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2Vettels neuer Dienstwagen: Sand im Getriebe
mid Groß-Gerau - Auch bei Mercedes läuft bei den Formel-1-Testfahrten nicht alles rund. Mercedes
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Andreas Reiners - 15. März 2021, 11:44 Uhr MOTORSPORT

Vettels neuer Dienstwagen: Sand im Getriebe

Nach den Formel-1-Testfahrten in Bahrain gibt es rund zwei Wochen vor dem Saisonstart an gleicher Stelle erste Antworten. 2021 könnte der Titelkampf zwischen Mercedes und Red Bull Racing spannender werden. Sebastian Vettel erlebt einen Stotterstart, Mick Schumacher fühlt sich bereit.


Es sah ein bisschen danach aus, als sei Sebastian Vettel vom Regen in die Traufe geraten. Mal war es die Elektrik, dann das Getriebe oder aber der Motor - zahlreiche Probleme begleiteten den Ex-Weltmeister bei Testfahrten vor der Formel-1-Saison 2021. Nach seinem Wechsel von Ferrari zu Aston Martin geht es also erstmal holprig weiter.

Um es freundlich auszudrücken, denn die sowieso schon begrenzte Zeit von eineinhalb Tagen für Vettel wurde durch die Kinderkrankheiten an seinem Rennauto nochmals beschränkt. Am Ende fehlten ihm auf einige Konkurrenten mindestens 100 Runden.

Doch Sebastian Vettel ist entspannt. Er hat mit 33 Jahren genug erlebt. Er gibt zu, dass vor zehn Jahren Panik aufgekommen wäre. "Ich bin jetzt schon so lange dabei. Da beschäftigt einen das nicht mehr so sehr", sagte er. "Es ging jetzt etwas holprig los, aber die Saison ist ja noch lang. Ich bin sicher, dass wir all die kleinen Probleme lösen können und schon in zwei Wochen besser aufgestellt sind", so Vettel. Am 28. März 2021 findet in Bahrain das erste von 23 Saisonrennen statt.

Doch klar: Nach verpatzten Tests hört sich das erst einmal alles nach Durchhalteparolen an. Man müsse ruhig bleiben, sich Zeit nehmen und die Arbeit erledigen, meinte Vettel: "Es könnte besser sein, aber es hätte auch schlimmer kommen können."

Das angepeilte Ziel war Platz drei in der Konstrukteurs-WM, also die erste Kraft hinter Mercedes und Red Bull Racing zu sein. Klar ist nach den Tests: Auf Vettel und Aston Martin wartet noch jede Menge Arbeit. "Ich muss erst noch verstehen, wie das Auto gefahren werden will. Ich muss praktisch die Unterschiede zwischen meiner Vergangenheit und meiner Zukunft herausfinden", sagte Vettel.

Der viermalige Weltmeister kommt in ein neues Team, sitzt in einem neuen Auto mit einer anderen Philosophie. Sergio Perez, neu bei Red Bull, spricht zum Beispiel von einem Prozess, der fünf Rennen dauern kann. Vettel sieht das ähnlich. "Wir müssen noch viel über das Auto lernen, was das Setup angeht. Selbst wenn man ohne Probleme durchgekommen ist, kann man in anderthalb Tagen nicht alles über die neuen Autos und die neuen Reifen lernen. Es wird Zeit brauchen, richtig auf Tempo zu kommen - bei manchen mehr, bei anderen weniger."

Auch bei Mick Schumacher wird es dauern, auch er braucht als Rookie vor allem eines: Geduld. Das Testdebüt im Haas-Renner verlief ordentlich. ''Ich fühle mich bereit. Wir sind hier unter ganz unterschiedlichen Bedingungen gefahren. Ich freue mich auf den Saisonstart'', so Schumacher.

Der frühere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug gibt Mick Schumacher einen Rat für die erste Saison, die im unterlegenen Auto eine Herausforderung werden wir: "Seine Platzierungen liegen zwischen 15 und 20", sagte Haug dem TV-Sender Sky: "Wichtig ist: fahren, fahren, fahren, ins Ziel kommen und keine Crashs bauen."

Und wie sehen die Kräfteverhältnisse an der Spitze aus? Da scheint Mercedes ausgebremst worden zu sein. Zwar sind die Autos im Vergleich zur Saison 2020 nicht groß verändert worden, doch Regeländerungen am Unterboden treffen den Mercedes offenbar doch härter als gedacht. Die Weltmeister sind weder die Schnellsten, noch sind sie zuverlässig. Die Balance fehlt, nachdem der Abtrieb durch die Änderung reduziert wurde.

Noch ist die Konkurrenz vorsichtig. "Vor zwei Jahren hatten sie auch Probleme beim Testen, und dann wissen wir, was passiert ist", sagte Red-Bull-Racing-Teamchef Christian Horner: "Wir hatten 2021 im Gegensatz zu anderen Jahren einen schrecklichen Start", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: "Wir sind nicht schnell und haben Zuverlässigkeitsprobleme, aber es ist eine Situation, in der wir zeigen müssen, wie wir auf so etwas reagieren."

Andreas Reiners / mid

Dieser Artikel aus der Kategorie MOTORSPORT wurde von Andreas Reiners am 15.03.2021, 11:44 Uhr veröffentlicht.