MOTOR-EXCLUSIVE

Andreas Reiners - 10. Dezember 2020, 11:12 Uhr MOTORSPORT

Mick Schumacher: Gelassen in das neue Abenteuer

Mick Schumacher hat den Formel-2-Titel geholt und will nun in der Formel 1 durchstarten. Der Hype ist groß, die Erwartungshaltung riesig. Doch der 21-Jährige bleibt noch völlig entspannt.


Wenn Mick Schumacher über Druck spricht, ist der 21-Jährige besonders gelassen. Locker. Entspannt. Der große Name? Die riesige Erwartungshaltung? Der große Hype? Die Vergleiche mit dem berühmten Vater? Das schüttelt Mick Schumacher offenbar alles ab und schiebt es zur Seite. "Druck mag es vielleicht geben, aber den merke ich nicht wirklich. Ich liebe diesen Sport, ich liebe, was ich mache. Deshalb fällt es mir leicht, an meinen Träumen zu arbeiten", sagte Mick Schumacher der Bild.

Das kann er ab sofort: Nach seinem Titelgewinn in der Formel 2 und der offiziellen Verpflichtung durch das Formel-1-Team Haas beginnt das Abenteuer Königsklasse jetzt bereits beim Saisonfinale in Abu Dhabi. Mick Schumacher bestreitet dort das erste freie Training und feiert damit sein Debüt an einem Rennwochenende.

Wie das so ist in diesem Geschäft, gibt es viele Ratschläge und zahlreiche Experten, die sich zu Wort melden. Auf einen wird er sicher hören: Sebastian Vettel. "Fahren kann Mick sowieso schon selbst, da brauche ich ihm keine Tipps mehr zu geben. Da geht es vielmehr um andere Dinge - neben der Rennstrecke. Und so wie Michael mir da Tipps gegeben hat, wenn ich sie hören wollte, so werde ich das auch tun, wenn Mick mich fragt", sagte Vettel bei Sport1.

Der 33-Jährige lobte Mick Schumacher in höchsten Tönen. "Ich bin für Mick das, was Michael für mich war. Mick ist ein toller Junge. Und ja, ich versuche, ihm zu helfen, wann immer es möglich ist", erklärte der Heppenheimer, der in Rekord-Weltmeister Michael Schumacher in seinen frühen Formel-1-Jahren selbst einen Mentor und Freund fand.

Auf wen er ebenfalls hören wird, ist sein Onkel Ralf, der Bruder von Michael. Der kann die ständigen Vergleiche mit dem Rekord-Weltmeister nicht mehr hören, denn diese Vergleiche schüren auch eine gewisse Erwartungshaltung. "Die ständigen Vergleiche: Ich finde es langweilig, und es gehört auch nicht dahin. Es ist der Mick, der seinen Job macht. Er wird seinen Weg alleine gehen und so sollte man ihn auch beurteilen. Was vor 20 Jahren war, hat heute nichts mehr zu suchen", sagte Ralf Schumacher bei Sky.

Mick Schumacher mag in der Formel 1 angekommen sein, Haas war zuletzt jedoch nur ein Hinterbänkler-Team. Realistische Erfolge sind deshalb Mittelfeld-Plätze, kein Podium oder gar Siege. Außerdem ist die Formel 1 ein Haifischbecken, eine völlig andere Welt als die Nachwuchsklassen. Größer, schneller, spektakulärer - und unbarmherziger.

"Man muss nicht übertreiben, die Erwartungen müssen realistisch sein. Wir sprechen über Haas, nicht über Mercedes", sagte Ralf Schumacher. "Der erste Fokus wird sein, sich ans Team zu gewöhnen. Mit Günther Steiner hat er einen super Teamchef, der auf junge Fahrer eingehen kann."

Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff warnt vor zu großen Erwartungen: "Er hat die Formel 2 gewonnen, das ist ein Zeichen, ein guter Rennfahrer zu werden, auch in der Formel 1. Diese Zeit, die ersten Schritte zu machen, muss man ihm geben. Zwei, drei Jahre sollte man ihm geben, sich zu entfalten. Vielleicht bekommt er dann eine Chance in einem Ferrari."

Unrealistische Träumereien sind das keine, denn Mick Schumacher ist Ferrari-Junior, eine enge Verbindung zu dem Traditionsteam, mit dem sein Vater fünf seiner sieben WM-Titel holte, ist also vorhanden. "Für mich ist der nächste Schritt Haas", betonte Mick Schumacher, auf Ferrari angesprochen. "Darauf konzentriere ich mich. Ich freue mich unheimlich, dass ich in die Formel 1 komme. Damit wird für mich ein Traum wahr. Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen."

Was auch auf ihn einprasselt: Mick bleibt locker und entspannt. Noch.

Andreas Reiners / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORSPORT wurde von Andreas Reiners am 10.12.2020, 11:12 Uhr veröffentlicht.