielte. Dabei gab es nicht nur den einen perlweißen Volkswagen mit der Startnummer 53, sondern mehr als zwei Dutzend Exemplare des 'tollen Käfers'.


Das bekannteste Filmauto der Welt ist "Herbie" - der zwischen 1968 und 2005 in sechs Spielfilmen und einer Fernseh-Serie die Hauptrolle spielte. Dabei gab es nicht nur den einen perlweißen Volkswagen mit der Startnummer 53, sondern mehr als zwei Dutzend Exemplare des "tollen Käfers".

Im ersten Film "Ein toller Käfer" (The Love Bug, 1968) von Walt Disney Productions war "Herbie" ein Volkswagen Exportmodell Baujahr 1963 in perlweiß L87 und mit Falt-Schiebedach. Zu einem Längs-Rallye-Streifen in rot, weiß und blau kamen rundherum viermal die Startnummer 53 und das schwarze California-Kennzeichen mit der gelben Beschriftung OFP 857 - VW-Zeichen auf der Haube oder den Radkappen waren aber weggelassen.

Autonomes Fahren war vor 55 Jahren noch nicht realisierbar. Damit Herbie scheinbar selbst fahren konnte, gab es ein zweites, tiefer gelegtes und nach hinten verlängertes Lenkrad. Damit konnte im grau ausgekleideten Innenraum ein auf dem Rücksitz liegender, schwarz gekleideter Fahrer für die Kamera von außen unsichtbar fahren. Im ersten Film schielte der dabei noch durch die Frontscheibe, später gab es eine kleine Kamera im Carello-Nebelscheinwerfer.

Die Scheinwerfer-Augen rollen, die Fronthaube auf- und zuklappen und mit der Tür nach unliebsamen Zeitgenossen schlagen - das konnte Herbie mechanisch oder elektrisch. Film-Käfer Nummer zwei hatte bereits einen Porsche-Motor aus dem 356 Super 90 und dazu Porsche-Bremstrommeln, Koni-Stoßdämpfer und Vier-Punkt Überrollbügel.

Für den zweiten Film "Herbie groß in Fahrt" (Herbie rides again,1974) wurde auch eine 1957er Käfer-Karosserie verkehrt auf ein Chassis montiert. Bei schnellen Rückwärts-Fahrten mit wild am Lenkrad kurbelndem Schauspieler konnten damit die vorn liegenden "Hinterräder" von einem Stuntman über ein kleines Lenkrad vor dem Rücksitz bedient werden. Dieses Fahrzeug ist in Nelson's Garage Car and Motorcycle Museum in Deadwood im US-Bundesstaat South Dakota zu besichtigen.

Für "Herbie in der Rallye Monte Carlo" (Herbie goes to Monte Carlo, 1977) erhielt ein 1960er Käfer eine hydraulische Vierrad-Lenkung. Zusammen mit hydraulisch bewegten Türen ermöglichte das den Walzer-tanzenden Herbie. Außerdem gab es noch eine Rennversion mit 1,8-Liter-Motor sowie ein in der Mitte quer geteiltes Film-Auto, dessen beide getrennten Hälften - über einen Teleskop-Mitteltunnel verbunden - hintereinander herfahren konnten.

Als "Rostlaube" lackiert und mit einem roten Taxi-Schriftzug über der Startnummer 53 gab es gleich mehrere Fahrzeuge in "Herbie dreht durch" (Herbie goes Bananas, 1980). Damit Herbie sich "nach Luft schnappend" aus dem Wasser an Land retten konnte, wurde sogar ein schwimmfähiges Modell aus Fiberglas gebaut. Für die Stierkampf-Szenen konnte Herbie nicht nur eine rosa Muleta mit der Fronthaube schwenken - ein im Vorderwagen quer montiertes, fünftes Rad erlaubte auch Ausweichbewegungen mit blitzschnellen Drehungen.

Nach vier Kinofilmen und der fünfteiligen-US-Fernsehserie "The love bug" (1982) wurden einige der Film-Autos von Walt Disney Productions verschrottet oder versteigert bzw. für den Einsatz in Disneyland-Parks oder als Preise bei Fernsehshows abgegeben. Deshalb mussten dann für "Die Rückkehr des tollen Käfers" (The love bug returns, 1997) und "Ein toller Käfer startet durch" (Herbie fully loaded, 2005) neue Filmfahrzeuge der letzten Käfer-Generation aufgebaut werden.

Original-Herbies sind heute nicht nur in den USA, in Australien und in Südkorea zu finden - auch in Deutschland gib es zwei Exemplare: Der in der Wolfsburger Autostadt gezeigte 1966er ist eine Replica des Käfers, der bei "Herbie groß in Fahrt" das Tauziehen bestritt. In der privaten Autosammlung Grundmann in Hessisch Oldendorf steht dagegen ein Original-Filmauto, das zuletzt mit auflackiertem Rost im vierten Herbie-Film eingesetzt war und unter der vom Innenraum aus mechanisch zu bewegenden Fronthaube teilweise noch die Halterung für das fünfte Rad hat.

Karl Seiler / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie OLDTIMER wurde von Karl Seiler am 12.04.2023, 11:20 Uhr veröffentlicht.