MOTOR-EXCLUSIVE

Solveig Grewe - 16. Oktober 2020, 15:51 Uhr AUTOMOBIL

Auf die sanfte Tour: Volvo XC40 B5 Mild-Hybrid

Das 48-Volt-Mild-Hybridsystem als niedrigste Ausbaustufe hat Volvo inzwischen in allen Modellen etabliert. Erkennbar am 'B' in der Motorenbezeichnung, sollen die Mild-Hybride bis zu bis 15 Prozent Sprit sparen können. Wie sich der Volvo XC40 B5, der übrigens keinen Meter rein elektrisch fahren kann, in der Praxis in Szene setzt, hat der Motor-Informations-Dienst (mid) getestet.


Volvo hat ehrgeizige Pläne. Bis zum Jahr 2040 wollen die Schweden vollständig klimaneutral sein. Im Fokus steht daher die Elektrifizierung aller Fahrzeuge.

Das 48-Volt-Mild-Hybridsystem als niedrigste Ausbaustufe hat Volvo inzwischen in allen Modellen etabliert. Erkennbar am "B" in der Motorenbezeichnung, sollen die Mild-Hybride bis zu bis 15 Prozent Sprit sparen können. Wie sich der Volvo XC40 B5, der übrigens keinen Meter rein elektrisch fahren kann, in der Praxis in Szene setzt, hat der Motor-Informations-Dienst (mid) getestet.

Das "B" in der Motorenbezeichnung passt zum Testwagen, denn der XC40 B ist tatsächlich ein Benziner. Allerdings tragen auch die Diesel-Aggregate mit dem Mild-Hybrid-System den zweiten Buchstaben des Alphabets im Namen. Dann wird es aber etwas verwirrend.

Die (b)ehutsamste Form der Elektrifizierung kombiniert in dem 4,43 Meter langen schwedischen Kompakt-SUV einen kleinen 10 kW und 40 Newtonmeter starken Elektromotor mit einer 48-Volt- Batterie. Der E-Motor unterstützt den Verbrennungsmotor zunächst beim Start und beim Anfahren.

Im weiteren Verlauf der Fahrt liegt es in seiner Zuständigkeit als Generator, die Energie zu rekuperieren, die ansonsten beim Bremsen und Verlangsamen verlorengeht. Gespeichert wird diese Energie in einem kleinen Akku, der sie dem E-Motor dann wieder zur Verfügung stellt. Ein Wandler sorgt dafür, dass die Energie problemlos fließen kann.

Der Motorstart läuft extrem leise ab, sanft und seidenweich. Nur der Ausschlag des Drehzahlmessers verrät die Kraft des Vierzylinders mit seinen 250 PS. Beim festen Tritt auf das Gaspedal packt der E-Motor spürbar noch mal 40 Newtonmeter drauf auf die ohnehin nicht gerade spärlichen 350 Newtonmeter des Verbrenners.

Die im Zuge der Hybridisierung überarbeitete Achtgangautomatik "Geartronic" arbeitet nicht mehr mechanisch, sondern die Schaltbefehle werden elektronisch, per "Shift by wire" übermittelt. Das erhöht Schaltgeschwindigkeit und Schaltkomfort.

Auch das Zusammenspiel mit der Start-Stopp-Automatik wirkt harmonisch und sorgt für einen schnellen und sanften Neustart im Stau oder an einer Ampel. Dass im Niedriglastbetrieb Zylinder eins und vier deaktiviert werden, um Verbrauch und Emissionen noch weiter zu senken, ist während der Fahrt allerdings nicht zu bemerken.

Wer angesichts der Motordaten des Testwagens auf den Rausch der Geschwindigkeit setzt, wird bei Volvo enttäuscht. Man mag es für Bevormundung halten, vernünftig für den sicheren Verkehrsfluss ist es allemal: In allen Modellen und bei allen Antrieben setzen die Schweden ein Limit von 180 km/h. Da man auf den Autobahnen ohnehin selten so schnell fahren kann, ist diese Einschränkung doch wohl verschmerzbar.

Das Fahrverhalten des XC40 mit seiner straffen - aber sicherlich mehrheitsfähigen - Abstimmung und der eine Spur zu leichtgängigen Lenkung passt zu der Ausrichtung des hochbeinigen SUV mit der niedlichen Schwedenflagge als Erkennungszeichen. Trotz des Allradantriebs an Bord wird der XC40 nicht gleich zum Kurvenräuber.

Zum Freund der Familie wird der XC40, der in der Verkaufsstatistik von Volvo auf Platz zwei rangiert, mit seinem von 460 bis 1.336 Litern recht gut bemessenem Kofferraum. Dazu kommen nette Details: In die großen Taschen in den Türen passt sogar ein Notebook, der Taschenhaken am Handschuhfach und der Mülleimer in der Mittelkonsole helfen, Ordnung zu halten. Auch die 1,5 Liter Wasserflasche findet problemlos Platz.

Über Enge können sich die Passagiere ohnehin nicht beklagen, auch nicht in der zweiten Reihe. Bequeme, gut konturierte Sitze und eine komfortable Rückbank lassen auch längere Touren nicht zum Stress werden. Beim dann auch mit einem Auto mit Mild-Hybrid-System notwendigen Boxenstopp weist der Bordcomputer nach einem Mix aus Autobahn und Landstraße einen Wert von annehmbaren knapp sieben Litern je 100 Kilometer aus. Spürbarer gesenkt werden dürfte der Verbrauch in der Stadt, schon alleine wegen des häufigen Bremsens und Rekuperierens.

Der Volvo XC40 ist zwar günstig im Verbrauch, nicht aber preisgünstig. Schon, weil die - vor allem in Sachen Sicherheit - vorbildlich ausgestattete Grundversion des XC40 B5 Mild-Hybrid über der 50.000-Euro-Marke liegt. Aber ein Vorzeige-Auto darf das wohl bei Volvo-Kunden.

Solveig Grewe / mid

Technische Daten Volvo XC40 B5 Mild-Hybrid

- Länge, Breite, Höhe: 4,43 / 1,86 / 1,62 Meter

- Motor: Vierzylinder Benziner

- Hubraum: 1.969 ccm

- Leistung: 184 kw/250 PS

- max. Drehmoment: 350 Nm

- Leistung Elektromotor: 10 kw/14 PS

- max. Drehmoment: 40 Nm

- Getriebe: Achtgangautomatik

- Beschleunigung: 0 - 100 km/h in 6,4 s

- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h

- Normverbrauch: 6,6 l / 100 km

- CO2-Emissionen: 149 g/km

- Preis: ab 50.104,20 Euro

- Testwagenpreis: 59.803,35 Euro

Dieser Artikel aus der Kategorie AUTOMOBIL wurde von Solveig Grewe am 16.10.2020, 15:51 Uhr veröffentlicht.