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16Mercedes Hightech Meisterwerk EQS
mid Groß-Gerau - Aerodynamisch optimiert bis zum Schluss, mit einem CW-Wert von 0,2 ist der Mercedes EQS Klassenbester. Mike Neumann / mid
AUTOMOBIL
Mike Neumann - 6. Juni 2022, 17:30 Uhr AUTOMOBIL

Mercedes Hightech Meisterwerk EQS

Mercedes elektrisiert seine Luxuslimousine. Was bei den Verbrennern die S-Klasse war, ist jetzt bei den Elektrofahrzeugen der EQS. Ob der Stromer in der Praxis überzeugt, konnte der Motor-Informations-Dienst (mid) mit dem EQS 580 4MATIC ausprobieren.


Mercedes elektrisiert seine Luxuslimousine. Was bei den Verbrennern die S-Klasse war, ist jetzt bei den Elektrofahrzeugen der EQS. Ob der Stromer in der Praxis überzeugt, konnte der Motor-Informations-Dienst (mid) mit dem EQS 580 4MATIC ausprobieren. Durch seine optisch besondere Karosserieform gelingt es dem EQS, einen Strömungswiderstandskoeffizient (CW-Wert) von nur 0,2 zu erreichen, das macht ihn zum Besten seiner Klasse.

Hier wurde wirklich auf jedes Detail geachtet: die Türgriffe werden automatisch versenkt, der Unterboden ist flach, Lufteinlässe an der Front kühlen den Elektromotor, zusätzliche Lufteinlässe dienen der Aerodynamik und lassen die Luft am Auto vorbeigleiten und der Heckspoiler verringert Luftwirbel am Fahrzeugheck. Die schönen AMG 21-Zoll-Leichtmetall-Aerofelgen im Vielspeichendesign sind entsprechend des Luftwiderstandes optimiert.

Mit seiner riesigen 107,8 kWh (Netto) fassenden Batterie, die im Unterboden verbaut ist und so für einen niedrigen Schwerpunkt sorgt, soll die "Reichweitenangst" der Elektrofahrzeugkritiker der Vergangenheit angehören. Die WLTP Reichweite des EQS 580 4MATIC wird mit 676 Kilometern angegeben. Eine Long Range Ausführung, die keinen Allrad, sondern nur Heckantrieb und etwas weniger Leistung innehat, kommt sogar auf 780 Kilometer.

Da braucht es schon viel Sitzfleisch, um so lange am Stück im Auto zu sitzen, auch wenn der EQS wahnsinnig bequeme Sitze hat. Im realen Test kommen wir mit gemischter Fahrweise auf gute 630 Kilometer, der Verbrauch wird mit 18,2 - 21,1 kWh/100 km angegeben, hier sind wir mit 22 kWh/100 km nah dran.

An der DC Schnellladesäule kann man bis zu 200 kW Leistung zuführen. Andere Elektrofahrzeuge bieten hier etwas mehr, haben diese Leistung aber nur kurz anliegen. Der EQS wurde von der Ladekurve her so optimiert, dass die volle Leistung entsprechend länger halten kann. Beim kleinen Zwischenstopp an der Ladesäule reichen gute 15 Minuten, um wieder für 260 km Leistung zu haben. An der heimischen Wallbox kann mit 22 oder 11 kW geladen werden, dann dauert es fünf beziehungsweise zehn Stunden, bis der EQS wieder voll aufgeladen ist.

Zwei Permanentmagnet- Synchronmaschinen Elektromotoren verbaut Mercedes, einen an der Vorderachse mit 140 kW/190 PS Leistung und einen an der Hinterachse mit 245 kW/333 PS Leistung. Die Systemleistung von 385 kW/524 PS kombiniert mit wahnsinnigen 855 Nm Drehmoment beschleunigt den 2.585 kg schweren Koloss in Supersportwagen-Zeiten von 4,2 Sekunden von 0 - 100 km/h, nur die Höchstgeschwindigkeit ist bei 210 km/h abgeregelt.

Durch die im EQS 580 serienmäßig verbaute 4,5 Grad Hinterradlenkung hat das 5,22 Meter lange Fahrzeug trotz 3,21 Metern Radstandes einen Wendekreis von nur 11,9 Metern, wer noch weniger benötigt bekommt eine 10 Grad Hinterradlenkung und kann dadurch noch einen Meter Wendekreis sparen. Durch die ebenfalls serienmäßig verbaute Luftfederung schweben wir sehr entspannt über die Straßen, störende Unebenheiten sind hier ein Fremdwort.

Für immer exzellente Ausleuchtung der Straße sorgt ein Digital Light mit 2,6 Millionen Pixeln und Fernlicht/Abblend-Funktion, hier wird der Gegenverkehr trotz Fernlicht nicht geblendet. Eine weitere LED-Leiste zieht sich über die gesamte Front, im Heck findet sich ebenfalls eine komplett durchgezogene LED-Leiste.

Im Innenraum fällt sofort der 141 Zentimeter breite Hyperscreen ins Auge. Hinter der speziell gefertigten Glasscheibe befinden sich drei OLED-Bildschirme mit jeweils 12,3 Zoll für Fahrer und Beifahrer und einem riesigen 17,7 Zoll Bildschirm im Infotainment Bereich, der mit der neuesten MBUX Version läuft, sehr viele Optionen bietet und flott startet.

Die Bedienung des EQS kann man über den Touchscreen steuern, das Multifunktionslenkrad bemühen, oder man nutzt einfach die Sprachsteuerung, die im Test ohne Probleme jeden Befehl entgegennahm. Da diese permanent aktiv ist, kann es aber auch vorkommen, dass man im Gespräch den Namen der Marke nennt und dann die Sprachsteuerung anspringt - hier könnte noch optimiert werden. Was gut funktioniert hat war die Erkennung, ob jetzt der Fahrer oder ein weiterer Insasse spricht, hier differenziert das System sehr gut.

Durch diverse Akustik- und Dämmoptimierungen ist es im Innenraum angenehm leise, es sei denn man dreht das Burmester Soundsystem auf - hier kommen HiFi-Freunde auf ihre Kosten. Die Verarbeitung der Innenraummaterialien (Leder, Holz, Stoff) ist auf höchstem Niveau, Kunststoff ist ein Fremdwort. Für das große Display liegt ein Reinigungstuch bei, um Fingerabdrücke und Staub zu entfernen.

Das Navigationssystem wird sehr groß dargestellt, das Head-Up-Display bietet Augmented-Reality-Funktionen und projiziert zum Beispiel Pfeile ins Sichtfeld wenn man abbiegen sollte. Das Parkassistenzsystem liefert gestochen scharfe 360 Grad Bilder, die Frontkamera wird an Ampeln aktiviert, um den Status im Infotainment System zu sehen - das verringert Kopfverrenkungen an manchen Ampelsystemen. Im Stau konnten wir uns von dem Aktiven-Abstands-Assistenten, den man einfach am Lenkrad einschalten kann, überzeugen. Der EQS kann Autonom dem vorherfahrenden Fahrzeug hinterherfahren.

Um die Reise angenehm zu gestalten, bieten alle Sitze Heiz- und Lüftoptionen und sogar Massagefunktionen mit Wärmebehandlungen sind möglich. Die perforierten Sitze sind sehr bequem, das angebrachte Kissen im Nackenbereich sorgt für den Extrakomfort. Das zweigeteilte Panorama Glasdach lässt sich öffnen und das Rollo kann per Sprachbefehl geschlossen werden. Im Fond haben die Passagiere die Möglichkeit, Fahrzeugfunktionen über ein Tablet in der Mittelarmkonsole zu steuern, die Option Display an den Vordersitzen zu installieren gibt es optional.

An Konnektivität kommen moderne USB-C Anschlüsse zum Einsatz, drei Wireless-Charging Plätze für Mobiltelefone gibt es und diese können via Android-Auto oder Apple CarPlay verbunden werden. Ablageflächen sind reichlich vorhanden, die Mittelkonsole ist unten offen und ermöglicht weitere Ablagen.

In den Kofferraum passen 610 Liter, klappt man die Rückbank um kommt man sogar auf 1.770 Liter. Einzig die geringe Zuladung von 460 Kilogramm könnte hier den Großeinkauf stören. Man sollte aufpassen, was man transportiert, im Falle des Testwagens ist der Kofferraum wertig mit weißem Stoff ausgekleidet, kann aber schnell dreckig werden. Unter der Motorhaube befindet sich übrigens keine Ablagemöglichkeit, hier ist ein HEPA-Filter verbaut, der nur gefilterte Luft in den Innenraum lässt. Um das Wischwasser nachzufüllen kann seitlich eine Klappe geöffnet werden.

Mercedes "S-Klasse" typisch ist ebenso der Preis, wer den EQS-Luxus erleben möchte sollte sein Sparschwein gut gefüttert haben. Das Einstiegsmodell des EQS 580 4MATIC startet ab 139.479,90 Euro, der Testwagen mit diversen Sonderausstattungen kostet rund eine Mercedes B-Klasse mehr und liegt bei 177.310,00 Euro.

Mike Neumann / mid

Technische Daten Mercedes EQS 580 4MATIC:

- Länge / Breite / Höhe: 5.22 / 1.93 / 1.51 Meter
- Motor: zwei Permanentmagnet- Synchronmaschinen (Vorderachse 140 kW, Hinterachse 245 kW)
- Batteriekapazität: 107,8 kWh (Netto)
- Systemleistung: 385 kW/524 PS
- Getriebe: Eingang-Automatik
- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 4,2 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
- Verbrauch WLTP: 18,3 - 21,4 kWh/100 km
- C02-Emissionen: 0 g/km
- Preis: ab 139.479,90 Euro

Dieser Artikel aus der Kategorie AUTOMOBIL wurde von Mike Neumann am 06.06.2022, 17:30 Uhr veröffentlicht.