Ulf Böhringer/SP-X - 10. Dezember 2024, 11:47 Uhr MOTORRAD
Intermot 2024 - Mühsamer Start - erfolgreiches Finish
Die Kölner Motorradmesse Intermot hat einen Neustart gewagt: Der Termin Anfang Dezember und ein neues Konzept mit nun jährlichem Intervall lockten mehr Besucher an als erwartet.
Viele Optimisten gab es nicht im Vorfeld der Motorradmesse Intermot 2024. Aber auch wenn die meisten Zweirad-Neuheiten für 2025 schon von der kürzlich abgehaltenen Mailänder EICMA her bekannt waren, strömten aber dann doch rund 90.000 Besucher auf das Kölner Messegelände, letztlich mehr als erwartet.
Zwei neue Motorräder immerhin feierten in Köln Weltpremiere: Die Ducati Multistrada V2 des Jahrgangs 2025 fällt dank neuem Chassis und zahlreichen Detailverbesserungen beachtliche 18 Kilo leichter aus als der Vorgänger. Der neue Motor ist mit 85,5 kW/115 PS zudem etwas leistungsstärker. Der Preis für das Basismodell beträgt 15.990 Euro, die vermutlich stärker gefragte S-Version mit deutlich höherwertiger Ausstattung kostet ab 18.490 Euro. Damit stellt die „Multi V2“ die potenteste Mittelklasse-Reiseenduro des Marktes dar.
Zudem stand in Köln die neue BMW R 12 S zum Anschauen und Probesitzen zur Verfügung. Die Edel-Variante der erst in diesem Frühjahr erschienenen R 12 nine T ist eine Hommage an die vor sechs Jahrzehnten enorm erfolgreiche BMW R 90 S; wie das historische Vorbild von 1973 glänzt die R 12 S mit einer zweifarbigen Lackierung im Farbton Lavaorange metallic mit roter Doppellinierung sowie einer markanten Cockpit-Verkleidung mit getönten Windschild. Am Tank und am Sitzbankhöcker finden sich gebürstete und mit Klarlack versiegelte Aluminiumflächen.
Die Ausstattung mit zahlreichen Aluminium-Frästeilen und silbernen Speichenrädern ist ausgesprochen üppig: Vom Headlight Pro bis zum Quickshifter ist so gut wie alles serienmäßig installiert, was BMW sonst nur gegen Zuzahlung anbietet. Der luftgekühlte, 1.170 Kubikzentimeter große Boxermotor bleibt gegenüber der Basisversion R 12 unverändert und leistet 80 kW/109 PS. Der Preis der R 12 S liegt bei 22.000 Euro. Zu haben ist sie voraussichtlich im kommenden März.
Kawasaki Deutschland zeigte in Köln das Sondermodell Z900RS SE; es wird aus Anlass der vor 50 Jahren erfolgten Gründung der Deutschland-Niederlassung der japanischen Marke aufgelegt. Eine Besonderheit: Die 150 besonders fein ausgestatteten Bikes zum Preis von 15.695 Euro erhalten zunächst eine Tageszulassung auf Kawasaki Deutschland. Bestellungen der Wunsch-Nummer sind bereits möglich.
Unübersehbar platziert war am Kawasaki-Stand ein Umbau des Kompressorbikes Z H2 des Kawasaki-Händlers Höly aus Schriesheim. Die Ninja H2 Boost weist neben einem auf rund 300 PS gebrachten Kompressormotor ein komplett neues Bodywerk aus Aluminium auf. Das fahrfertige Leergewicht mit handgedengeltem 10-Liter-Tank und zahllosen Detailoptimierungen beträgt lediglich 205 Kilogramm.
Ebenfalls nicht alltäglich ist die in wenigen Monaten erhältliche Bimota Tesi H2 Tera. Es handelt sich um eine ultrastarke Reiseenduro des italienischen Kleinstherstellers aus Rimini mit dem Kawasaki-Kompressormotor der Z H2. Der 147 kW/200 PS starke Vierzylinder ist in ein spezielles Fahrwerk mit Radnabenlenkung eingebaut. Die mögliche Höchstgeschwindigkeit wird wohl gedrosselt werden müssen, um eine gewisse Mindesthaltbarkeit der recht grobstolligen Bereifung zu gewährleisten. Der Preis der Tera steht noch nicht fest; mit mehr als 30.000 Euro ist aber wohl zu rechnen.
Kritisiert an der Intermot 2024 wurde nicht nur von den Besuchern, sondern auch von zahlreichen Ausstellern, dass mehrere Zweiradhersteller von Rang in Köln gefehlt haben. Neben dem momentan arg gebeutelten KTM-Konzern mit seinen Marken Husqvarna, GasGas und MV Agusta fehlten auch Harley-Davidson, Kymco aus Taiwan, CF Moto aus China und die gesamte Piaggio-Gruppe mit ihren Marken Aprilia, Moto Guzzi, Piaggio und Vespa. Während einige Hersteller angesichts des Internet-Zeitalters Messen grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen, fühlten sich insbesondere kleinere Hersteller mit zwei großen Messen innerhalb von vier Wochen wohl überfordert, denn erst Anfang November war in Mailand die EICMA zu bewältigen gewesen. Die einzig verbliebene Weltmesse des motorisierten Zweirads hatte 2024 mit mehr als 600.000 Besuchern einen Rekordwert verzeichnet.
Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORRAD wurde von Ulf Böhringer/SP-X am 10.12.2024, 11:47 Uhr veröffentlicht.