MOTOR-EXCLUSIVE

Thomas Schneider - 13. Dezember 2016, 17:24 Uhr AUTOMOBIL

Wasserstoff-Mobilität funktioniert hier und heute

Er fährt emissionsfrei weiter als jeder Tesla, ist in wenigen Minuten wieder aufgetankt und befördert komfortabel bis zu fünf Personen: Mit dem ix35 mit Brennstoffzelle hat Hyundai - wie auch später Toyota mit dem Mirai - bewiesen, dass die Wasserstoff-Mobilität bereits heute technisch problemlos funktioniert. Das Öko-SUV mit 600 Kilometer Reichweite fährt sich erstaunlich einfach.

Er fährt emissionsfrei weiter als jeder Tesla, ist in wenigen Minuten wieder aufgetankt und befördert komfortabel bis zu fünf Personen: Mit dem Brennstoffzellen-Fahrzeug ix35 hat Hyundai - wie auch später Toyota mit dem Mirai - bewiesen, dass die Wasserstoff-Mobilität bereits heute technisch problemlos funktioniert. Das Öko-SUV mit 600 Kilometer Reichweite fährt sich erstaunlich einfach - nämlich genauso wie ein konventioneller Verbrenner - und ist voll alltagstauglich.

Stellt man einem Otto-Normal-Autofahrer den Koreaner mit dem grünen Herzen zum Testen auf den Hof, wird der technisch wenig Interessierte den Unterschied vielleicht gar nicht bemerken. "Schön leise ist er", könnte dann ein Kommentar lauten. Und eigentlich ist die hochkomplizierte Technik den meisten auch völlig egal. Sie wollen bequem und zügig von A nach B kommen, am besten umweltfreundlich und nicht zu teuer.

Letzteres ist beim ix35 Fuel Cell einer der Knackpunkte, denn der Basispreis von 65.400 Euro muss ja seine Berechtigung haben. Das ist technikfernen Menschen nur schwer zu vermitteln. Daher das Wichtigste in aller Kürze: Als Antriebsaggregat dient ein Elektromotor, den eine Brennstoffzelle - in der aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom erzeugt wird - mit Strom versorgt. Einziges Abfallprodukt ist Wasserdampf.

Dass diese technische Errungenschaft - bei batterieelektrischen Autos ist es ähnlich - beim Verbraucher nicht ankommt, ist zwar schade, aber nun einmal Fakt. Und das kann eine schmerzhafte Sache sein, insbesondere für den Hersteller. Denn der verkauft trotz riesigem Entwicklungsaufwand naturgemäß nur wenige Exemplare des eigentlich wegweisenden Fahrzeugs, in Europa sind nur etwas mehr als 300 davon unterwegs. Und die meisten davon fahren im Rahmen von Projekten durch die Lande. So hat Hyundai zum Beispiel der Linde Group in Pullach bei München 50 Exemplare für den Carsharing-Dienst BeeZero übergeben.

Doch kommen wir zum Positiven: Wer den Fahrersitz entert, wird vor keinerlei Probleme gestellt, wie es bei vielen technischen Neuerungen der Fall ist. Startknopf drücken, Wählhebel auf "D" und los geht's. Die Ledersessel sind bequem, das Lenkrad liegt gut in der Hand, die Anzeigen wirken vertraut. Das SUV kommt nach dem Tritt aufs Gaspedal flott voran - wie bei allen Autos mit Elektroantrieb liegen die 300 Newtonmeter Drehmoment sofort an.

Da fühlt sich der Fahrer auf den ersten Metern wie in einem sehr sportlichen Fahrzeug, von Öko-Schaukel keine Spur. Beim Ampelstart ist der ix35 gut dabei, legt dann aber nicht wie ein Verbrenner weiter zu, sondern lässt eher nach, weshalb Tempo 100 erst nach 12,5 Sekunden erreicht ist. Genügend Durchzug hat der 1.921 Kilo schwere Wagen aber immer. Und auf der Autobahn erreicht der Wasserstoff-ix35 160 km/h Spitze. Langstreckenfahrten sind kein Problem, und das gilt auch für den Innenraum.

Das Platzangebot im 4,41 Meter langen ix35 ist gut, der Tank ist unter der Kofferraum-Abdeckung platziert. Dennoch verbleiben mindestens 591 Liter als Fünfsitzer und bis zu 1.436 Liter mit umgeklappter Rückbank. Und Ablagen sind im gesamten Auto vorhanden. Die Ausstattung ist üppig, alles andere wäre in dieser Preisklasse auch nicht akzeptabel, Umwelt-Anspruch hin oder her. Und so gibt es neben vielem anderen standardmäßig beheizbare Ledersitze, einen Tempomat, eine Alarmanlage, ein 7-Zoll-Touchscreen-Navi mit dynamischer Routenführung und Rückfahrkamera sowie eine gute Audioanlage. Dazu kommen Assistenten unter anderem für Regen, Licht und für das Bremsen in Notsituationen. So lässt es sich leben hinterm Steuer.

Das Paket, das Hyundai geschnürt hat, wirkt durchaus stimmig. Doch für Interessenten stellt sich schnell die Frage: Wo kann ich eigentlich tanken? Antwort: Bislang nur an einigen wenigen Tankstellen, bis Ende 2016 sollen es 50 Stationen sein. Das ist mehr als mager. Zwar steuert Hyundai jetzt gegen und hat im November 2016 selbst eine Tankstelle an seiner Zentrale in Offenbach eröffnet - die erste öffentlich zugänglich übrigens-, doch das wirkt wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Schon 2002 wurde zum Zweck der Verbreitung der heute ausgereiften Technik die Initiative Clean Energy Partnership gegründet - bislang ohne durchschlagenden Erfolg.

Thomas Schneider / mid

Technische Daten Hyundai ix35 Fuel Cell:
Fünftüriges SUV mit fünf Sitzplätzen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,41/1,82/1,66/2,64, Leergewicht: 1.921, Zuladung: 329 kg, Kofferraumvolumen: 591 bis 1.436 l, Wendekreis 10,58 m.
Antrieb: Elektromotor (Drehstrom-Asychronmotor), Leistung: 100 kW/136 PS ab 0/min, max. Drehmoment: 300 Nm ab 0/min, Batterie: Lithium-Ionen-Polymner mit 24 kW Ausgangsleistung und 0,95 kWh, 0-100 km/h: 12,5 s, Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h, 1-Gang-Reduktionsgetriebe, Frontantrieb, Durchschnittsverbrauch: 0,95 kg Wasserstoff/100 km, Testverbrauch 14 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0, Reichweite: 594 km, Preis: ab 65.400 Euro.

Dieser Artikel aus der Kategorie AUTOMOBIL wurde von Thomas Schneider am 13.12.2016, 17:24 Uhr veröffentlicht.