MOTOR-EXCLUSIVE

Mirko Stepan - 30. November 2016, 14:30 Uhr AUTOMOBIL

Wie geil ist Geiz?

Dacia hat seinen Modellen Sandero, Sandero Stepway und Logan MCV eine Frischzellenkur verpasst und einen neuen Einstiegsmotor spendiert. Und den Duster bietet die Renault-Tochter endlich auch mit Doppelkupplungsgetriebe an. Allerdings nur mit einer Motor-Variante.

Dacia hat seinen Modellen Sandero, Sandero Stepway und Logan MCV eine Frischzellenkur verpasst und einen neuen Einstiegsmotor spendiert. Und den Duster bietet die Renault-Tochter endlich auch mit Doppelkupplungsgetriebe an. Allerdings nur mit einer Motor-Variante. Das günstigste Auto auf dem deutschen Markt, der günstigste Kombi, das günstigste SUV - sie alle haben etwas gemeinsam: Im Kühlergrill prangt das Dacia-Logo.

Bei der Sandero-Reihe und beim Logan MCV orientiert sich das neue Front-Design am größeren Duster. Der Kühlergrill ist jetzt mit Waben-Gittern versehen, und die Frontscheinwerfer sind mit LED-Technik ausgerüstet. Die neue "Lichtsignatur" - so heißt das bei Dacia, soll die Marke leichter identifizierbar machen. Viel spannender als das aufgefrischte Äußere, zu dem auch neue LED-Rückleuchten gehören, ist aber, was unter der Haube passiert. Logan MCV und Sandero haben nämlich einen neuen und bisher der rumänischen Renault-Tochter vorenthaltenen 3-Zylinder-Motor bekommen, der 54 kW/73 PS leistet.

Bei der Testfahrt im Sandero hat sich das Aggregat als äußerst laufruhig und trotz der überschaubaren Leistung als recht agil erwiesen. Mit ausreichend Drehzahl bringt der Sauger den Kleinwagen ordentlich in Fahrt - unter 2.500 Umdrehungen pro Minute sollte die Nadel des Drehzahlmessers aber nicht fallen, sonst ist es vorbei mit dem Vorwärtsdrang. Bei einer hundert Kilometer langen Ausfahrt über kroatische Küstenstraßen hat sich der Sandero mit 1,0-Liter-Motor gerade einmal 5,7 Liter Benzin gegönnt - nur einen halben Liter mehr als der offizielle Wert. Und das zu einem Preis von 6.890 Euro. So ist Geiz recht geil.

Allerdings werden sich die wenigsten Kunden - fast alle Dacia-Käufer sind Privatleute - einen "nackten" Sandero bestellen. Dann ist nämlich noch nicht einmal ein Radio an Bord. Der Testwagen ist in der Top-Ausstattung Lauréate vorgefahren, zu der unter anderem ein Tempomat gehört. Auch eine Rückfahrkamera war an Bord - dann werden zum Preis von 9.090 Euro noch 530 Euro extra fällig, weil diese Einparkhilfe nur in Kombination mit dem Infotainment-System mit Navi (Media-Nav Evolution) zu haben ist. Dennoch: für unter 10.000 Euro bekommen die Kunden ziemlich viel Auto.

Klar, ein paar Einschränkungen muss man dann in Kauf nehmen, etwa viel Hartplastik im Innenraum. Die Materialauswahl ist aber vergleichbar mit Modellen anderer Hersteller im Niedrigpreis-Segment. Und die Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck. Geklappert hat nichts während der Testfahrt, und auch das Fahrwerk ist angenehm abgestimmt. Nicht straff, aber auch nicht zu weich, insgesamt sehr komfortabel. Sehr gut: die festen bequemen Sitze, die dem großen Duster auch gut tun würden.

Der Duster hat Modell gestanden für das neue Gesicht des Sandero und der beiden anderen aufgefrischten Dacia. Aber auch er ist nicht leer ausgegangen beim Erneuerungs-Marathon. Im Duster ist erstmals das Doppelkupplungsgetriebe EDC zu haben, und zwar für den Duster dCi 110 4x2. Das 6-Gang-Automatikgetriebe schaltet kaum merkbar durch die Gänge und tut dem günstigsten SUV auf dem deutschen Markt wirklich gut. Sicherlich wird so mancher Kunde die Option bestellen, die ab Frühjahr 2017 verfügbar sein wird.

Dass es EDC nicht für die Allradvariante des 109-PS-Turbodiesels geben wird, dürfte nicht dramatisch sein - die meisten Duster-Fahrer sind sicherlich, wie bei allen SUV, eher aufs Stadtgebiet als auf den Offroad-Park fixiert. Dennoch wäre es sicherlich ein interessantes Angebot, wenn es das klasse Automatikgetriebe auch für andere Motorenvarianten und Allrad gäbe. In Kombination mit dem bekannten Turbodiesel macht es jedenfalls eine sehr gute Figur. Und auch 5,8 Liter Verbrauch auf der Überlandfahrt können sich sehen lassen.

Insgesamt macht der Duster eine gute Figur, vor allem mit seinem großzügigen Raumangebot kann er glänzen: Der Gepäckraum fasst 475 Liter (443 Liter bei den Allradversionen), sind die Rücksitzfläche hochgeklappt und die Rücksitzlehne umgelegt, steigt das Volumen auf 1.636 Liter (1.604 Liter beim Duster 4x4). Viele Ablagemöglichkeiten und Extras wie das Multimedia-Navigations-System Media-Nav Evolution (180 Euro, serienmäßig bei "Prestige") sorgen dafür, das sich die Passagiere wohl fühlen können und eben nicht das Gefühl aufkommt, der günstige Preis bedeute vor allem eines: Verzicht.

Deshalb ist auch hier Geiz irgendwie geil - ab 10.690 Euro ist der Duster zu haben. In der Top-Ausstattung "Prestige" ist der Fronttriebler ab 16.590 zu haben - das Doppelkupplungsgetriebe wird 1.200 Euro extra kosten.

Mirko Stepan/mid

Technische Daten Dacia Sandero SCe 75:
Viertüriger, fünfsitziger Kleinwagen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,06/1,73/1,52/2,59, Kofferraumvolumen: 475 und 1.636 l, Wendekreis: 10,7 m, Leergewicht: k.A. , max. Zuladung: k.A., Tankinhalt: 50 l.
Motor: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, Leistung: 54 kW/73 PS bei bei 6.300/min, max. Drehmoment: 97 Nm bei 3.500/min, 5-Gang-Schaltgetriebe, 0-100 km/h: 14,5 s, Höchstgeschwindigkeit 162 km/h, Verbrauch: 5,2 l Benzin auf 100 km, CO2-Emission: 117 g/km. Preis: ab 6.890 Euro.

Technische Daten Dacia Duster dCi 110 4x2 EDC:
Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-SUV, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,32/1,82/1,63/2,67, Kofferraumvolumen: 320 und 1.200 l, Wendekreis: 10,4 m, Leergewicht: 1.044 kg, max. Zuladung: 446 kg, Tankinhalt: 50 l.
Motor: 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel, Leistung: 80 kW/109 PS bei 4.000/min, max. Drehmoment 250 Nm bei 1.750/min, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 11,9 s, Höchstgeschwindigkeit 168 km/h, Verbrauch: 4,5 l Diesel auf 100 km, CO2-Emission: 116 g/km. Preis: ab 16.590 Euro.

Dieser Artikel aus der Kategorie AUTOMOBIL wurde von Mirko Stepan am 30.11.2016, 14:30 Uhr veröffentlicht.