MOTOR-EXCLUSIVE

Andreas Reiners - 19. August 2020, 14:21 Uhr MOTORSPORT

DS Techeetah: Underdog auf dem Höhenflug

Sie machen den Sport aus, sie prägen ihn, denn Fans lieben die Geschichten vom Underdog, der auszog, um den Großen das Fürchten zu lehren. David gegen Goliath - es gibt nicht viel, das fesselnder und faszinierender ist als der Kampf des Kleinen gegen die Großen. In der Formel E ist DS Techeetah seit Jahren der David.


Sie machen den Sport aus, sie prägen ihn, denn Fans lieben die Geschichten vom Underdog, der auszog, um den Großen das Fürchten zu lehren. David gegen Goliath - es gibt nicht viel, das fesselnder und faszinierender ist als der Kampf des Kleinen gegen die Großen. Wenn der Außenseiter dem Favoriten die Grenzen aufzeigt, wenn es ein Happy End gibt, ist die Freude groß, und das nicht nur bei den Protagonisten. In der Formel E ist DS Techeetah seit Jahren der David.

Und der Rennstall ärgert die Großen in der Elektrorennserie mit beeindruckender Konstanz so nachhaltig, dass sich die Frage stellt: Wer ist denn jetzt hier der Goliath? Und wer der David?

Die Saison 2019/20 war eine Demonstration der Stärke, das Team bejubelte sowohl den Team-, und dank Antonio Felix da Costa auch den Fahrertitel. Es ist fast schon ein gewohntes Bild, könnte man sagen: Nach den Fahrertiteln durch Jean-Eric Vergne 2017/18 und 2018/19 sowie dem Teamtriumph in der Vorsaison gelang in dieser Saison die Titelverteidigung.

Aber wie: Mit vier Siegen, neun Podiumsplätzen, fünf Pole Positions und drei schnellsten Rennrunden in elf Formel-E-Rennen übertraf DS Techeetah die Konkurrenz mit beachtlichem Abstand. Denn erstmals beendeten ein Team (+77 Punkte) und ein Fahrer (+71 Punkte) eine Saison mit so großem Vorsprung und mit einem so hohen Punktedurchschnitt pro Rennen (22,18). Und das gegen namhafte Konkurrenz wie Nissan, BMW, Audi, Mercedes, Jaguar, Porsche, Mahindra, Dragon/Penske und Nio sowie die Privatteams Virgin und Venturi. 2021 wird die Plattform übrigens aufgewertet, dann bekommt die Formel E offiziell WM-Status.

"Wir haben ein echtes 'Dreamteam' und ich bin so glücklich, diese Meisterschaft mit diesem zusammen gewonnen zu haben", sagte der Portugiese da Costa nach seinem ersten Titel. Sein Triumph war so etwas wie die interne David-Geschichte, schließlich ist Teamkollege Vergne als Routinier, Mentor und Antreiber eine Schlüsselfigur im Kosmos DS Techeetah, dazu zweimaliger Champion. Er wurde diesmal Gesamtdritter: "Alle hier arbeiten unglaublich hart für unseren Erfolg. Es ist gut, dass die Saison nun zu Ende ist, denn ich bin nicht optimal aus der Pause gekommen. Ich brauche nun etwas Zeit, um nachzudenken und aus meinen Fehlern zu lernen, damit ich in der nächsten Saison stärker zurückkehren kann", sagte er.

Das Erfolgsrezept? Es ist wie so oft eine Mischung, vor allem ist es nach Jahren des Erfolgs längst kein Zufall mehr. Mark Preston ist als Teamchef das Herz des Projekts, das nach der Übernahme des 2014 gegründeten Aguri-Teams 2016 Fahrt aufnahm. Zunächst mit Renault-Antriebseinheiten unterwegs, wechselte man 2018/19 auf die Aggregate von DS Automobiles, die Premiummarke des französischen Automobilkonzerns Groupe PSA. Sie sind wiederum einer der wichtigen Faktoren auf der Strecke, da es in der Formel E aus Kostengründen viele Einheitsbauteile gibt.

"Es kann nicht oft genug gesagt werden: Wir haben das beste Team in der Startaufstellung", sagt Preston. Und nennt die Zutaten für den Erfolg: "Es wird von jedem Einzelnen verlangt, dass er in seinem Job hervorragende Leistungen erbringt. Das reicht von der Buchhaltung, dem Marketing und der Rechtsabteilung bis hin zum technischen Team aus Mechanikern und Ingenieuren. Unser Team besteht aus einzigartigen Menschen, die alles geben, um unseren Erfolg zu sichern - nur deshalb stehen wir heute hier."

Natürlich jubelte auch DS über den Erfolg. Zum einen nutzt man seit 2015 das in der Formel E erworbene Wissen, um elektrifizierte Modelle zu entwickeln. Zahlreiche Komponenten dieser Technologien, unter anderem der Elektromotor, die Batterie und das Software-Management-System, haben von den Erfahrungen aus der Formel E profitiert. Außerdem gibt es kaum ein besseres Marketing als den Erfolg auf der Strecke, und das gegen renommierte Hersteller.

Vor allem dann, wenn man der Underdog ist.

Andreas Reiners / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORSPORT wurde von Andreas Reiners am 19.08.2020, 14:21 Uhr veröffentlicht.