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Motor-Informations- Dienst (mid) - 23. Oktober 2020, 16:25 Uhr MOTORRAD

Die mid-Zeitreise: Yamaha FZR 600 R: kaum Wünsche offen

Am 27. Juni 1994 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 39. Jahrgang über die Yamaha FZR 600 R.


Am 27. Juni 1994 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 39. Jahrgang über die Yamaha FZR 600 R.

Ganz groß wird Sportlichkeit bei der neuen Yamaha FZR 600 R geschrieben. Schon beim ersten Blick lässt die Anfang der Saison auf den Markt gebrachte Maschine keinen Zweifel daran, wo ihre Stärken sind. Ausgestattet mit Sportverkleidung und Rennhöcker entspricht sie ganz dem Design ihrer erfolgreichen größeren YZF-Schwester.

Um den ersten Eindruck auch in der Praxis zu bestätigen, haben die Yamaha-Techniker jede Menge Know-How aus dem Rennsport bei der FZR 600 R umgesetzt. Das hat sich ausgezahlt: Fahrwerk wie Bremsen lassen insgesamt kaum Wünsche offen. Der Geradeauslauf ist bis in hohe Geschwindigkeitsbereiche stabil. Auch größere Fahrbahnunebenheiten bringen die Maschine nicht von dem einmal eingeschlagenen Kurs ab. Sind dann noch Korrekturen erforderlich, so können sie jederzeit ohne Kraftaufwand problemlos durchgeführt werden. Ein kleiner Wermutstropfen ist die Federung. Wohl eher für die Rennstrecke ausgelegt, erweist sie sich im Alltagsbetrieb, vor allem bei schlechter Straßenbeschaffenheit, als zu hart. Die vordere Bremsanlage ist gefühlvoll zu dosieren, packt kräftig zu und sorgt bei jeder Geschwindigkeit für eine angemessene Verzögerung. Da fällt es nicht so sehr ins Gewicht, dass die hintere Scheibenbremse auf trockener Straße etwas mehr Biss vertragen könnte. Ein Kompromiss der Techniker, denn bei Nässe trägt sie durch ihr sanftes Ansprechen zur Erhöhung der Fahrsicherheit bei.

So richtig in ihrem Element ist die FZR, wenn sie auf kurvenreichen Strecken bewegt wird. Neben dem ausgezeichneten Fahrwerk ist dafür das mit rund 200 Kilogramm vergleichsweise geringe Eigengewicht verantwortlich. Die Vorteile zeigen sich beim Handling: die Maschine lässt sich zielgenau fahren und spielerisch von einer Kurve in die andere legen. Unterstützt wird dies durch die sportliche, aber dennoch entspannte Sitzposition, die dem Fahrer den direkten Kontakt zur Maschine vermittelt.

Angetrieben wird die FZR von einem komplett neu entwickelten 16-Ventil-Vierzylinder-Reihenmotor, der bei 11.500 Umdrehungen pro Minute 72 kW/98 PS leistet. Zwar tut sich unterhalb von 3.000 Umdrehungen recht wenig, doch ist die Yamaha erst einmal in Fahrt, steht in einem breiten Drehzahlbereich mehr als ausreichend Leistung zur Verfügung. Der Motor ist ausgesprochen drehfreudig, ohne dabei nervös zu wirken, und setzt jede Bewegung am Gasgriff spontan in Vorschub um. Aufgrund der Laufruhe und der harmonischen Leistungsentfaltung sind auch längere Touren mit Sozius problemlos möglich.

Alles in allem bereitet die knapp 16.000 DM teure Maschine speziell im sportlichen Bereich sehr viel Fahrspaß. So wundert es denn auch nicht, dass die FZR die Maschine ist, mit der im Yamaha-Aral-Cup Nachwuchsfahrer um sportliche Erfolge kämpfen. Allerdings braucht man kein Rennfahrer zu sein: Auf kurvigen Landstraßen wird der routinierte Fahrer, der sich und seine Grenzen genau kennt, mit der FZR 600 R voll auf seine Kosten kommen.

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORRAD wurde von Motor-Informations- Dienst (mid) am 23.10.2020, 16:25 Uhr veröffentlicht.