Holger Holzer/SP-X - 21. August 2015, 14:20 Uhr OLDTIMER
Fünf große IAA-Premieren - Autos, die die Welt bewegen
Die IAA hat zahllose große Premieren erlebt. Mindestens fünf davon haben die Autowelt für immer verändert.
Toyota Prius (1997): Sein Debüt als Prototyp hatte der Vorfahre aller modernen Vollhybridmodelle bereits zwei Jahre zuvor auf der Tokyo Motorshow zelebriert. Die Serienversion feierte jedoch erst in Frankfurt Premiere - als kleine unauffällige Stufenhecklimousine zwischen den damals dicht umlagerten Kompaktklasse-Attraktionen von Audi A2 bis Mercedes-Benz A-Klasse. Dabei war es doch der Toyota, der unter seinem schlichten Kleid die wegweisende Antriebstechnik des neuen Jahrtausends verbarg. Anders als in Amerika sollte es in Europa dann doch noch drei Jahre dauern bis der Prius als erstes Großserienauto mit der Kombination Elektro- und Benzinmotor an den Start ging. Mittlerweile gibt es den Prius - der Name steht für Vorreiter - in dritter Generation und in unverwechselbarem Design zu kaufen. Vielleicht auch ein Grund für den Aufstieg des Japaners zum ersten Produktionsmillionär mit Hybridtechnik und die Basis für erfolgreiche Familienplanung. So präsentiert sich der Prius auf der diesjährigen IAA mit einer ganzen Modellfamilie.
Volkswagen Golf GTI (1975): Mit quer eingebautem Motor, Frontantrieb und Schrägheck mit großer Klappe fegte der Golf 1974 die Standards der etablierten, aber technisch antiquierten unteren Mittelklasse von Opel Kadett und Ford Escort, vor allem aber seines Heckmotor-Vorgängers, des Käfer, beiseite. Ein Jahr später löste der Golf einen neuen Urknall aus: Als GTI. Drei Buchstaben, die für geringes Gewicht, sportliche 110 PS Leistung und 182 km/h Spitze standen. Der Golf GTI demokratisierte die Überholspur der Autobahn und wurde Vorbild einer neuen Klasse kompakter Sportler. Heute ist er eine sorgsam gepflegte Ikone mit Alleinstellung durch ein eigenes Festival am Wörthersee.
NSU Ro 80 (1967): Ungläubig staunend stauten sich die Besucher im September 1967 um den Messestand des Kleinwagen- und Zweiradherstellers NSU. Die avantgardistische Limousine, die dort im gleißenden Scheinwerferlicht Weltpremiere feierte, schien eine Zeitenwende im Automobilbau einzuleiten - so wie zuletzt die göttliche DS von Citroen. Der neuartige Ro 80 revolutionierte mit 85 kW/115 PS leistendem Zweischeiben-Wankelmotor, keilförmiger Silhouette, stark geneigter Frontscheibe, auffälligen Lackierungen, Frontantrieb und neuer Sicherheitsausstattung die Automobilwelt und wurde zum Star des Salons. Neben ihm wirkten Mercedes mit Heckflossen oder Peugeot in Trapezform von vorgestern. Der Ro 80 ertrank fast im Meer der Vorschusslorbeeren von Auszeichnungen und Lob. Auch die Wahl zum ,,Auto des Jahres 1967" war nur noch Formsache. Die Welt sah den Wankelmotor als Antrieb der Zukunft und fast alle Konzerne erwarben bei NSU Lizenzen. Als der Kreiskolbenmotor seine Schwächen zeigte, war der Traum einer neuen Antriebswelt allerdings schnell ausgeträumt. Allein Mazda machte die Rotarier zukunftsfähig, zuletzt sogar mit Wasserstoffantrieb. Vom Ro 80 blieb auch nach dem Produktionsende im Jahr 1977 das weit in die Zukunft strahlende Design.
Porsche 911 (1963): Seine Premiere feierte der Jahrhundertsportwagen noch unter dem Typencode 901. Erst nach einer Intervention von Peugeot mutierte die mittlere Ziffer zur eins - der Elfer war geboren. Heute mag man es kaum mehr glauben, aber 1963 mussten sich die Porsche-Liebhaber erst allmählich an die neue Designlinie gewöhnen. Zu deutlich war ihnen die Abkehr vom rundlichen Typ 356. Erst dem Einstiegstyp 912 mit Vierzylindermotor gelang es, auch die traditionsbewussteren Porsche-Kunden zu überzeugen. Trumpf jeden Autoquartetts wurden schließlich die superschnellen Spitzenmodelle 911 Carrera und 911 Turbo. Als erster Seriensportwagen mit Turbolader, 191 kW/260 PS Leistung, 250 km/h Spitze und einer Sprintzeit von unter sechs Sekunden auf Tempo 100 bewies der 911 Turbo (Typ 930) 1974 eindrucksvoll, dass größtmögliche Vmax auch nach der Ölkrise und in Zeiten rigider Tempobeschränkungen nichts an Faszination verloren hatte. Beste Basis für einen Traumwagenstatus, den der Elfer in immer neuen Ausbaustufen bis heute sorgsam pflegt. Â
Mini (1959): Er ist das Jahrhundertauto, das die Klein- und Kompaktwagenklasse veränderte wie kaum ein anderes Auto. Quermotor, Frontantrieb und Platz für vier auf drei Meter Länge, dazu ein Baukasten mit bisher kaum gekannter Bandbreite bei Karosserien und Versionen, das sind bis heute Qualitäten mit Vorbildcharakter. Zum Kultmobil mauserte sich der kleine Engländer allerdings erst mit Verzögerung. Cooper S hieß die Erfolgsformel, die dem Mini gleichermaßen Anerkennung als Society-Spielzeug auf Großstadtboulevards wie als Rallye-Monte-Carlo-Sieger verschaffte. Legendäre Erfolge, von denen schließlich sogar die (BMW) Mini Cooper des 21. Jahrhunderts profitieren.
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